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beim Global Solutions Summit 2023
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Es gilt das gesprochene Wort. Rede wird auf Englisch gehalten –
Damen und Herren,
vielen Dank fĂĽr die Einladung.
Ich freue mich über die Gelegenheit, über die Möglichkeiten des
Multilateralismus zu sprechen, über gute Beispiele für globale Lösungen.
In krisenhaften Zeiten ist
multilaterale Zusammenarbeit wichtiger denn je. Das gilt in geopolitischen
Fragen genauso wie bei der Verteidigung unsere Lebensgrundlagen. Diese werden
bedroht durch drei globale Umweltkrisen: Die Klimakrise, das Artenaussterben
und die Verschmutzungskrise. Diese globalen Herausforderungen erfordern globale
Lösungen.
Deshalb ist es umso
erfreulicher, dass wir auf internationaler Ebene fĂĽr die Zukunft unseres
Planeten in den letzten Wochen und Monaten wichtige Erfolge errungen haben:Im März hat
sich die Staatengemeinschaft in New York zum allerersten Mal auf Regeln
zum Schutz der Natur auf Hoher See geeinigt.Im
vergangenen Dezember haben wir in Montreal mit der globalen Vereinbarung
fĂĽr die biologische Vielfalt einen Schutzschirm fĂĽr die Natur aufgespannt.Bereits im
FrĂĽhjahr letzten Jahres haben wir den Startschuss gesetzt fĂĽr die
Verhandlungen zu einem internationalen Abkommen gegen die VermĂĽllung der
Meere.Und zuletzt
ist es uns in der G7 Abschlusserklärung im April in Japan gelungen, ein
starkes geschlossenes Signal im Kampf gegen das Artensterben, die
weltweite PlastikvermĂĽllung und die Klimakrise zu setzen.
Ich finde es sehr ermutigend,
dass wir diese globalen Vereinbarungen erreichen konnten. Sie zeigen, dass die
Zusammenarbeit zwischen Staaten in der Umweltpolitik funktioniert, trotz aller
geopolitischer Spannungen. Es handelt sich dabei um vier wirklich wichtige
Meilensteine für den Naturschutz. Darauf möchte ich näher eingehen.
Erstens: Das UN-Hochseeschutzabkommen
– ein bahnbrechender Erfolg für den Meeresnaturschutz.
Fast die Hälfte der Erde
gehört zur Hohen See – dem Ozean außerhalb der Kontrolle einzelner Staaten. Der
Ozean produziert Sauerstoff und speichert Kohlenstoff. Damit ist er von enormer
Bedeutung für unser Klima. Er bietet unzähligen Arten ihren Lebensraum. Er
sichert Ernährung und Einkommen.
Doch wir Menschen setzen den
Ozean massiv unter Druck. Durch Überfischung, Verschmutzung – etwa durch
Plastikmüll – und durch die von uns verursachte Klimakrise.
Bisher wird der Zerstörung des
Ozeans nur auf etwa einem Prozent der Fläche der Hohen See Einhalt geboten – in
einzelnen, verstreuten Schutzgebieten. Das soll sich mit dem
Hochseeschutzabkommen ändern.
Das Abkommen schafft erstmals
einen Rechtsrahmen dafĂĽr, umfassend anerkannte und verbindliche
Meeresschutzgebiete auszuweisen. Auch auĂźerhalb von Schutzgebieten sieht das
Abkommen verpflichtende Umweltverträglichkeitsprüfungen für alle menschlichen
Aktivitäten auf Hoher See vor, die schädliche Auswirkungen auf die marine
Artenvielfalt haben können. Die formale Annahme des Abkommens ist für Juni 2023
geplant. Deutschland setzt sich gemeinsam mit den G7 fĂĽr eine zĂĽgige
Ratifizierung ein.
Schutzgebiete auf Hoher See
sind im Ăśbrigen unverzichtbar, um ein Ziel zu erreichen, das sich die
Staatengemeinschaft im vergangenen Dezember auf der Weltnaturkonferenz in Montreal
gesetzt hat: 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresfläche sollen bis 2030
unter Schutz gestellt werden.
Mit dem Abkommen von Montreal hat
die Staatengemeinschaft beschlossen, Naturzerstörung und Artenaussterben
endlich zu stoppen. Das ist eine Trendwende. Neben der Einrichtung von
Schutzgebieten haben wir uns dazu verpflichtet, 30 Prozent der geschädigten
Naturräume wiederherzustellen.
Das Abkommen von Montreal hat
mir und vielen im Naturschutz Engagierten einen groĂźen Motivationsschub
gegeben. Entscheidend ist nun, wie die Trendwende tatsächlich umgesetzt wird
und wie wir sicherstellen, dass die Ziele erreicht werden. Daher bin ich sehr froh,
dass es gelungen ist, konkrete Mechanismen fĂĽr Monitoring und Kontrolle zu
beschlieĂźen.
In Deutschland haben wir mit
der Umsetzung bereits begonnen. Dazu überarbeiten wir derzeit unsere nationale Biodiversitätsstrategie.
AuĂźerdem haben wir das Aktionsprogramm
NatĂĽrlicher Klimaschutz beschlossen. Ziel ist es, Ă–kosysteme zu
schützen, zu stärken und wiederherzustellen. Denn intakte Wälder, Auen und
Moore bieten nicht nur wichtige Lebensräume für Tiere und Pflanzen – sie können
auch Kohlendioxid aus der Atmosphäre binden und langfristig speichern, und sie
schĂĽtzen uns gegen die Folgen der Klimakrise.
Global wird die Umsetzung nur
gelingen, wenn wir gemeinsam daran arbeiten. Deshalb unterstĂĽtzen wir andere
Länder bei der Umsetzung der Beschlüsse von Montreal. Beispielsweise mit der
NBSAP Accelerator Partnership, in der Länder aus allen Regionen der Welt
zusammenarbeiten.
Mein drittes Beispiel: Auch
bei der Bekämpfung der Verschmutzungskrise wollen wir als Staatengemeinschaft
in Zukunft besser zusammenarbeiten. Dazu haben wir im vergangenen Jahr mit dem
Mandat fĂĽr ein rechtlich verbindliches UN-Abkommen
gegen die PlastikvermĂĽllung von Umwelt und Meeren eine wichtige
Initiative auf den Weg gebracht.
Deutschland engagiert sich
bereits seit Langem auf internationaler Ebene, um zu einem nachhaltigen
Management von Kunststoffen zu gelangen und die VermĂĽllung der Meere zu
vermeiden. In den G7 und G20 haben wir das Thema Meere und PlastikmĂĽll 2015 und
2017 erstmals auf die Agenda gesetzt.
Ich freue mich daher besonders,
dass wir uns auf dem Treffen der G7-Umweltministerinnen und Umweltminister im
April unter japanischer Präsidentschaft ausdrücklich das Ziel gesetzt haben,
die weitere Plastikverschmutzung bis 2040 zu beenden. Das wird auch der
nächsten Verhandlungsrunde zum Plastikabkommen im Mai in Paris Rückenwind
geben.
Und zuletzt: Beim Treffen der
G7-Umweltministerinnen und Umweltminister haben wir uns dazu bekannt, die in
Montreal beschlossene Vereinbarung zum Schutz der Natur engagiert
voranzutreiben. Und wir haben uns darauf verständigt, den Ausbau erneuerbarer
Energien zu forcieren.
Es ist nicht immer ganz
einfach, im Kreis der G7 und G20 gemeinsame Ziele und MaĂźnahmen auszuhandeln.
Doch das starke Signal der Geschlossenheit im Kampf gegen Artenaussterben,
PlastikvermĂĽllung und Klimakrise, das zuletzt von dem G7-Treffen in Japan
ausging, hat erneut gezeigt, dass es sich lohnt.
Konstante multilaterale
Formate wie die G7 und G20 bieten eine besondere Chance. Der stetige Austausch
der stärksten Wirtschafts- und Industrienationen über gemeinsame Ziele, aber
auch Differenzen, unterstĂĽtzt kommende und festigt die Umsetzung bestehender
internationaler Vereinbarungen.
Mit dem zuletzt gezeigten
Willen zum gemeinsamen Handeln und Mut zur Veränderung müssen wir jetzt weiter an
tragfähigen Lösungen arbeiten: Lösungen, die uns für die Zukunft wappnen, nicht
für die Kämpfe der Vergangenheit. Lösungen, die mit der Natur funktionieren,
nicht gegen sie. Solche Lösungen will ich voranbringen – auch im Kreis der G20.
Ich begrĂĽĂźe es sehr, dass die
indische G20-Präsidentschaft in diesem Jahr – mit dem Motto „One Earth, One
Family, One Future“ – einen starken Umweltfokus gesetzt hat. Unter anderem
strebt Indien an, einen „Green Development Pact“ zu verabschieden: Er soll
Wachstum und Entwicklung mit starken Klimaschutzzielen in Einklang bringen und
einen Fahrplan für grüne Entwicklungsmaßnahmen im nächsten Jahrzehnt
aufstellen.
Mir ist besonders wichtig,
dass wir uns als G20 auf konkrete Beiträge zur Umsetzung des Montrealer
Abkommens verständigen. Wir müssen uns klar dafür einsetzen, die
Landdegradierung einzudämmen, Ökosysteme wiederherzustellen und die
Verschmutzungskrise anzugehen, auch durch ein nachhaltiges
Chemikalienmanagement
Meine Damen und Herren,
die stärksten Wirtschafts- und
Industrienationen tragen eine besondere Verantwortung, die globale
Dreifachkrise entschlossen zu bekämpfen und globale Lösungen voranzubringen.
Wir brauchen sie, um die globalen Lösungen vorzubereiten.
Vielen Dank.
Copyright: | © Bundesministerium fĂĽr Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (16.05.2023) | |