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Circular Economy: Erstmalig über 90 Prozent aller mineralischen Bauabfälle umweltverträglich verwertet
Der effiziente Umgang mit Ressourcen ist in den vergangenen Jahren
zunehmend in den Mittelpunkt der politischen Debatten gerückt. So
definiert die Europäische Union im Rahmen ihrer Taxonomie den Übergang
in eine Circular Economy als eines von sechs zentralen
Nachhaltigkeitszielen. Dem Bausektor kommt dabei eine herausgehobene
Verantwortung zu, denn mehr als die Hälfte des deutschlandweiten
Abfallaufkommens besteht aus mineralischen Bauabfällen, davon entfallen
knapp 60 Prozent (58,7 Prozent) auf Boden und Steine.
Die
Initiative Kreislaufwirtschaft Bau hat am 6. Dezember 2024 ihren 14.
Monitoring-Bericht zum Aufkommen und Verbleib mineralischer Bau- und
Abbruchabfälle veröffentlicht. Der Bericht basiert auf den amtlichen
Daten des Statistischen Bundesamts und beschreibt die Situation im Jahr
2022. Bereits in den 90er Jahren haben sich die maßgeblichen Verbände
der Baustoffindustrie, der Bauwirtschaft und der Entsorgungswirtschaft
zur Initiative Kreislaufwirtschaft Bau zusammengeschlossen, um die
mineralischen Bauabfälle einer
umweltgerechten Verwertung zuzuführen und ihre Deponierung zu minimieren.
Von
den insgesamt rund 208 Mio. Tonnen mineralischen Bauabfällen wurden in
2022 188 Mio. Tonnen einer umweltverträglichen Verwertung
zugeführt.Erstmalig wurden damit über 90 Prozent der anfallenden
Bauabfälle wiederverwertet. Während Bodenaushub nur zu knapp 87 Prozent
verwertet werden konnte, liegt die Verwertungsquote der körnigen
mineralischen Bauabfälle, wie Bauschutt und Straßenaufbruch, bei knapp
96 Prozent. Durch die zu RC-Baustoffen aufbereiteten körnigen
mineralischen Abfälle konnten 13,3
Prozent des Bedarfs an primären Gesteinskörnungen ersetzt werden, mit
Berücksichtigung der industriellen Nebenprodukte liegt die
Substitutionsquote bei 17,9 Prozent. „Der Bausektor macht vor, wie
Circular Economy funktionieren kann. Die Betriebe vermeiden die
Deponierung, bereiten die Abfälle zu RC-Baustoffen auf und setzten sie
dann erneut in Bauvorhaben ein. So werden natürliche
Ressourcen geschont.“ sagt Dr. Berthold Schäfer, Sprecher der Initiative Kreislaufwirtschaft Bau.
Die
beteiligten Verbände zeigten sich zufrieden mit dem Ergebnis. Da die
Potenziale der mineralischen Bauabfälle in Bezug auf die stoffliche
Substitution heute nahezu ausgeschöpft sind, reagieren die beteiligten
Verbände allerdings mit Unverständnis auf die vom Bundeskabinett
beschlossenen politischen Zielsetzungen im Rahmen der nationalen
Kreislaufwirtschaftsstrategie,
die Substitutionsquote zukünftig verdoppeln zu wollen. „Die
Substitutionsquote hängt vom Gesamtbedarf an Gesteinskörnungen und dem
Abfallaufkommen ab. Wir können nicht mehr als 100 Prozent der Abfälle
verwerten. Da der Bedarf für Wohnungen, Infrastrukturen oder
Energiewende deutlich größer ist als das Abfallaufkommen, kann die
Substitutionsquote nicht beliebig gesteigert werden. Da zukünftig zudem
mehr saniert und weniger neu gebaut werden soll, ist trotz aller
Bemühungen zukünftig eher mit einem Rückgang der Substitutionsquote zu
rechnen“ führt Schäfer aus. „Die Substitutionsquote ist daher nicht der
richtige Maßstab für die Bewertung der Circular Economy-Erfolge im
Bausektor.“
Mantelverordnung kein Motor für mehr Kreislaufwirtschaft
Der
nun vorliegende 14. Monitoring-Bericht mit den Daten des Jahres 2022
stellt den letzten Bericht der Initiative dar, der auf dem Rechtsrahmen
der LAGA fußt. Der nächste Bericht wird mit den Daten 2024 erstmalig auf
dem Rechtsrahmen der bundeseinheitlichen Mantelverordnung basieren. Die
Mantelverordnung ist seit August 2023 in Kraft und zeichnet sich durch
nicht harmonisierte Grenzwerte zu angrenzenden Rechtsbereichen, mehr
Bürokratie und höhere Kosten aus. Die Deponierung könnte dadurch
zunehmen und die Verwertungsquote sinken. Die Initiative
Kreislaufwirtschaft Bau fordert daher mehr Augenmaß von der Politik.
„Ambitionierte Ziele im Bereich Circular Economy sind richtig, müssen
aber realistisch an Aufkommen, rechtlichen Hürden und dem absehbaren
Bedarf ausgerichtet sein.“, so Schäfer.
Die Monitoring-Berichte „Mineralische Bauabfälle“ stehen kostenlos im Internet unter www.kreislaufwirtschaft-bau.de zur Verfügung.
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