Erklärung der deutschen Wirtschaft zu den Koalitionsverhandlungen
Mehr als 100 Verbände appellieren in einer gemeinsamen Erklärung an die Koalitionäre, die Wirtschaft in den Verhandlungen in den Fokus zu rücken.
Die
deutsche Wirtschaft ist in Sorge. Mehr als 100 Verbände appellieren in
einer gemeinsamen Erklärung an die Koalitionäre, die Wirtschaft in den
Verhandlungen in den Fokus zu rĂĽcken. In den vergangenen Wochen hat sich
die wirtschaftliche Lage dramatisch zugespitzt. Handelskonflikte
eskalieren, die Inflation steigt, das Wachstum schwächt sich weiter ab –
ĂĽberall verdichten sich die Krisensignale. Inzwischen ist die
Arbeitslosigkeit bei der Drei-Millionen-Marke angekommen.
Während
die Weltökonomie beständig wächst, verharrt Deutschland in der
Rezession. Unternehmen und Betriebe geraten im Standortwettbewerb immer
mehr ins Hintertreffen. Unser Land verliert an wirtschaftlicher Stärke.
Stärke, die Deutschland braucht, um seinen Wohlstand, seinen sozialen
Zusammenhalt und seine Sicherheit zu gewährleisten. Die Fakten sind
unbestreitbar, Deutschland steckt in einer schweren wirtschaftlichen
Krise. Der Vergleich mit anderen Ländern zeigt, dass diese Krise vor
allem hausgemacht ist. Deutschland hat nicht nur ein vorĂĽbergehendes,
konjunkturelles, sondern insbesondere strukturelle Probleme.
Doch
die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Koalitionsverhandlungen zeigen
sich von diesen Entwicklungen scheinbar unbeeindruckt. Ihre bisherigen
Zwischenergebnisse sind unzureichend und tragen der sich zuspitzenden
Lage in den Unternehmen und Betrieben nicht Rechnung. Was bislang
vorliegt, ignoriert in vielen Bereichen die wachsenden wirtschaftlichen
Herausforderungen. Eines ist klar: Schulden allein lösen keine Probleme.
Ohne tiefgreifende Reformen wird es keinen nachhaltigen Aufschwung
geben. Und nur durch neues wirtschaftliches Wachstum können Arbeits- und
Ausbildungsplätze gesichert werden. Jetzt ist daher entschlossenes
Handeln gefragt.
Es darf in den Koalitionsverhandlungen nicht
darum gehen, wer sich symbolisch durchsetzt. Es kommt vielmehr darauf
an, für unser Land die Weichen für mehr Wachstum und Beschäftigung zu
stellen. Vor allem in den folgenden Bereichen muss ein Koalitionsvertrag
von CDU, CSU und SPD deutlich mehr Ambition zeigen, als es bisherige
Zwischenstände erwarten lassen:
- Deutschland nimmt bei der Höhe der Steuerbelastung
fĂĽr Unternehmen und Betriebe mit rund 30 Prozent international eine
Spitzenposition ein, was sich zu einem erheblichen Standortnachteil
entwickelt hat. Die Steuerbelastung der Unternehmen und Betriebe muss
spĂĽrbar reduziert werden. Ziel muss es sein, die derzeitige
Steuerbelastung der Unternehmen – zumindest schrittweise – auf ein
international wettbewerbsfähiges Niveau von maximal 25 Prozent
abzusenken.
- Die sozialen Sicherungssysteme
mĂĽssen dringend reformiert werden, um sie finanzierbar, zukunftsfest und
generationengerecht zu gestalten. FĂĽr die Unternehmen und insbesondere
lohnintensive Betriebe bedeuten steigende Beitragssätze ein Mehr an
Belastung und eine Schwächung der Wettbewerbsfähigkeit. Bei den
Beschäftigten führen sie zu weniger Netto vom Brutto.
- Der deutsche Staat muss schneller und effizienter werden. Die kĂĽnftigen Koalitionspartner mĂĽssen dem Abbau von BĂĽrokratielasten
für die Wirtschaft höchste Priorität einräumen. Berichts- und
Dokumentationspflichten mĂĽssen systematisch abgebaut werden. Auch
zeitraubende und umständliche Planungs- und Genehmigungsverfahren
verhindern Investitionen und bremsen Innovationen in der Wirtschaft.
Sämtliche Verfahren müssen über alle Fachgesetze hinweg vereinfacht und
verkĂĽrzt werden.
- Hohe Energiekosten sind zu einem wesentlichen
Wettbewerbsnachteil der deutschen Wirtschaft geworden. Der Standort
Deutschland braucht daher wieder international konkurrenzfähige Energiepreise (Strom,
Gas, Wasserstoff) und mehr Versorgungssicherheit. Neben kurzfristigen
MaĂźnahmen zur finanziellen Entlastung der Energieverbraucher sind zudem
massive strukturelle Reformen zwingend notwendig, um die Energiekosten
dauerhaft zu senken.
Nur wirtschaftliches Wachstum sichert
Arbeitsplätze und den sozialen Zusammenhalt. CDU, CSU und SPD müssen
sich jetzt fĂĽr wirksame, strukturelle Reformen entscheiden. Der Standort
Deutschland muss dringend wieder attraktiver werden – für
Investitionen, fĂĽr Innovationen und fĂĽr all jene, die mit
unternehmerischem Mut Verantwortung ĂĽbernehmen. Es muss sich lohnen, in
diesem Land ein Unternehmen zu fĂĽhren. Wenn die kĂĽnftige Bundesregierung
das nicht schnell und konsequent ermöglicht, wird sich der
wirtschaftliche Abschwung in den kommenden Jahren nicht mehr aufhalten
lassen.
Unterzeichner: 100 Verbände unter der Koordination von
Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA)
Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI)
Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK)
Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH)
Downloads:
- Erklärung der deutschen Wirtschaft zu den Koalitionsverhandlungen (Dowload PDF-Datei)
- Den
vollständigen Forderungskatalog vom Bundesverband der Deutschen
Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft e. V. (BDE), dem
Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. (bvse) und dem
Verband der Bayerischen Entsorgungsunternehmen e.V. (VBS) finden Sie hier.
Copyright: | © BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft e.V. (02.04.2025) |
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