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- WestpfÀlzische Stadt startet Umsetzung eines innovativen Verfahrens zur Freisetzung von Phosphor aus KlÀrschlamm in zwei kommunalen KlÀranlagen
- Gemeinsames Projekt von Abwasserbeseitigungsbetrieb Pirmasens und PrĂŒf- und Forschungsinstitut (PFI) zielt auf Ressourcenschonung und NĂ€hrstoffrĂŒckgewinnung bei gleichzeitiger Energieoptimierung
Wichtige Impulse fĂŒr einen rĂŒcksichtsvolleren und sparsamen Verbrauch natĂŒrlicher Ressourcen in kommunalen KlĂ€ranlagen setzt ein bundesweites Pilotprojekt aus Pirmasens. HierfĂŒr haben der Abwasserbeseitigungsbetrieb der westpfĂ€lzischen Stadt und das vor Ort ansĂ€ssige PrĂŒf- und Forschungsinstitut (PFI) in enger Kooperation ein innovatives Verfahren zur PhosphorrĂŒckgewinnung aus Nassschlamm in den KlĂ€ranlagen Felsalbe und BlĂŒmeltal entwickelt. ErklĂ€rtes Ziel ist eine nachhaltige Ressourcenschonung unter dem Aspekt der NĂ€hrstoffrĂŒckgewinnung von Phosphor und Stickstoff. Dabei lĂ€sst sich zum einen der Energieverbrauch der KlĂ€ranlage senken, zum anderen steigt die Erzeugung von Eigenenergie; das Endprodukt kann zudem als hochwertiger DĂŒnger mit sehr geringer Schwermetallbelastung fĂŒr die Landwirtschaft eingesetzt werden. Im Zuge der nach der Sommerpause startenden UmbaumaĂnahme werden darĂŒber hinaus die KlĂ€rgasgewinnung und -nutzung sowie die Abwasserbehandlung optimiert.
Im Vergleich zu anderen Methoden der PhosphorrĂŒckgewinnung hat das in Pirmasens entwickelte Verfahren einen besonders hohen Wirkungsgrad: Mehr als 60 Prozent des Phosphors im Abwassers können damit gewonnen werden. AuĂerdem ist eine um 15 Prozent höhere Ausbeute an Biogas im KlĂ€rschlamm möglich, wĂ€hrend gleichzeitig der Verbrauch an FĂ€llchemikalien und Polymeren zur Abwasserbehandlung voraussichtlich um bis zu 60 Prozent sinkt. Die damit verbundene Verringerung des CO2-AusstoĂes betrĂ€gt rund 75 Tonnen pro Jahr. Oberste PrioritĂ€t bei der DurchfĂŒhrung der Verfahrensoptimierung hat dabei die Abwasserreinigung.
âNach den guten Erfahrungen mit der Thermodruckhydrolyse in der KlĂ€ranlage ist die RĂŒckgewinnung von Phosphor aus dem anfallenden KlĂ€rschlamm ein entscheidender weiterer Schritt, nicht zuletzt angesichts weltweit zurĂŒckgehender Reserven und fragwĂŒrdiger Förderbedingungenâ, kommentiert Dr. Bernhard Matheis, OberbĂŒrgermeister von Pirmasens. âAufgrund durchweg positiver Labortests rechnen wir mit klaren Vorteilen durch dieses innovative Verfahren âmade in Pirmasensâ. Damit hat es erneut echten Vorbildcharakter fĂŒr andere Kommunen im Land und auch im Bund â Ă€hnlich wie der ĂŒberaus effiziente Einsatz der Thermodruckhydrolyse zur Optimierung der Energieausbeute in unserer KlĂ€ranlage.â
âDas gemeinsame Projekt des stĂ€dtischen Abwasserbeseitigungsbetriebs mit dem PFI lenkt den Blick auf die SchĂ€tze, die im KlĂ€rschlamm steckenâ, ergĂ€nzt Michael Schieler, Beigeordneter der Stadt Pirmasens. âMit der Möglichkeit eines RĂŒckgewinns wichtiger Ressourcen, einem sinkenden Energieverbrauch, saubererem Wasser und spĂŒrbar weniger Chemikalien, die in der KlĂ€ranlage zum Einsatz kommen, wird Pirmasens zudem bei der Entsorgung der KlĂ€rschlĂ€mme deutlich unabhĂ€ngiger.â
Ăberzeugende Vorteile â fĂŒr Pirmasens wie fĂŒr Kommunen in Land und Bund
Zu den Vorteilen des vom PFI und dem Abwasserbeseitigungsbetrieb der Stadt Pirmasens entwickelten Verfahrens fĂŒr den KlĂ€ranlagenbetrieb zĂ€hlen die Verringerung der Phosphorablaufwerte sowie der Energie fĂŒr die BelĂŒftung um 20 Prozent sowie die Reduktion der FĂ€llmittel um 60 Prozent. Hinzu kommen die um 20 Prozent höhere EntwĂ€sserung des KlĂ€rschlammes nach der Phosphoreliminierung und der um ein Viertel niedrigere Einsatz von EntwĂ€sserungspolymeren. Die Gasausbeute soll sich um 15 Prozent und die Eigenenergieerzeugung von zehn auf 16 Kilowattstunden pro Einwohnerwert (EW) steigern. Gleichzeitig kann der Energieverbrauch von 18 auf 16 Kilowattstunden pro EW gesenkt werden.
Die technische Innovation des neuen Pilotprojektes besteht in der Kombination von Thermodruckhydrolyse im Teilstromverfahren und zwischengeschalteter Hochlastfaulung mit anschlieĂender FĂ€llung von Magnesiumammoniumphosphat. Dabei sollen jĂ€hrlich 9.000 Kubikmeter SekundĂ€rschlamm mit dem Ziel behandelt werden, 250 Tonnen Magnesiumammoniumphosphat aus dem Faulschlamm zurĂŒckzugewinnen. Magnesiumammoniumphosphat kann wegen seiner guten PflanzenverfĂŒgbarkeit direkt als DĂŒngemittel eingesetzt werden. ZusĂ€tzlich ist geplant, aus einem Teil der im Schlamm enthaltenen Stickstofffracht FlĂŒssigdĂŒnger in Form von Ammoniumsulfat (ca. 30 Tonnen pro Jahr) zu gewinnen, um so die anlageninterne RĂŒckbelastung mit Ammonium zu verringern.
Das Gesamtinvestitionsvolumen des Projekts belĂ€uft sich auf 1,6 Millionen Euro; das rheinland-pfĂ€lzische Ministerium fĂŒr Umwelt, Energie, ErnĂ€hrung und Forsten fördert es mit insgesamt 500.000 Euro, der Bund hat sich mit 430.000 Euro beteiligt.
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