Boote besser recyceln
Digitaler Produktpass kann bei Wiederverwertung von Faserverbundwerkstoffen helfen
In Deutschland gibt es ca. 580.000 Sportboote, eine Million
Kanus, 10.000 Motorsegler und Segelflugzeuge sowie 8.000 motorisierte
Leichtflugzeuge, die vorrangig zu privaten Zwecken genutzt werden. Am
Ende der Nutzungsdauer werden die Gegenstände jedoch bislang nicht
sachgerecht recycelt, da etablierte Verfahren der Abfallwirtschaft meist
ungeeignet sind und Kapazitäten für die notwendige individualisierte
Aufbereitung fehlen. Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes
(UBA), betont: „Im Bereich der Faserverbundwerkstoffe fehlen derzeit
noch Konzepte zur Wiederaufbereitung. Wertstoffe gehen verloren.
Mithilfe des digitalen Produktpasses können wir zu einem weitaus
besseren Recycling dieser Stoffe kommen.“ Zu diesem Ergebnis kommt auch
eine neue Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA-Text 93/2023).
Sportboote und Leichtflugzeuge sowie
bestimmte Freizeitgeräte, wie Fahrräder, Skier und Musikinstrumente,
enthalten Faserverbundwerkstoffe (FVW). Sie sind oftmals langlebig,
werthaltig und als Abfälle prädestiniert für die Vorbereitung zur
Wiederverwendung oder das Recycling. Eine strukturierte Aufbereitung
gilt jedoch derzeit noch als unwirtschaftlich und erfolgt deshalb nicht.
Der
digitale Produktpass könnte hier Abhilfe schaffen. Eine Einführung
eines solchen digitalen Produktpasses mit seinen individualisierten und
für Reparatur, Wiederverwendung und Recycling zweckgerichteten
Informationen könnte die Kreislaufwirtschaft fördern und Ressourcen
schonen. Er könnte zudem die Herausforderung bewältigen, die
vergleichsweise geringe Anzahl von gelegentlich anfallenden Altprodukten
wenigen, aber hoch spezialisierten Demontageanlagen zuzuführen.
Generell
liegt in der Digitalisierung ein großes Potential für das Recycling.
Neben der Bereitstellung von praktischen Informationen für den Betrieb,
die Wartung und das Recycling erlaubt der Produktpass auch die
Mengenstromerfassung und Stoffstromlenkung. Logistische
Optimierungsaufgaben sind lösbar, Kommunikation über weite Strecken
gelingt und systematische Netzwerkanalysen decken Barrieren auf. Die
Möglichkeiten für die Abfallwirtschaft sind bei Weitem noch nicht alle
erschlossen.Der digitale Produktpass
Der
digitale Produktpass ist ein Datensatz, der die Komponenten,
Materialien und chemischen Substanzen oder auch Informationen zu
Reparierbarkeit, Ersatzteilen oder fachgerechter Entsorgung für ein
Produkt zusammenfasst. Die Daten stammen aus allen Phasen des
Produktlebenszyklus und können in all diesen Phasen für verschiedene
Zwecke genutzt werden (Design, Herstellung, Nutzung, Entsorgung). Die
Strukturierung umweltrelevanter Daten in einem standardisierten,
vergleichbaren Format ermöglicht allen Akteuren in der Wertschöpfungs-
und Lieferkette, gemeinsam auf eine Kreislaufwirtschaft hinzuarbeiten.
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