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Weltwassertag: Runde Tische zur Spurenstoffstrategie des Bundes präsentieren Ergebnisse
Bettina Hoffmann, Parlamentarische Staatssekretärin beim BMUV,
und das Spurenstoffzentrum des Bundes haben heute erste Ergebnisse von
drei „Runden Tischen“ zur Spurenstoffstrategie entgegengenommen. Die
Rückstände von Arzneimitteln, Pflanzenschutzmitteln, Bioziden und
anderen Chemikalien können schon in geringen Konzentrationen negative
Auswirkungen auf Gewässer und die Qualität des Trinkwassers haben. Als
Teil der Spurenstoffstrategie des Bundes entwickeln derzeit
Interessenverbände an „Runde Tischen“ freiwillige Maßnahmen zur
Entlastung der Umwelt. Die ersten Ergebnisse haben Vertreter*innen der
„Runden Tische“ heute präsentiert. Auf der virtuellen
Bilanzveranstaltung hat Bettina Hoffmann außerdem die strategischen
Eckpunkte und Perspektiven für die aktuelle Legislaturperiode
vorgestellt.
Bettina Hoffmann, Parlamentarische
Staatssekretärin beim BMUV: „Grundwasser sauber und verfügbar zu halten
ist aktiver Umwelt- und Gesundheitsschutz. Denn 70 Prozent unseres
Trinkwassers besteht aus Grundwasser. Haben wir das Grundwasser in der
Vergangenheit als etwas Selbstverständliches angesehen, verursacht die
Erderhitzung immer öfter langanhaltende Trockenperioden, die den
Grundwasserspiegel an vielen Orten in Deutschland absenken. Über das
Abwasser gelangen zunehmend Stoffe in unsere Gewässer, die dort nicht
hingehören. Chemikalien aus der Industrie sowie Arzneimittel, die sich
teilweise nicht natürlich abbauen, belasten zusehends die Ökosysteme in
Flüsse, Seen und zusehends auch das Grundwasser. Dass diese
Umweltbelastung ein Ende findet, liegt in der Verantwortung der ganzen
Gesellschaft. Wichtig ist, den Eintrag von Schadstoffen wo immer möglich
direkt an der Quelle abzustellen. Das Spurenstoffzentrum beim
Umweltbundesamt soll schon bald zentrale Informationsquelle und
Treiberin der der Maßnahmen für den Schutz unserer Gewässer werden.“
Dirk
Messner, Präsident des Umweltbundesamtes: „Hauptziel des
Spurenstoffzentrums ist es, in Zusammenarbeit mit allen Akteuren und
Betroffenen, Oberflächengewässer und das Rohwasser für die
Trinkwassergewinnung in Deutschland umfassend und vorsorgend zu
schützen. Hierzu sind alle Maßnahmen entlang des Lebenszyklus von
Spurenstoffen übergreifend zu betrachten. Es muss bereits bei der
Herstellung und der Anwendung von Produkten auf Minimierung, Ersatz oder
Vermeidung des Einsatzes von Stoffen mit problematischen
Umwelteigenschaften geachtet werden.“
Der Eintrag von
Spurenstoffen in Seen, Flüsse und schlussendlich in die Meere stellt
eine der größten Herausforderung für den Gewässerschutz dar. Das Problem
liegt einerseits in der großen Anzahl dieser Stoffe im täglichen
Gebrauch und andererseits darin, dass sie bereits in geringen
Konzentrationen Schädigungen bei Wasserlebewesen hervorrufen können.
Wesentliches Element der 2016 von BMUV und UBA
initiierten Spurenstoffstrategie ist der intensive Dialog mit
Stakeholdern aus Industrie, Wasserwirtschaft, Umweltorganisationen und
den Bundesländern. Auf Grundlage von freiwilligen Vereinbarungen und
Regeln sollen die Einträge von Spurenstoffen in Gewässer verringert
werden. Für die Verstetigung der Spurenstoffstrategie wird seit 2021 das
Spurenstoffzentrum des Bundes (SZB) im UBA aufgebaut.
Bereits
seit Ende 2019 wurden insgesamt drei stoffspezifische Runde Tische
einberufen, die sich an den wichtigsten Spurenstoffen in deutschen
Gewässern orientieren: Benzotriazol (Anti-Korrosionsmittel für Metalle,
z.B. zum Schutz von Dachrinnen oder in Reinigungstabs für
Geschirrspülmaschinen), Diclofenac (Schmerzmedikament) sowie
Röntgenkontrastmittel. Schadstoffeinträge in Gewässer lassen sich am
effizientesten mindern, wenn die entsprechenden Substanzen nicht bzw.
weniger eingesetzt und demnach auch weniger hergestellt werden müssen.
Daher
werden im Rahmen der Runden Tische auf Herstellerseite Maßnahmen
entwickelt, die die Einträge spezifischer Chemikalien in die Gewässer
verringern. Die Runden Tische helfen, die Anwendungsgebiete,
Eintragspfade und Risiken für einzelne Spurenstoffe oder Stoffgruppen
besser zu verstehen und darauf aufbauend Lösungen im Dialog mit allen
beteiligten Akteuren zu erarbeiten. An den Dialogen nahmen Vertreter von
Industrieverbänden, der Wasserwirtschaft, der Umweltschutzverbände, der
Kommunen sowie der Bundesländer teil.
Der Runde Tisch zu
Diclofenac verabschiedete eine einvernehmliche Abschlusserklärung. Darin
wurde eine Reihe kurz- bis mittelfristig umsetzbarer
Kommunikationsmaßnahmen zusammengestellt, die die Hersteller auf den Weg
bringen wollen. In den Veröffentlichungen des Runden Tischs werden die
Umweltprobleme und Gewässerbelastungen von Diclofenac deutlich
dargestellt und die Notwendigkeit einer wesentlichen Reduktion des
Eintrages in die Umwelt vermittelt. Da die primäre Eintragsquelle von
Diclofenac in die Gewässer dessen Anwendung in Form von Cremes und
Salben ist, haben die Hersteller umfassende Informationsmaterialien zur
Aufklärung von Ärzten, Apothekern und über Sportverbände erarbeitet,
verbunden mit dem eingängigen Slogan „Wischen statt Waschen“. Dies
umfasst die Empfehlung an Patientinnen und Patienten, nach dem Auftragen
von Diclofenac-haltigen Schmerzsalben, die Hände mit einem Papiertuch
abzuwischen und dieses über den Restmüll zu entsorgen. Die Effekte
dieser Arbeit sollen nun in bis zu drei Regionen Deutschlands evaluiert
werden.
Durch den intensiven, konstruktiven und interdisziplinären Austausch der Stakeholder
konnten auch erste gemeinsame Maßnahmen an den Runden Tischen zu
Röntgenkontrastmittel und zu Benzotriazol erreicht werden. Für den
Rückhalt von Röntgenkontrastmitteln, etwa durch die Einführung von
Urinbeuteln und Trenntoilette, werden nun drei bis vier große
Umsetzungsprojekte, verteilt auf das gesamte Bundesgebiet, entwickelt.
Weiterhin werden Pilotstudien gestartet, welche eine spätere
Bilanzierung des Erfolgs ermöglichen.
Das Spurenstoffzentrum des
Bundes begleitete in Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten des
Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI und der
IKU Dialoggestalter die drei Runden Tische zu zuvor von einem
unabhängigen Gremium als relevante Substanzen eingeschätzte
Spurenstoffen. Das Spurenstoffzentrum wird zukünftig die operativen
Tätigkeiten an der Spurenstoffstrategie weiterführen. Dazu gehören unter
anderem die Organisation und Begleitung weiterer Runder Tische sowie
die Unterstützung eines unabhängigen Gremiums zur Relevanzbewertung von
Spurenstoffen.
Der Weltwassertag wurde von der UN-Generalversammlung
beschlossen und findet seit 1992 immer am 22. März statt. Der
diesjährige Weltwassertag steht unter dem Motto "Groundwater: Making the
Invisible Visible": "Unser Grundwasser: der unsichtbare Schatz".
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