In der Lichtfalle: IPHT Jena optimiert Solarzellen

Wissenschaftler des Institutes fĂŒr Photonische Technologien (IPHT) stellen ein innovatives Herstellungsverfahren fĂŒr NanodrĂ€hte vor. Mit ihm kann eine neue effiziente Generation von Solarzellen realisiert werden.

Ende Juni beschloss der Deutsche Bundestag den Ausstieg aus der Kernenergie. Die Herausforderung liegt nun in einer Wende hin zu einem grĂ¶ĂŸeren Anteil erneuerbarer Energien. Die effiziente Nutzung von Wind- und Sonnenenergie erhĂ€lt damit noch höhere Bedeutung. Wissenschaftler des IPHT haben zusammen mit Kollegen des Max-Planck Instituts fĂŒr die Physik des Lichts (MPL) in Erlangen jetzt ein neues Herstellungskonzept fĂŒr Solarzellen vorgestellt.
Auf einer Siliziumscheibe werden durch einfache Chemie im Becherglas NanodrĂ€hte erzeugt. GlĂ€nzt so ein Wafer normalerweise blĂ€ulich und reflektiert wie ein Spiegel, erscheint er nach dem Verfahren dunkel-matt wie Samt. Betrachtet man die Siliziumscheibe unter einer UV-Lampe, leuchten die hergestellten Nanostrukturen rot auf. „Hierin liegt der SchlĂŒssel fĂŒr zukĂŒnftige hocheffiziente und kostengĂŒnstige Solarzellen“, berichtet der Diplom-Physiker Björn Hoffmann. Zusammen mit seinen Kollegen aus der Forschungsabteilung Halbleiter-Nanostrukturen des IPHT, geleitet von Frau Dr. Silke Christiansen, arbeitet er an der Herstellung und Charakterisierung der NanodrĂ€hte sowie ihrer Integration in anwendbare Solarzellen.
Der Durchmesser eines Drahtes entspricht etwa dem 10.000sten Teil der Dicke eines menschlichen Haares. Licht im WellenlĂ€ngenbereich von 300 bis 1100 nm wird zu 90 Prozent von solch einer Schicht aus NanodrĂ€hten absorbiert. „Die dĂŒnnen DrĂ€hte sind ideale Lichtfallen. Einmal in ihnen gefangen, kann das Licht nicht wieder heraus“, erklĂ€rt Hoffmann. Der Herstellungsprozess ist sehr einfach, effektiv und kostengĂŒnstig. Er erfolgt in zwei Schritten. Als erstes werden aus einer Lösung Silber-Nanopartikel auf der OberflĂ€che des Wafers aus Silizium abgeschieden. Dann erfolgt das nasschemische Ätzen der Nanostrukturen mit einem Wasserstoffperoxid-FlusssĂ€ure-Gemisch. Die Silber-Nanopartikel sinken dabei in das Silizium. Es entstehen so unendlich viele DrĂ€hte, die den Wafer aufgrund der hohen Absorption des sichtbaren Lichts schwarz erscheinen lassen.
Die fĂŒr eine Solarzelle notwendigen Kontakte und Isolationsschichten zur Ladungstrennung werden in weiteren Schritten auf die NanodrĂ€hte aufgebracht. In einem geeigneten Aufbau aus diversen leitfĂ€higen und isolierenden Schichten kann das eingefangene Licht in elektrische Energie umgewandelt werden. Die Gesamteffizienz so einer Nanodraht-Solarzelle liegt momentan bei 9,1 Prozent. Dieser Wert ist einer der weltweit höchsten, der mit DĂŒnnschicht-Silizium erreicht wurde. Herkömmliche Solarzellen (Siliziumwaferzellen) die derzeit die Landschaft auf heimischen DĂ€chern prĂ€gen, erreichen ein Wirkungsgrad von mehr als 18 Prozent. Allerdings erfordert die Herstellung solcher Waferzellen selbst einen hohen Energie- und Materialeinsatz. Hier sollen die Nanodraht-Solarzellen nach weiterer Entwicklung deutlich kostengĂŒnstiger sein.
Die Wissenschaftler wollen nun mit Hilfe von Industriepartnern ihr Konzept in einen industriellen Herstellungsprozess ĂŒbertragen. Angedacht ist die Produktion zum Beispiel auf Glas oder Folien. Letzteres wĂŒrde eine Herstellung Ă€hnlich des Prozesses des Zeitungsdruckens ermöglichen. DarĂŒberhinaus soll das Material weiter optimiert werden, so dass die Effizienz auf ĂŒber 15 Prozent gesteigert werden kann.
Im open-access InTech Verlag erschien dieser Tage das Buch „Nanowires - Fundamental Research“. In einem Kapitel beschreibt die IPHT/MPL Forschungsgruppe ihre Ergebnisse und die Vorteile des Verfahrens gegenĂŒber anderen Herstellungsverfahren. Das Buch soll zur Förderung dieser Technologie beitragen. Zeigt es doch, dass sie das Potential besitzt Herausforderungen wie die Energiewende erfolgreich anzugehen.
DarĂŒberhinaus wurde das Team mit dem dritten Platz im Last-Minute Demonstrator Award des Excellence Clusters‚ Engineering of Advanced Materials der Friedrich-Alexander-UniversitĂ€t Erlangen-NĂŒrnberg ausgezeichnet. In mehr als 90 Projekten arbeiten ĂŒber 200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. In acht Disziplinen entlang der Wertschöpfungskette vom MolekĂŒl bis zum Material tragen sie Ergebnisse zusammen und kooperieren dabei auch mit außeruniversitĂ€ren Forschungseinrichtungen und ausgewĂ€hlten Industriepartnern.
Link zum Buchkapitel:
http://www.intechopen.com/articles/show/title/wet-chemically-etched-silicon-nano...
Ihr Ansprechpartner:
Dr. Vladimir Sivakov
Abteilung Halbleiter-Nanostrukturen
Telefon +49 (0) 3641 206-440
Telefax +49 (0) 3641 206-499
vladimir.sivakov@ipht-jena.de

Weitere Informationen:
http://www.ipht-jena.de



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