Erneuerbare Energien verursachen indirekte Kosten in Milliardenhöhe

In der gemeinsamen Pressemitteilung weisen die TU Berlin und die WirtschaftsVereinigung Metalle darauf hin, dass Gesetzliche Regelungen zum Schutz stromintensiver Unternehmen ins Leere laufen

Die Novelle des Gesetzes zum Ausbau der Erneuerbaren Energien (EEG) sieht im Jahr 2009 durchschnittlich eine starke Anhebung der VergĂŒtungssĂ€tze vor. Neben den direkten Kosten ist in den kommenden Jahren ein erheblicher Anstieg der indirekten Kosten im Zusammenhang mit dem Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zu erwarten. Bereits im Jahr 2006 hat die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Quellen die inlĂ€ndischen Stromverbraucher nicht nur mit der EEG-Umlage in Höhe von rund einem Cent je Kilowattstunde belastet, sondern zusĂ€tzlich indirekte Kosten in Höhe von rund 445 Millionen Euro verursacht.
 
Prof. Dr. Georg Erdmann, Leiter des Fachgebietes Energiesysteme an der TU Berlin, berechnete im Auftrag der WirtschaftsVereinigung Metalle (WVM), dass die indirekten Kosten der Erneuerbaren Energien bis 2020 auf mindestens 3,3 Milliarden Euro pro Jahr ansteigen werden. Das bedeutet fĂŒr die stromintensiven Industrien in Deutschland einen Aufschlag von ĂŒber 0,7 Cent je Kilowattstunde.

Im kĂŒrzlich neugefassten Gesetz zum Ausbau der Erneuerbaren Energien (EEG) wurde verankert, dass die EEG-Belastung stromintensiver Unternehmen des produzierenden Gewerbes auf maximal 0,05 Cent/kWh begrenzt wird, um die internationale WettbewerbsfĂ€higkeit der Unternehmen zu erhalten. Diese Begrenzung erfasst lediglich die direkten Kosten der Förderung. Die starke und gesetzlich nicht eingeschrĂ€nkte Zunahme der indirekten Kosten werde dagegen voll auf die Unternehmen durchschlagen, kritisiert die WVM und fordert eine Freistellung der Unternehmen von den indirekten Kosten.

Die Erdmann-Studie geht davon aus, dass das novellierte EEG zu einem weiteren massiven Ausbau der Windenergienutzung in Deutschland fĂŒhren wird. FĂŒr 2020 wird mit einer installierten Windenergieleistung von 45.000 MW onshore und 20.000 MW offshore gerechnet. Die Stromproduktion der Anlagen wird dann bei einem stark fluktuierenden Anlagenbetrieb jĂ€hrlich rund 152 Milliarden Kilowattstunden betragen.

Um die neuen Anlagen an das vorhandene Stromnetz anzuschließen, sind nach Berechnungen der Wissenschaftler Investitionen von insgesamt rund 6 Milliarden Euro notwendig. Diese Kosten deckt das EEG nicht ab, sondern sind von den Stromnetzbetreibern aufzubringen. Das hat eine Weitergabe an die Verbraucher zur Folge. FĂŒr das Jahr 2020 fĂŒhrt dies zu anteiligen Mehrkosten von 540 Millionen Euro.

Es sind NetzverstĂ€rkungen auf 400 Kilometer LĂ€nge und Netzneubauten auf 850 Kilometer LĂ€nge erforderlich, um das zusĂ€tzliche Stromangebot sicher und verlĂ€sslich zu transportieren. Die Kosten dafĂŒr betragen 1,1 Milliarden Euro oder anteilig 270 Millionen Euro fĂŒr das Jahr 2020. Die Gutachter haben darĂŒber hinaus die Kosten fĂŒr Energieverluste, Maßnahmen zum Erhalt der Netzsicherheit berechnet. Erhebliche Kosten verursacht die natĂŒrliche Schwankung der Windstromerzeugung. Notwendige Ausgleichsmaßnahmen werden im Jahre 2020 mit ĂŒber 1,3 Milliarden Euro beziffert.

In die Untersuchung wurden mögliche preissenkende Wirkungen der Windenergienutzung ebenfalls einbezogen. Im Zentrum der Betrachtungen stand der sogenannte Merit-Order-Effekt. Verschiedene Untersuchungen der jĂŒngsten Zeit hatten errechnet, dass bei hoher Windstromerzeugung die Tagespreise an der Strombörse zwischen 3,17 und 7,83 Euro je Megawattstunde sinken. Bezogen auf das jeweilige Handelsvolumen der EEX (European Energy Exchange) hĂ€tte dies eine Entlastung der Stromverbraucher von 490 Millionen Euro im Jahre 2006 zur Folge gehabt. In der vorliegenden Untersuchung von Prof. Erdmann werden diese Hochrechnungen massiv bezweifelt. AussagekrĂ€ftige Angaben zum Merit-Order-Effekt der Windstromerzeugung setzen nach Ansicht von Prof. Erdmann zunĂ€chst eine verbesserte Transparenz bei der Vermarktung von EEG-Strom voraus. Bei einem Zeithorizont bis 2020 wird es keinen die Stromverbraucher entlastenden Merit-Order-Effekt geben. Die EEG-bedingten negativen Auswirkungen auf Kraftwerksinvestitionen bewirken das Gegenteil.

Die Brennstoffersparnis der Windstromerzeugung beziffern die Wissenschaftler fĂŒr 2020 auf insgesamt 270 Millionen Euro. Dem stehen Kosten fĂŒr die Vorhaltung von Reservekraftwerken in Höhe von knapp 1,2 Milliarden Euro gegenĂŒber.

Die bis 2020 parallel mit dem Ausbau der Windenergie stark zunehmenden indirekten Kosten der Erneuerbaren Energien erfordern nach Ansicht von Prof. Erdmann eine gesetzliche Regelung, um die WettbewerbsfÀhigkeit stromintensiver Industrien zu erhalten. Die bisherige Begrenzung nur der direkten Kosten sei nicht mehr hinreichend.

Die Studie finden Sie online unter:
www.ensys.tu-erlin.de/menue/research/publications/.

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz:
www.eeg-aktuell.de/

European Energy Exchange:
www.eex.com/de/

Weitere Informationen erteilen Ihnen: WirtschaftsVereinigung Metalle, Kommunikation, Dirk Langolf, Wallstr. 58, 10179 Berlin, Tel. 030/72 62 07-111, Fax 030/72 62 07-199, E-Mail: Langolf@wvmetalle.de, www.wvmetalle.de oder Prof. Dr. Georg Erdmann, Fachgebiet Energiesysteme, TU Berlin, Einsteinufer 25, 10587 Berlin, Tel.: 030/314-22890, www.ensys.tu-berlin.de/
 
Dr. Kristina R. Zerges, Presse- und Informationsreferat
Technische UniversitÀt Berlin



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