Zement statt Deponie

Ein Abbau von Kupfererz wird heute ab einem Mindestgehalt von 0,3 Prozent als wirtschaftlich angesehen. Bei der MĂŒllverbrennung entsteht Asche, deren Feinfraktion durchschnittlich 0,3 bis 0,5 Prozent Kupfer enthĂ€lt. Dessen Gewinnung lohnt aber nur, wenn auch die verbleibende mineralische Fraktion weiterverwertet werden kann. Die UniversitĂ€t Duisburg-Essen und Partner aus den Branchen MĂŒllverbrennung und Aufbereitung sowie aus der Zementindustrie haben im Projekt EMSARZEM einen entsprechenden Prozess entwickelt. Ein Praxistest im Industrieformat verlief im vergangenen Juli erfolgreich.

Im Jahr 2022 wurden in Deutschland etwa 25 Millionen Tonnen Abfall in Verbrennungsanlagen „thermisch behandelt“. Aus den Resten werden mit konventionellen Methoden wie Sieben, Magnet- und Wirbelstromabscheidern rund 600.000 Tonnen Metalle zurĂŒckgewonnen. Die verbleibende MĂŒllverbrennungs-Asche (MV-Asche) wird zum Großteil auf Deponien fĂŒr Basisabdichtungen, Funktionsschichten und weitere Baumaßnahmen verwertet – obwohl noch wertvolle Metalle enthalten sind. „Theoretisch kann die MV-Asche im Straßen- und Erdbau als Ersatzbaustoff eingesetzt werden, was aber 2020 nur zu ca. 17 Prozent geschehen ist. Der groÌˆĂŸte Teil endet noch immer im Deponiebau“, erklĂ€rt Prof. Dr. RĂŒdiger Deike von der UniversitĂ€t Duisburg-Essen (UDE).
Unter der Leitung der GKS-Gemeinschaftskraftwerk Schweinfurt GmbH haben die insgesamt neun Partner des Projekts EMSARZEM – Einsatz von Müllverbrennungsschlacke als Rohstoff für die Zementherstellung ein wirtschaftliches, industriell umsetzbares Verfahren im Sinne des Urban Minings entwickelt. DafĂŒr wird die Asche, die eine Körnung von 0 bis10 mm hat, in verschiedenen Stufen gemahlen; unterschiedliche Wertstoffe werden mit verschiedenen Trennverfahren extrahiert. Dabei werden die Metalle weitestgehend von der mineralischen Fraktion abgetrennt und wieder in die Metallproduktion ĂŒbernommen. Der deutlich grĂ¶ĂŸere Rest – das Mineralgut – wird abhĂ€ngig von seiner KorngrĂ¶ĂŸe gesĂ€ubert, als Rohstoff der Zement- und Betonproduktion zugefĂŒhrt oder als Ersatz für natürliche Gesteinskörnungen in Betonanwendungen genutzt.
„Mit diesem Prozess können aus einer ursprĂŒnglich wertlosen Menge – wertlos deshalb, da sie im Abfall extrem fein verteilt ist –, theoretisch 8.000 Tonnen pro Jahr eines Kupferkonzentrates separiert werden. Darin wĂ€ren ca. 2.800 Tonnen Kupfer, 20 Tonnen Silber und 100 Kilogramm Gold enthalten. Die Gewinnung wĂ€re aber nur dann wirtschaftlich möglich, wenn die mineralische Fraktion auch verwertet werden kann“, erklĂ€rt Prof. Deike.
Deikes Arbeitsgruppe Metallurgie und Umformtechnik konzentriert sich im Projekt auf die detaillierte Untersuchung der separierten Metallfraktionen. Das Team von Prof. Dr. Jutta Geldermann (Produktionsmanagement/UDE) fĂŒhrt Wirtschaftlichkeitsberechnungen durch und erstellt die Ökobilanz dieses Prozesses. „Das Projekt EMSARZEM trĂ€gt dazu bei, durch die thermische Abfallverwertung zukĂŒnftig Rohstoffe zu gewinnen, die sonst unwiederbringlich verloren wĂ€ren“, erklĂ€rt Dr. Ragnar Warnecke der GeschĂ€ftsfĂŒhrer der GKS-Gemeinschaftskraftwerk Schweinfurt GmbH.
EMSARZEM wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Hier stellt das BMBF das Projekt in einem Kurzfilm vor: https://video.tu-clausthal.de/film/1398.html


Weitere Informationen:
Prof. Dr. RĂŒdiger Deike, Metallurgie und Umformtechnik, Tel. 0203/37 9-3455, ruediger.deike@uni-due.de
Redaktion: Birte Vierjahn, Tel. 0203/37 9-2427, birte.vierjahn@uni-due.de


©UniversitÀt Duisburg Essen
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