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Auch im Jahr 2022 stand die Alttextilbranche vor neuen Marktsituationen und Herausforderungen. In Zukunft werden insbesondere neue EU-Vorgaben auf die Dynamik des Alttextilmarktes Einfluss nehmen, ist der Vorstand des bvse-Fachverband Textilrecycling ĂĽberzeugt.
Im Jahr 2022 zeigte sich die Alttextilbranche sowohl von den Folgen
der COVID-19-Pandemie als auch von den Auswirkungen des immer noch
andauernden Ukraine-Russland Krieges betroffen. Die Sammelmengen von
Alttextilien fielen wieder leicht ein.
Gleichzeitig setzte sich der RĂĽckgang an qualitativ hochwertigen
Alttextilien in der Sammlung weiter fort. Und ein weiterer neuer Trend
zeichnete sich ab: Infolge anderer Materialzusammensetzungen wurden die
einzelnen Teile in der Sammelware im Durchschnitt leichter.
„Damit stehen den Sortierern zwar mehr Stücke im Original zur
Verfügung, dies führt aber aufgrund von mangelnden Qualitäten nicht
zwangsweise zu einer besseren Wiederverwendungsquote“, stellt der
Vorsitzende des bvse-Fachverband Textilrecycling, Stefan Voigt, klar.
Preiskampf um verfügbare Sammelmengen – wirtschaftliche Sortierung immer schwieriger
„Aufgrund der in 2022 wieder freien Kapazitäten in den Sortierwerken
fĂĽhrt die geringer verfĂĽgbare Menge an Sammelware zu einem Preiskampf.
In der Folge konnten Sammelunternehmen UmsatzeinbuĂźen aus 2020 teilweise
wieder ausgleichen“, beschreibt der stellvertretende
Fachverbandsvorsitzende Stephan Kowoll die Situation der
Alttextilsammler.
Unternehmen, die Sortieranlagen betrieben, sahen sich hingegen trotz
der an sich guten Verkaufserlöse durch drastisch erhöhte Kosten im
Bereich des Wareneinkaufs und der Sortierkosten belastet. „Die massiv
gestiegenen Löhne sorgen zusammen mit großen Steigerungen im Bereich der
Energie- und Treibstoffkosten fĂĽr eine Situation, die eine
wirtschaftliche Sortierung in Deutschland immer mehr erschwert“,
verdeutlicht der Fachverbandsvorsitzende Voigt die Lage der
Sortierbetriebe.
Exportmärkte: Stop and Go mit hohen Frachtraten
In Afrika stieg die Nachfrage nach tragbaren Textilien in 2022 weiter
an. Zeitgleich wurden infolge des Kriegs in der Ukraine EU-weit
Exportverbote nach Russland – auch für Alttextilien – verhängt. „Der für
die Branche existenziell wichtige Export der sortierten
Alttextilprodukte in die Auslandsmärkte wurde durch die mittlerweile
fast verdoppelten Frachtraten in die Destinationen Afrika und SĂĽdamerika
stark belastet“, macht Vorsitzender Voigt auf weitere
Kostensteigerungen fĂĽr die Branche aufmerksam.
Erarbeitung und EinfĂĽhrung eines nationalen EPR-Systems im Fokus
Der Alttextilmarkt ist im Umbruch, darin ist sich die
Fachverbandsspitze einigt. Politische und legislative Neuerungen auf EU-
und Bundesebene werden die Dynamik des Alttextilmarkts sowohl in der EU
als auch in Deutschland verändern. Im besonderen Fokus steht für den
Fachverband dabei die mögliche Ausgestaltung eines nationalen Systems
der Erweiterten Herstellerverantwortung (EPR), die auf den zukĂĽnftigen
Alttextilmarkt entscheidenden Einfluss nehmen wird.
„Durch die verpflichtende Getrenntsammlung ab 2025 wird es
erwartungsgemäß zu einem weiteren Abfall der Rohwarenqualitäten bei
steigenden Mengen kommen. Im Hinblick darauf ist die Einbeziehung der
deutschen Sammler und Sortierer bezĂĽglich einer Querfinanzierung der zu
erbringenden abfalltechnischen Leistungen unabdingbar. Das in
Deutschland bewährte und funktionierende Sammelsystem im Zusammenspiel
mit den kommunalen, gewerblichen und gemeinnĂĽtzigen Sammlern muss
weiterhin aufrechterhalten und gestärkt werden“, betonten die
Fachverbandschefs Stefan Voigt und Stephan Kowoll ĂĽbereinstimmend.
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