Puffer für Stoßzeiten

Das Staukanal-Konzept ist eine effektive und wirtschaftliche Möglichkeit, in Mischkanalisationsnetzen Abfluss-Spitzen abzufangen, ohne das gesamte Netz überzudimensionieren. Besonders einfach lassen sich Staukanäle aus GFK-Rohren großer Nennweite einrichten, wie ein aktuelles Beispiel aus Halle an der Saale zeigt.

Das gesamte Kanalnetz des Erschließungsgebietes "Heide-Süd 32/2" in Halle an der Saale wurde mit GFK-Rohren dieses Systems verlegt. Heide-Süd ist ein stark expandierendes Neubaugebiet von Halle an der Saale und gilt inzwischen als einer der attraktivsten Wohnstandorte der Stadt. Ein ehemaliges Kasernenareal in Heide-Süd wird derzeit nach Abbruch der Militäranlagen für weitere Wohnbebauung und gewerbliche Nutzungen erschlossen. Zur infrastrukturellen Erschließung des Gebietes gehört auch die Schaffung eines leistungsstarken Kanalisationsnetzes. Wie heute bei solchen Erschließungsplanungen üblich, standen die Betreiber der Halleschen Wasser- und Abwasser GmbH (HWA) vor der Herausforderung, das Kanalnetz für Starkregen-Spitzen hydraulisch ausreichend auszulegen, ohne dabei ein für den Normalbetrieb völlig überdimensioniertes und damit viel zu teures System zu schaffen. Der vielerorts bewährte Ausweg aus diesem Dilemma heißt: Staukanal. Statt alle Kanäle auf Vorrat großzügig zu bemessen, legt man den Großteil des Netzes für den hydraulischen Normalfall aus. Um aber hydraulische Spitzenbelastungen sicher abzufangen, schafft man im System an kritischen Stellen Stauräume. Bei Extremniederschlägen laufen diese voll, um sich über einen gedrosselten Abfluss später nach und nach zu entleeren. Ein sehr einfaches und wirkungsvolles Prinzip, den Abfluss im Netz bei stark schwankenden Belastungen zu verstetigen.

Lange Zeit waren Becken aus Beton die Standardtechnik zum Bau solcher Speicherkapazitäten. Ihr Nachteil: Sie sind vergleichsweise teuer und im Bau sehr zeitaufwändig. Eine sehr schnelle und vor allem wirtschaftliche Alternative, die sich zunehmend im Markt durchsetzt, sind groß dimensionierte Rohre aus GFK. Auch im "Baugebiet 32/2" von Heide-Süd, wo für die gesamte technische Erschließung einschließlich aller Ver- und Entsorgungsleitungen nur ein knapp bemessenes Zeitfenster von Januar bis Juli 2007 zur Verfügung stand, setzten die Planer des Ingenieurbüros Fuhrmann, Halle, auf die GFK-Option. Und das übrigens nicht nur für den Staukanal, sondern für das gesamte Kanalnetz, das aus 860 Metern Kanal in Nennweiten von DN 250 bis DN 500 bestand. Im Zuge einer öffentlichen Ausschreibung fiel die Ausstattung des Abwassernetzes einschließlich der Staukanalstrecke an die Amitech Germany GmbH, Mochau und ihr Flowtite-Wickelrohrsystem.

Bauausführendes Unternehmen war die Niederlassung Halle der Strabag AG. Der technisch anspruchvollste Aspekt des Vorhabens war der rund 80 Meter lange Staukanal DN 2200. In den Staukanal mündet ein Rohr DN 500 ein, der Ablauf besteht aus einem Kanal DN 350, der mit einer Drossel versehen ist. Hinzu kommt ein im Normalbetrieb abgeschieberter Auslauf DN 200 für Not- und Wartungsfälle. Dieser Staukanal wurde einschließlich der Abschlussbauwerke und eines integrierten GFK-Tangentialschachtes im Mai 2007 innerhalb von knapp drei Wochen installiert. Seine 300 Kubikmeter Stauvolumen durch ein Ortbetonbauwerk bereit zu stellen, hätte ein Mehrfaches dieser Zeit beansprucht.

Eine technische Besonderheit des Staukanals im GFK-Wickelrohrsystem - und in dieser Nennweite bislang einmalig - sind die integrierten Auftritte mit einem Trockenwetter-Fließgerinne DN 200. Die in der Wickeltechnik hergestellten großen Rohre rüstete man werkseitig mit einem Fließgerinne aus einem GFK-Halbrohr sowie mit in eine Schalung gegossenen Beton-Bermen aus. Fließgerinne und Bermen wurden durch GFK-Beschichtung in Laminattechnik fugenlos an das Rohr angebunden. Die aufgrund dieses "Innenlebens" etwas über drei Tonnen schweren Einzelrohre ließen sich dennoch problemlos mit einem der vorhandenen Baustellenbagger installieren. Zum Stauraumkanal gehörte neben den Rohren selbst noch ein klassisches, programm-typisches Spool: Ein aus GFK-Rohrsegmenten in Laminattechnik maßgefertigter Tangentialschacht der Nennweite DN 2200/1000 dient nicht nur als Revisionseinstieg für die spätere Wartung der Staustrecke, sondern nimmt auch eine Richtungsänderung der Staukanaltrasse auf.

Karl Bissinger, Amitech Germany GmbH

www.amitech-germany.de



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