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Manager und Fachleute diskutierten Novelle der Umweltmanagement-Norm ISO 14001
Dortmund/ Darmstadt. Viele Unternehmen haben in den vergangenen fünf Jahren ein Umweltmanagementsystem nach DIN ISO 14001 eingeführt. Allein in Deutschland sind über 3.800 Betriebe nach diesem Standard zertifiziert. Nun warten die Umweltverantwortlichen gespannt darauf, was sich mit der Revision der internationalen Norm ändern wird. Der Entwurf für die Gesetzesnovelle liegt vor, Anfang 2005 soll die deutsche Übersetzung erscheinen. Auf der siebten Umweltjahrestagung der Akademie Fresenius am 25. und 26. November 2004 in Darmstadt wagten Umweltmanager, Wissenschaftler und Auditoren bereits einen Ausblick.
Die Neuerungen werden moderat ausfallen, kein bereits nach ISO 14001 zertifizierter Betrieb muss sich darauf einstellen, sein Umweltmanagementsystem völlig umzukrempeln. Umso größer sollte das Augenmerk für Prozessverbesserungen im Detail sein: bei der Einrichtung und Durchführung von integrierten Managementsystemen, die alle Prozesse im Unternehmen ganzheitlich betrachten und steuern, sind viele Manager in Gedanken bereits weiter als in der Praxis. Hier sehen viele ihre Hausaufgaben für das nächste Jahr – unabhängig von der Struktur einschlägiger Normen!“, so lautet das Tagungsfazit von Barbara Kramer, Konferenzmanagerin der Akademie Fresenius.
Einen Überblick über die einzelnen Schritte der Normenrevisionen für ISO 14001 und EMAS 2007 gaben Thomas Kiel, Geschäftsführer, Umweltgutachter-ausschuss und Petra Lück, Auditorin bei der Deutschen Gesellschaft für Qualitätssicherung (Frankfurt am Main).
Die Hauptergebnisse der Überarbeitung sind vor allem sprachlicher Natur. So sind die Begriffsbestimmungen insbesondere zu den Bereichen Umweltaspekte“, Ablauflenkung“, Zielsetzung und Einzelziele“ sowie Bewertung durch die oberste Leitung“ neu formuliert.
Umweltmanagement und Qualitätsmanagement rücken zusammen
Petra Lück wies darauf hin, dass mit der Revision Umweltmanagementsysteme und Qualitätsmanagementsysteme zumindest der Norm nach näher zusammenrücken: Mit der Revision der Umweltmanagementrichtlinie ISO 14001 ist eine weitere Angleichung an die Qualitätsmanagementrichtlinie ISO 9001 gelungen. Es wird nicht explizit gefordert, dass das Umweltmanagementsystem prozessorientiert aufgebaut werden muss. Für integrierte Managementsysteme ist dies die geeignete Lösung.“
Kritik der Umweltverbände bleibt
Die Novellierung der ISO 14001 ist eine Anpassung an praktische Bedürfnisse und beseitigt Unklarheiten. Allerdings bleibt die Kritik der Umweltverbände bestehen“, betonte Ludwig Glatzner, Umweltmanagementberater und Vertreter des BUND – Bund für Umwelt und Naturschutz e.V: Der ökologische Mehrwert der Novelle hält sich in Grenzen. Nach wie vor ist ISO 14001 keine Formel für geprüfte Einhaltung von Kriterien, stabile Performance des Umweltmanagementsystems und Transparenz der Prozesse.“ Insofern sei ISO 14001 auch nach der Revision nur ein System“ und nur ein erster Schritt“. Aber“, so fügte Glatzner bei aller Kritik hinzu: Es kommt darauf an, was man daraus macht!“
Aus der Praxis: Best Practice im Umweltmanagement
Einig waren sich die Experten vor allem in einer Hinsicht: In Zukunft werden Qualitäts- und Umweltmanagementsysteme inhaltlich noch stärker mit den Zielen "Nachhaltigkeit" und "Ökoeffizienz" verknüpft. Deshalb beschränkten sich die Redner und Diskussionsteilnehmer nicht auf die Interpretation des neuen Gesetzestextes, sondern diskutierten auch, wie sich verschiedene Umweltmangementsysteme zeitnah integrieren lassen. Für den Bezug zum Unternehmensalltag sorgten aktuelle Fallbeispiele: Hans-Joachim Jung erläuterte die Integration ISO14001 in ein integriertes Managementsystem bei der Schott AG (Mainz). Hans-Jürgen Klüppel betrachtete den Status der ISO-Normen mit Blick auf die Nachhaltigkeitspolitik bei Henkel (Düsseldorf). Lennart Schleicher erläuterte, welche Anforderungen an den produktbezogenen Umweltschutz sich bei der INA-Schaeffler KG (Herzogenaurach) stellen.
Nachhaltig managen mit der Balanced Scorecard
Als "Brücke zwischen Strategie und Handlung" empfahl Stefan Schaltegger, Leiter des Zentrums für Nachhaltigkeitsmanagement an der Universität Lüneburg, die Kombination von Umweltschutz- und Nachhaltigkeitsmanagement mit dem Controlling-Instrument der 'Balanced Scorecard': Die Balanced Scorecard (meistens übersetzt als 'ausgewogener Berichtsbogen', abgekürzt BSC), versucht, monetäre und nicht-monetäre Faktoren bei Umsetzung der Unternehmensstrategie gleichermaßen zu berücksichtigen. Die von Schaltegger daraus abgeleitete "Sustainability Balanced Scorecard" will nun "ökologisch und sozial orientiertes Management mit der Balanced Scorecard verbinden". Das Nutzenversprechen dieses Ansatzes: Identifikation der erfolgsrelevanten Umwelt- und Sozialaspekte sowie die Integration des Umwelt- und Sozialmanagements in das allgemeine, konventionelle Management.
Die Tagungsunterlagen mit den Skripten aller Vorträge der Fresenius Konferenz können zum Preis von 250,- EUR zzgl. MwSt. bei der Akademie Fresenius bezogen werden.
Kontakt: Die Akademie Fresenius GmbH, Monika Stratmann, Alter Hellweg 46, D-44379 Dortmund, Tel. 0231.758 96-50, Fax: -758 96-53, Internet: www.akademie-fresenius.de.
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