Effizientes Bauschutt-Recycling
DBU fördert Startup „Optocycle“ aus Tübingen
Osnabrück/Tübingen. Werden Gebäude abgerissen oder etwa Straßen
aufgerissen, bleiben sogenannte mineralische Bauabfälle zurück – laut
dem Umweltbundesamt waren es 2020 mehr als 220 Millionen Tonnen allein in Deutschland. Das Startup Optocycle aus
Tübingen in Baden-Württemberg entwickelt mit Förderung durch die
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) ein System, das per Kameras und
künstlicher Intelligenz Bauabfälle klassifiziert. So sollen die
unterschiedlichen Bestandteile des Bauschutts besser voneinander
getrennt und dadurch effektiver wiederverwertet werden können.
Potenzial stofflicher Wiederverwertung von Bauschutt mehr ausschöpfen
Beton, Ziegel, Keramik, Kunststoff und Metall: Bauschutt besteht aus
vielen verschiedenen Materialien, sogenannten Stoff-Fraktionen. Deren
Herstellung kostet Ressourcen sowie Energie und verursacht erhebliche
klimaschädliche Treibhausgase (THG). „Allein auf die Zementproduktion – ein wichtiger Bestandteil von Beton – entfallen derzeit etwa acht Prozent der globalen Kohlendioxid-Emissionen“, sagt Franz-Peter Heidenreich,
der Leiter des DBU-Referats Wasser, Boden und Infrastruktur. Wichtig
sei daher, dass nach einem Gebäudeabriss so viele Bauabfälle wie möglich
hochwertig recycelt werden. Das Problem: Der Bauschutt wird meistens
per Lastwagen zu Entsorgungsbetrieben transportiert und dort ohne
digitale Hilfsmittel klassifiziert. „Ein automatisches Sortieren der
Bauabfälle nach recycelbaren und schadstoffarmen Materialien könnte
Kosten einsparen, wäre präziser und ganz im Sinne einer echten Kreislaufwirtschaft“,
sagt Heidenreich. Bauschutt werde jedoch derzeit zu einem groĂźen Teil
niederwertig fĂĽr den StraĂźen- und Deponiebau sowie zum VerfĂĽllen von
stillgelegten Tagebauen verwendet. „Dabei ließe sich das Potenzial zum
Einsparen von Rohstoffen und Treibhausgas-Emissionen durch ein Wieder-
und Weiterverwerten im Hochbau viel mehr ausschöpfen“, so Heidenreich.
Bestimmte Bauschutt-Bestandteile könnten nach seinen Worten
beispielsweise zu Recyclingbeton oder Dämmstoffen verarbeitet werden.
Optocycle will Bauschutt-Recycling mithilfe kĂĽnstlicher Intelligenz vereinfachen
Damit in Zukunft mehr Abbruchmaterial wieder zu hochwertigen
Produkten verarbeitet werden kann, entwickelt das DBU-geförderte Startup
Optocycle aus TĂĽbingen ein System, das automatisch unterschiedliche
Stoff-Fraktionen erkennt. „Zuerst nehmen Kameras Bilder des Bauschutts
auf, zum Beispiel von einer Lastwagen-Ladung oder einem Förderband“,
erklärt Gründer und Geschäftsführer Max-Frederick Gerken.
„Die von uns entwickelte Software bestimmt dann durch optische
Auswertung der Bilder mittels kĂĽnstlicher Intelligenz die stoffliche
Zusammensetzung des Materials.“ Abbruchunternehmen, Entsorgungsbetriebe
oder Rohstoffproduzenten könnten das System entweder kaufen oder mieten
und in ĂĽblichen Fahrzeugwaagen montieren.
Pilotanlage des Erkennungssystems im Betrieb von Umweltpreisträger Walter Feeß
In der Nähe von Stuttgart im Betrieb von Walter Feeß,
der als Wegbereiter fĂĽr Recycling-Beton von der DBU 2016 mit dem
Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet wurde, ist die Einfahrtswaage
bereits mit einer Optocycle-Pilotanlage ausgestattet und unterstĂĽtzt die
Mitarbeitenden bei der Sortierung und Analyse verschiedener
Stoff-Fraktionen. „Durch genaue Aussagen über die Zusammensetzung von
Bauschutt ermöglicht unsere Technologie eine optimale Nutzung von
Abbruchmaterial“, sagt Gerken. Durch eine solche umfassende
Kreislaufwirtschaft werden nach seinen Worten Ressourcen effizienter
genutzt sowie der Verbrauch von Rohstoffen und Abfall reduziert.
DBU-Fachexperte Heidenreich: „Zudem könnte das Vorhaben des Startups
Optocycle durch die im August in Kraft getretene Ersatzbaustoffverordnung
fĂĽr Entsorgungsfirmen interessant werden, zum Beispiel bei Annahme- und
Qualitätskontrollen.“ Es sei geplant, das Erkennungssystem auf die
Analyse von Bio- und Papierabfällen zu übertragen. Die DBU fördert das
junge Unternehmen mit etwa 109.000 Euro.
Über die Green Startup Förderung
Mit der Green Startup Förderung unterstützt die Stiftung junge
GrĂĽnderinnen und GrĂĽnder, die auf innovative und wirtschaftlich
tragfähige Weise Lösungen für Umwelt, Ökologie und Nachhaltigkeit
entwickeln. Mehr Informationen unter https://www.dbu.de/startup.
Kontakt bei fachlichen Fragen (AZ 35506/19): Max-Frederick Gerken, Tel. +49 176 830 528 51
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