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Deutsche Umwelthilfe sieht Pfandsysteme als Erfolgsmodell und fordert Ausweitung auf Getränkekartons
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) zieht zum zwanzigjährigen Bestehen des
sogenannten „Dosenpfandes“ eine positive Bilanz. Entgegen der
Horrorszenarien aus der Einwegindustrie hat das am 1. Januar 2003 in
Kraft getretene Pfand in Höhe von 25 Cent auf
Einweg-Getränkeverpackungen vom ersten Tag an erfolgreich gegen die
Vermüllung der Umwelt gewirkt – und tut es bis heute. Plastikflaschen
und Dosen werden wie selbstverständlich im Handel zurückgegeben und
landen kaum noch in der Umwelt. Was passiert, wenn Getränkeverpackungen
nicht bepfandet sind, verdeutlichen Getränkekartons. Von ihnen werden
mehr als ein Drittel falsch entsorgt, beispielsweise im Restmüll oder
der Natur. Dies würde sich durch eine Bepfandung schlagartig ändern.
Darüber hinaus hat die Pfandregelung das Mehrwegsystem gestützt, denn
beim Kauf von Einweg müssen Verbraucherinnen und Verbraucher mit 25 Cent
einen höheren Pfandbetrag auslegen als bei Mehrweg mit 8 oder 15 Cent.
Durch das Einwegpfand hat zudem die Getränkedose ihre einstige
Praktikabilität verloren, denn Austrinken, Zusammendrücken und
Wegschmeißen bedeutet den Verlust des Pfandgeldes und ist somit
unattraktiv geworden.
Barbara Metz, DUH-Bundesgeschäftsführerin: „20
Jahre ‚Dosenpfand‘ bedeuten nicht nur das Ende der zuvor massiven
Vermüllung von Straßenrändern und Grünanlagen mit jährlich bis zu drei
Milliarden Blechdosen und Plastikflaschen. Sie stehen auch für die
Rettung des umweltfreundlichen Mehrwegpfandsystems in Deutschland. Die
Mehrwegquote im Bierbereich ist heute mit über 80 Prozent viel höher als
2003 mit deutlich unter 70 Prozent. Auch bei Wasser und
Erfrischungsgetränken gibt es außerhalb der Discounter nach Jahren des
verlangsamten Rückgangs eine Stabilisierung der Mehrwegquote. Das hat
rund 150.000 grüne Arbeitsplätze bei Brauereien, Mineralbrunnen und im
mehrwegorientierten Getränkefachhandel gesichert. Pfandsysteme sollten
weltweit in möglichst vielen Ländern eingeführt werden – als
Erfolgsmodell gegen Müll in der Umwelt, für mehr Mehrweg und zur
Förderung von Recyclingkreisläufen.“
Ein sichtbares Ergebnis
des Einwegpfandes ist, dass die Umwelt weniger vermüllt wird. Seit der
Einführung konnte die Entsorgung von mehreren Dutzend Milliarden
Plastikflaschen und Dosen in der Natur vermieden werden.
„Heute
werden 98,5 Prozent der bepfandeten Einweg-Getränkeverpackungen für ein
Recycling im Handel zurückgegeben. Allerdings bedeutet dies nicht, dass
Einweg-Plastikplastikflaschen und Dosen aus Umweltsicht nun
unproblematisch sind. Deren ständige Neuproduktion verschlingt nach wie
vor große Mengen an Energie und Ressourcen, bei jedem Recyclingvorgang
geht wertvolles Material verloren und Einweg enthält noch immer große
Mengen an neuen Rohstoffen. Ebenso unverändert sind die langen
Transportwege von Einweg-Getränkeverpackungen aufgrund des bundesweiten
Vertriebs. Regionale Mehrwegflaschen haben aus Umweltsicht nach wie vor
die Nase vorn“, erklärt der DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft Thomas Fischer.
Mit
Blick auf Deutschland fordert die DUH, die Pfandregelung auf
Getränkekartons auszuweiten. Diese sind bislang von der
Einwegpfandpflicht ausgenommen, was zu Müll in der Umwelt und der
Verschwendung von Ressourcen führt. Mit einer realen Recyclingquote von
nur 30 Prozent, immer höherem Gewicht und einem Plastikanteil von
durchschnittlich mehr als 25 Prozent wird der Getränkekarton immer
unökologischer. Für eine Befreiung vom Pflichtpfand gibt es keine
nachvollziehbaren Gründe. Um die niedrige Sammelmenge und das Recycling
von Getränkekartons zu steigern, sollten diese schnellstmöglich mit
einem Einwegpfand von 25 Cent belegt werden. Dadurch könnten allein in
Deutschland über 1,8 Milliarden Getränkekartons pro Jahr zusätzlich
gesammelt und recycelt werden.
Trotz der Erfolgsbilanz des
Einwegpfandes sieht die DUH im Getränkeverpackungsbereich nach wie vor
große Herausforderungen. Zwar ist die Mehrwegquote beispielsweise im
Bierbereich deutlich gestiegen. Allerdings führt das Preisdumping der
Discounter Aldi und Lidl mit Mineralwasser in Einweg-Plastikflaschen
sowie das einwegorientierte Agieren von Großkonzernen wie Coca-Cola zu
einem Absinken der Mehrwegquote. Nach neuesten Zahlen des
Umweltbundesamtes beträgt die gesamte Mehrwegquote 43,1 Prozent. Damit
ist die Lücke zur gesetzlich verankerten Mehrwegzielquote von 70 Prozent
gewaltig.
Dazu Fischer: „Um dem Mehrwegziel aus dem
Verpackungsgesetz näher zu kommen, brauchen wir eine Lenkungsabgabe auf
Einweg-Plastikflaschen und Dosen von mindestens 20 Cent zusätzlich zum
Pfand. Das wäre ein erheblicher Wettbewerbsnachteil und damit
Handlungsdruck, Mehrweg anzubieten – vor allem für Aldi und Lidl, die
immer noch ausschließlich Einwegverpackungen im Sortiment haben. Die
Einnahmen könnten zudem gezielt in die Mehrwegförderung fließen.
Verbraucherinnen und Verbraucher könnten die Abgabe einfach vermeiden,
indem sie zu Mehrwegprodukten greifen.“
Für die Umwelt wäre
der positive Effekt einer Einwegabgabe beachtlich: Würden alle
alkoholfreien Getränke ausschließlich in Mehrwegflaschen abgefüllt,
ließen sich pro Jahr bis zu 1,4 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Das
entspricht dem CO2-Ausstoß von 900.000 Mittelklassewagen, die im
Durchschnitt 13.000 km pro Jahr fahren.Hintergrund:
Mit der Einführung des Pflichtpfandes auf
Getränke-Einwegverpackungen sollte die Vermüllung der Landschaft
reduziert, das Recycling verbessert und das Mehrwegsystem im
Getränkebereich geschützt werden. Die ursprüngliche Pfandregelung stammt
aus dem Jahr 1991 und wurde durch den damaligen Umweltminister Klaus
Töpfer (CDU) erlassen. Nachdem die Mehrwegquote Ende der 90er Jahre
unter 72 Prozent gesunken war, wurde nach dessen Verordnung automatisch
das Pflichtpfand auf Einweg ausgelöst und nach jahrelangem politischen
und juristischem Kampf zum 1. Januar 2003 in Recht umgesetzt.Kontakt:
Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin
0170 7686923, metz@duh.de
Thomas Fischer, Leiter Kreislaufwirtschaft
0151 18256692, fischer@duh.de
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