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"Aus Sicht der mittelständischen Recyclingwirtschaft sind eine Reihe von Anpassungen des ElektoG notwendig", erklärte Bernhard Jehle, bvse-Vizepräsident und Vorsitzender des Fachverbandes Schrott, E-Schrott und Kfz-Recycling, beim 21. Elektro(nik)-Altgerätetag Ende April in Hamburg.
Als entscheidendes Problem bezeichnete Bernhard Jehle den Umstand, dass
die Regelungen bezüglich Sammlung und Behandlung von den
Elektroaltgeräten teilweise nicht aufeinander abgestimmt sind. "Wir
müssen daher zwingend überprüfen, ob die Art, wie wir sammeln,
insbesondere an den kommunalen Sammelstellen, noch zeitgemäß ist, weil
sich im Vergleich zu den Anfängen des ElektroG vor 20 Jahren die Geräte,
die Gerätevielzahl und die Inhaltsstoffe verändert haben", gab Jehle zu
bedenken.
Der bvse-Vizepräsident plädierte außerdem dafür, sich
an Best-Practice zu orientieren. "Wir sehen deutschlandweit im Bereich
der Sammelmengen große Unterschiede. Es gibt Gebietskörperschaften, die
in der Lage sind, signifikant mehr Altgeräte zu sammeln als andere. Das
verlangt nach einer Tiefenanalyse. Man muss sich genau ansehen, was den
Unterschied ausmacht", forderte Jehle.
Als besonders
problematisch sieht er die sogenannten Straßensammlungen von E-Schrott.
Hier werden an einem vorher allgemein bekanntgemachten Termin, der zu
entsorgende E-Schrott von den Bürgern an den Straßenrand gestellt. Jehle
betonte, dass es sich hier um gefährliche Abfälle handelt. "Bei den am
Straßenrand stehenden Kühlgeräten werden oftmals die werthaltigen
Kompressoren geraubt und dabei FCKW freigesetzt. Das geht gar nicht!"
Die
Qualität der Sammlung ist laut Jehle "ein Riesenthema" für die Branche.
Er sieht einen bedrohlichen Tsunami auf die Recyclingunternehmen
zukommen, denn die Industrie bringt eine immer größere Zahl von
akkubetriebenen Geräten auf den Markt, von Toastern über Luftpumpen bis
hin zu leuchtenden Kleidungsstücken. "Wir wissen nicht, wann oder wie
hoch die Welle sein wird, aber der Tsunami wird uns erfassen. Brände auf
Recyclinganlagen können für unsere Unternehmen existenzbedrohend sein.
Das ist eine unerträgliche Situation", warnte Bernhard Jehle,
Vorsitzender des bvse-Fachverband Schrott, E-Schrott und Kfz-Recycling.
Jehle
wies darauf hin, dass der Großteil der Brände in den Vorlagern der
Unternehmen entstehe, also vor der eigentlichen Behandlung. Er forderte
daher, dass die kommunalen Sammelstellen Annahmetische mit
qualifizierten Mitarbeitern bereitstellen, um weitestgehend zu
verhindern, dass Akkus und Batterien in den Containern landen. Er
erinnerte an die Pflicht der Kommunen, die Sammelgruppe V batteriefrei
den Erstbehandlungsanlagen zur Verfügung zu stellen. Das passiere bisher
meist nicht, denn sonst könnte es ja nicht zu diesen Bränden kommen,
betonte Bernhard Jehle. "Wir möchten daher, dass der Betreiber der
Übergabestellen gerichtsfest bestätigt, dass der Container mit der
Sammelgruppe V batterie- und akkufrei ist. Wir wissen, dass das auf den
Widerstand der kommunalen Seite trifft, aber wir als Betreiber der
Recyclinganlagen dürfen mit diesem Problem nicht alleine gelassen
werden!"
Auch die Industrie geht das Thema nur halbherzig an,
kritisierte Jehle und betonte weiter: "Wir diskutieren dieses Problem
jetzt schon drei Jahre lang mit der Industrie und an unseren Problemen
hat sich nicht viel geändert. Das ist bislang zu wenig." Die
Versicherbarkeit von Anlagen ist für den Mittelstand kaum noch zu
stemmen, daher fordert der bvse auch eine finanzielle Beteiligung der
Industrie. Das Thema müsse diskutiert werden. Vor dem Hintergrund der
erweiterten Herstellerverantwortung müsse sich auch die Politik die
Frage stellen, ob die Industrie an den finanziellen Belastungen
beteiligt werden muss, die aus der Akkumulatoren-Problematik resultiert.
Auch
im Bereich Design for Recycling sieht er die Industrie in der Pflicht,
Elektrogeräte auf den Markt zu bringen, die recyclingfähig sind. Jehle
verwies beispielhaft auf ein neues Smartphone der Firma Samsung, das
zerlegbar ist und dem man auch den Akku entnehmen kann. Grund für diese
neue Entwicklung sei, dass die US-Regierung eine Initiative für die
Reparierbarkeit von Elektrogeräten gestartet habe. Bernhard Jehle:
"Warum schaffen wir das in Europa nicht? Es fehlt nach wie vor der
politische Wille, die Dinge aufs Gleis zu bringen!"
Copyright: | © bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. (15.05.2023) | |