Nachrichten:
Die Interessengemeinschaft der Thermischen Abfallbehandlungsanlagen in Deutschland e.V. (ITAD), die Interessengemeinschaft der Aufbereiter und Verwerter von Müllverbrennungsschlacken (IGAM) und der internationale Fachverband für die Erzeugung und Speicherung von Strom und Wärme (vgbe energy e.V.) haben am 16. Mai 2023 zu einer gemeinsamen Tagung unter dem Titel „Aktuelle Entwicklungen bei der Aufbereitung und Verwendung von Haumüllverbrennungsschlacken“ nach Düsseldorf eingeladen.
Diesem Aufruf folgten rund 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus
Industrie, Forschung und Behörden, um die Herausforderungen,
Möglichkeiten und potentiellen Lösungsansätze für einen noch besseren
Einsatz von Hausmüllverbrennungs (HMV)-Schlacke zu diskutieren.
HMV-Schlacken als Ressource
In Zeiten zunehmender Rohstoffknappheit im Bausektor verschärft sich
der Blick auf HMV-Schlacken als alternative Ressource für Mineralik und
Metalle. So hat sich HMV-Schlacke über Jahre als Ersatzbaustoff mit
vielen Anwendungsgebieten etabliert. Sowohl aus bautechnischer Sicht,
als auch mit Blick auf die Umweltvorgaben, bietet sich der Einsatz im
Straßenbau, Gewerbebau sowie im Deponiebau an. Der Einsatz von
HMV-Schlacke trägt somit zur Substitution wertvoller mineralischer
Primärrohstoffe bei.
Darüber hinaus werden bei der Aufbereitung von HMV-Schlacke wertvolle
Metalle gewonnen. Diese Recyclingmetalle weisen gegenüber Metallen aus
der Gewinnung durch Abbau und Produktion mit primären Materialien eine
wesentlich verbesserte Klimabilanz auf.
Mit dem Inkrafttreten der Ersatzbaustoffverordnung am 1. August 2023
gibt es erstmals bundeseinheitliche und rechtsverbindliche Anforderungen
an die Herstellung und den Einbau von HMV-Schlacke für den Einsatz in
technischen Bauwerken. Ein Schub für den Einsatz von HMV-Schlacke in den
Anwendungsgebieten der EBV ist vor allem perspektivisch in Verbindung
mit einer weitergehenden Regelung zum Abfallende zu erwarten.
Innovative Verfahren für den Einsatz HMV-Schlacken
HMV-Schlacke kann aber mehr. In diesem Sinne legten die Veranstalter
ein Hauptaugenmerk auf die Frage, wie die mineralische Fraktion von
HMV-Schlacke zukünftig mit innovativen Verfahren als
Sekundärgesteinskörnung für die Beton- und Zementindustrie aufbereitet
und eingesetzt werden kann. In Deutschland sind in den letzten Jahren
mehrere Forschungsvorhaben erfolgreich angelaufen, die an
unterschiedlichen Stellen genau dieser Frage nachgehen.
So beschäftigt sich das durch das Bundesministerium für Bildung und
Forschung geförderte Forschungsvorhaben EMSARZEM (Einsatz von
HMV-Schlacke als Rohstoff für die Zementherstellung) mit der Trennung
von Metallen aus Fertigschlacken zwecks Herstellung eines sauberen
mineralischen Produkts, das als Rohmaterial für die Klinkerproduktion in
der Zementindustrie eingesetzt werden kann.
Das Forschungsvorhaben „HMV-Öko Beton“ der Universität Kassel befasst
sich mit der Entwicklung geeigneter Aufbereitungspfade zur Erreichung
einer optimalen Qualität der mineralischen Fraktion zur Nutzung als
Ersatz für Gesteinskörnungen und Bindemittel in Betonprodukten.
Eine Arbeitsgemeinschaft von Heidemann Recycling GmbH und EEW Energy
from Waste GmbH stellte bei der Tagung schließlich das aus aufbereiteter
HMV-Schlacke bestehende Produkt „S-CEM“ vor, welches als Additiv zur
Herstellung ausgewählter und konfigurierter Bindemittel und Betone
genutzt werden könnte. Nach Auffassung der Unternehmen kann es in
Zukunft zu einer erheblichen Verringerung der Emissionen in der
CO₂-intensiven Zementherstellung und zur Schonung von natürlichen
Ressourcen beitragen.
Mangel an erforderlichen Gesetzen für den Bereich der Beton- und Zementindustrie
Es fehlt in Deutschland jedoch an den rechtlichen Grundlagen und
entsprechenden Anpassungen der Normen für derartige Einsätze. Deshalb
ist eine Befassung mit den Einsatzmöglichkeiten von HMV-Schlacken in
gemischten Produkten durch den Gesetzgeber und die Normungsinstitutionen
dringend erforderlich. Nur so können neben dem bereits bewährten
Einsatz von HMV-Schlacke weitere Standbeine im Sinne der
Kreislaufwirtschaft etabliert werden.
Copyright: | © ITAD Interessengemeinschaft der Thermischen Abfallbehandlungsanlagen Deutschland e.V. (19.06.2023) | |