EuropÀische Bioenergiepolitik auf Kollisionskurs

Die EuropĂ€ische Union muss ihre derzeitige Bioenergiepolitik beenden, da sie im Widerspruch zu den globalen Nachhaltigkeitszielen und dem Pariser Klimaabkommen steht: Sie fĂŒhrt zu einer Zunahme von Landkonflikten, Armut und UmweltschĂ€den wie Beispiele aus Afrika, Asien und Lateinamerika zeigen. Der neue Oxfam-Bericht „Burning land, burning the climate“ zeigt außerdem, dass die Ausgaben der Biosprit-Hersteller fĂŒr die Einflussnahme auf europĂ€ische Institutionen genauso hoch sind, wie die der Tabak-Lobby.

Am 7. Dezember diskutiert EU-Kommission die Überarbeitung ihrer Bioenergie-Politik. Der neue Oxfam Bericht „Burning land, burning the climate“ zeigt, dass dies dringend nötig ist. “Die EU verfolgt eine falsche Strategie, die mit ihren entwicklungs- und klimapolitischen Zielen kollidiert. Die aktuelle Bioenergiepolitik der EU fĂŒhrt zu Vertreibung, Armut und Hunger“, kritisiert Oxfams Agrarexpertin Marita Wiggerthale.
Bis 2030 könnte die globale Biosprit-Industrie rund 600.000 Quadratkilometer fĂŒr sich vereinnahmen – eine FlĂ€che so groß wie Frankreich. Oxfams Bericht dokumentiert zahlreiche FĂ€lle aus Tansania, Peru und Indonesien, bei denen Menschen von ihrem Land vertrieben und Waldgebiete abgeholzt werden, um Pflanzen fĂŒr die Produktion von Biosprit anzubauen. So weist die indonesische NGO Sawit Watch allein im Jahr 2014 auf 731 Landkonflikte hin, die mit dem Palmölanbau zusammenhĂ€ngen. Der europĂ€ische Palmölmarkt, Indonesiens zweitgrĂ¶ĂŸter Exportmarkt fĂŒr Palmöl, ist heute doppelt so groß wie 2003, dem Jahr der EinfĂŒhrung der europĂ€ischen Biosprit-Ziele. Auch klimapolitisch ist Biosprit ein Irrweg: Bei der Umwandlung des Landes zu AckerflĂ€chen und deren agrarindustriellen Bewirtschaftung entstehen immense Mengen an Treibhausgasen.

ÜbermĂ€chtige Biosprit-Lobby blockiert Reformen

Hinter den Kulissen blockieren massive Lobby-AktivitĂ€ten notwendige Reformen: In BrĂŒssel arbeiten rund 400 Lobbyisten in der Biosprit-Industrie, von der Rohstoffproduktion bis hin zu Biosprit-Herstellern. Insgesamt haben diese im vergangenen Jahr rund 14 Millionen Euro ausgegeben, um ihre GeschĂ€ftsinteressen in BrĂŒssel durchzusetzen. Ihre Ausgaben fĂŒr die Einflussnahme auf europĂ€ische Institutionen sind damit genauso hoch, wie die der Tabaklobby. „Um den Hunger zu beenden und den Klimawandel zu begrenzen, muss sich die EU aus dem Zugriff der Biosprit-Industrie und ihrer VerbĂŒndeten befreien“, so Wiggerthale.

Der Bundesrat weist in Sachen Biosprit den Weg

Oxfam fordert seit Langem, die Förderung von Biosprit bis 2020 abzuschaffen. Mitte September 2016 hat sich endlich auch der Bundesrat dafĂŒr ausgesprochen, dass aus Nahrungsmittel­pflanzen hergestellte Biokraftstoffe nach 2020 nicht mehr öffentlich gefördert werden sollten. Um dies möglich zu machen, muss Deutschland nicht auf die bevorstehende europĂ€ische Reform der Bioenergie-Politik warten. Aktuell steht die Umsetzung der letzten Reform der Erneuerbaren-Energien-Richtlinie (2015/652) auf Bundesebene an, die ausreichend politischen Spielraum bietet, die öffentliche Förderung von Biokraftstoffen einzustellen. „Die Bundesregierung darf diese Chance nicht verstreichen lassen“, fordert Wiggerthale. „Zudem sollte sie sich bei den EU-Verhandlungen zur Bioenergiepolitik dafĂŒr einsetzen, dass die öffentliche Förderung schnellstmöglich auch auf europĂ€ischer Ebene eingestellt wird.“

Hintergrund:

  • Am 7. Dezember tagt die EU-Kommission, um eine neue Richtlinie zu Erneuerbaren Energien und Bioenergie-Politik zu diskutieren.
  • Biokraftstoffe und andere Formen von Bioenergie machen ĂŒber 60 Prozent der Energie aus, die die EU als erneuerbar bezeichnet und als Mittel gegen den Klimawandel einstuft.
  • Der Anstieg des Verbrauchs von nicht-nachhaltiger Bioenergie ist vor allem folgende Richtlinien zurĂŒckzufĂŒhren: die EU-Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED), die KraftstoffqualitĂ€tsrichtlinie (Fuel Quality Directive (FQD) oder der EU Emissionshandel (ETS)

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Pressemitteilung von Oxfam Deutschland e.V.

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