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Deutsche Umwelthilfe zeigt Umweltvorsprung von reinen E-Autos gegenüber Verbrennern auf
• DUH-Analyse zeigt: Batterieantrieb insgesamt
umweltverträglichste Pkw-Antriebsform – auch im Vergleich zu E-Fuels und
Wasserstoff
• Fehlende Effizienzkennzeichnung und Verbrauchs-Obergrenzen führen allerdings zu immer größeren und schwereren Elektro-SUV
• Ausbau erneuerbarer Energien, Effizienz- und
Lieferkettenstandards sowie strenge Vorgaben zu Recycling und
Wiederverwendung notwendig, um Umwelt- und Klimaschutzpotenzial der
E-Mobilität auszuschöpfen
• Antriebswende reicht allein nicht aus: DUH
fordert Halbierung der Gesamtzahl der Autos und massiven Ausbau von
Fuß-, Rad- und öffentlichem Nahverkehr
Berlin, 1.2.2023: Elektroautos sind klima-
und umweltverträglicher als solche mit Brennstoffzelle oder
Verbrennungsantrieb – egal ob fossile Kraftstoffe, E-Fuels oder
Agrosprit eingesetzt werden. Das legt ein Faktencheck nahe, mit dem die
Deutsche Umwelthilfe (DUH) weit verbreiteten anderslautenden Aussagen
entgegentritt. Mit Sorge betrachtet die DUH immer größere neue
Elektro-SUV insbesondere aus deutscher Produktion mit astronomisch hohem
Stromverbrauch im realen Straßenverkehr. Dies ist nur möglich, weil
Wirtschaftsminister Habeck seine schützende Hand über die Autokonzerne
hält und eine ehrliche Effizienzkennzeichnung auch und gerade für
Elektroautos seit einem Jahr blockiert.
Um das Potenzial der
Elektromobilität voll auszuschöpfen, fordert die DUH gezielte Anreize
für kleine und leichte Elektroautos mit geringem Stromverbrauch und
nicht zu großen Batteriespeichern, die Festlegung von anspruchsvollen
Effizienzstandards, verbindliche Mindestquoten für die Wiederverwendung
und das Recycling der Batterien sowie hohe Nachhaltigkeitsstandards bei
der Rohstoffgewinnung. Das Elektroauto ist für die DUH aber nicht die
Lösung des Verkehrsproblems, eine reine Antriebswende vom Verbrenner zum
Batterieantrieb reicht nicht aus. Notwendig ist eine grundsätzliche
Mobilitätswende – weg vom motorisierten Individualverkehr und hin zu
Fuß, Rad- und öffentlichem Nahverkehr.
„Unsere Untersuchung
zeigt: Abgesehen von den übergroßen Elektro-Stadtpanzern sind reine
Elektroautos bereits heute klima- und umweltschonender als
Verbrenner-Autos. Leider hat auch die aktuelle Ampelregierung die
Herausforderung des anhaltenden SUV-Booms nicht im Blick. So fehlt etwa
nach wie vor eine realistische Bewertung der Effizienz von E-Autos, da
das zuständige Wirtschaftsministerium eine Anpassung der
Verbrauchskennzeichnung nach wir vor nicht vorgelegt hat. Daher erleben
wir derzeit ein Überrollen unserer Städte nicht nur mit Diesel-SUV,
sondern zunehmend auch mit riesigen Elektro-SUV, die trotz hohem
Stromverbrauch wie ein Fahrrad bewertet werden, was den CO2-Ausstoß
angeht – nämlich mit 0 Gramm pro Kilometer. Ein vollständiger Ersatz von
48 Millionen Autos mit genauso vielen und vielleicht sogar noch
größeren Elektroautos ist keine Lösung“, sagt DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz.
Für
ihre Analyse hat die DUH eine Betrachtung der Umwelt- und Klimafolgen
über den gesamten Lebenszyklus vorgenommen. Demnach hat der
Batterieantrieb unter anderem bei Wirkungsgrad, CO2-Ausstoß,
Energieverbrauch und direkten Schadstoffemissionen deutliche Vorteile
gegenüber anderen Pkw-Antriebsarten. In Sachen Mineralien und Metalle
schneiden E-Autos jedoch schlechter ab. Im Gegensatz zu verbrannten
Kraftstoffen und Energieträgern können die Metalle in Batterien jedoch
weitgehend recycelt werden.
Philipp Sommer, Stellvertretender Leiter Kreislaufwirtschaft der DUH: „Im
Gegensatz zum Verbrennungsantrieb liegen für die mit dem
Batterieantrieb verbundenen Umweltprobleme bereits Lösungen auf dem
Tisch. So lassen sich die Umweltbelastungen durch den vermehrten Einsatz
von Ökostrom neue Batterietypen ohne kritische Rohstoffe und strengere
Recyclingvorgaben deutlich verringern. Darüber hinaus müssen
Effizienzstandards dazu beitragen, dass Elektroautos deutlich kleiner
und leichter werden. Für die Rohstoffgewinnung sind höchste
Nachhaltigkeitsvorgaben festzulegen und die Wiederverwendung
ausgedienter Antriebsbatterien als stationäre Stromspeicher muss zum
Standard werden. Das muss die EU-Kommission etwa mit den
Durchführungsverordnungen zur EU-Batterieverordnung, dem Gesetz über
kritische Rohstoffe und dem EU-Lieferkettengesetz jetzt dringend
umsetzen.“
Entgegen aller Branchenversprechen lassen sich die
Umweltschäden bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren nicht über
sogenannte alternative Kraftstoffe reduzieren. Agrokraftstoffe auf Basis
von Soja, Raps, Getreide und Co., die fossilem Sprit schon lange
standardmäßig beigemischt werden, sind unter Berücksichtigung des
enormen Flächenverbrauchs noch klimaschädlicher als fossile Kraftstoffe.
Die Herstellung von E-Fuels ist äußerst energieaufwändig und ihr
Einsatz in einem Verbrennungsmotor hochgradig ineffizient: Der
Wirkungsgrad von der Energiequelle bis zu den Rädern beträgt nur 15
Prozent – während der Batterieantrieb 75 Prozent erreicht. Kostbaren
erneuerbaren Strom für E-Fuels zu verschwenden, würde die Energiewende
und damit erfolgreichen Klimaschutz massiv erschweren. Dasselbe gilt für
die Herstellung von Wasserstoff für Brennstoffzellenfahrzeuge. Hier
liegt der Wirkungsgrad bei lediglich 35 Prozent.
Aktivitäten der DUH zu Batterien werden gefördert und ermöglicht durch die Unterstützung des Venture und Nature Fund VNF.Links:
Weiterführende Informationen zu Batterien und das Infopapier zur Umweltverträglichkeit des Elektroautos: https://www.duh.de/projekte/batterien/Weiterführende Informationen zur Verkehrswende und Infopapiere zu Agrokraftstoffen, E-Fuels und Hybrid-Autos: https://www.duh.de/themen/verkehr/Kontakt:
Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin
0170 7686923, metz@duh.de
Philipp Sommer, Stellvertretender Leiter Kreislaufwirtschaft
0151 74463368, sommer@duh.de
Dorothee Saar, Leiterin Verkehr und Luftreinhaltung
0151 16225862, saar@duh.de
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