forum im Gespräch mit Prof. Dr. Klaus Töpfer, Mitglied im Rat für Nachhaltige Entwicklung, zum nachhaltigen Umgang mit der kostbaren Ressource Wasser.
Diese Welt geht auf neun Milliarden Menschen zu. Eine solche Welt kann und darf keine Wegwerfgesellschaft sein, sie muss mit den begrenzten Ressourcen schonend umgehen und ist aufgefordert, neue, zukunftsfähige Lösungen zu finden.
Auch im Jahre 2050, meine Enkelkinder sind dann 43 Jahre alt, wollen alle menschenwürdig leben. Dazu bedarf es einer intakten Umwelt mit all ihren Ressourcen. Schon seit einiger Zeit herrscht große Besorgnis, dass Wasser nicht mehr hinreichend vorhanden sein wird – und daher müssen wir darauf hin arbeiten, dass es hier keine Engpässe gibt. Daher muss der Focus auf Wiederaufbereitung und Einsatz wassersparender Techniken gelegt werden.
Wasser wurde lange Zeit als eine unbegrenzt verfügbare Rohstoffquelle angesehen. Wie wir sehen, ist dies nicht der Fall, auch bei uns in Europa nicht mehr. Und in vielen anderen Regionen dieser Welt herrschen bereits katastrophale Zustände. Zwei Dinge sind das Gebot der Stunde: Zum einen müssen wir sehr viel mehr in die Wiederaufbereitung von Wasser, also in Wassertechnologien investieren, zum anderen die Ermahnung zu wassersparendem Verhalten – besonders in der Landwirtschaft. Über 70 Prozent des Wassers, das wir verbrauchen, geht in die Landwirtschaft. Stichwort „virtuelles Wasser!“: „ Virtuelles Wasser“ beschreibt, welche Menge Wasser in einem Produkt enthalten ist oder zur Herstellung verwendet wird. Versteckter Wasserkonsum steckt in jedem Einkaufskorb. So stehen z.B. hinter einem Glas Milch mit 200 ml 200 l virtuelles Wasser! Wir müssen gemeinsam ein optimales Wassermanagement betreiben – dann könnte auch eine Welt mit 9 Milliarden Menschen mit dem Wasserangebot auskommen.
Welche Technologien finden Sie hinsichtlich der Wasserkonflikte, die auf uns zukommen, besonders förderungswürdig?
Förderwürdig ist jede Form von Wasseraufbereitung – möglichst nicht in zentralen großen Anlagen, da diese sehr kapital- und energieintensiv sind, sondern dezentral – in den einzelnen Häusern selbst. Ebenso das Wassermanagement. Ich habe acht Jahre lang in Afrika gelebt. Es gibt keine größere Stadt in Afrika, in der nicht mehr als 50 Prozent des gesamten Wassers im Verteilungsnetz verloren geht. Hier sollte dringend Abhilfe geschaffen werden. Eine Zusammenarbeit der Wassermärkte, die grenzüberschreitend sind, wir nennen das die „Integrated Water Management Strategie“ sowie neue Technologien wie z.B. effi ziente Methoden der Meerwasserentsalzung bringen uns in die richtige Richtung.
Ihr Schlussstatement an die Industrie?
Die Industrie erkennt bereits, welche Chancen darin bestehen, eine Green Economy zu entwickeln. Die Arbeitsplätze der Zukunft sind solche, die sich mit umweltfreundlichen und ökonomischen Produkten und Produktionsprozessen beschäftigen. Es ist gut zu wissen, dass die Privatwirtschaft sich Gedanken weit über das hinaus macht, was gegenwärtig die Bilanzen bestimmt. Ein Unternehmen wie Hansgrohe, das sich im weitesten Sinne mit Wasseraufgaben beschäftigt, ist gut beraten, sich den visionären, aber auch realisierbaren Ideen zu stellen. Daher freue ich mich auf das Hansgrohe Wassersymposium und den Auftrag, den Hansgrohe-Preis 2010 für Journalisten vergeben zu dürfen. Denn ich halte es für eine sehr gute Sache, Journalisten auszuzeichnen, die sich in besonderer Weise dieses Themas Wasser angenommen haben und damit einen überaus wichtigen Beitrag zum schützenswerten und faszinierenden Element Wasser leisten.
Copyright: | © FORUM Nachhaltiges Wirtschaften (30.04.2010) |
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