Gegen den Durst

Die Qualität und Verfügbarkeit von Wasser sind weltweit rückläufi g. Im Hinblick auf das am 28. Juli 2010 von den Vereinten Nationen verabschiedete Menschenrecht auf sauberes Trinkwasser sind langfristig wirkende Entwicklungen bei der Ver- und Entsorgung von Wasser dringend geboten. forum stellt Ihnen deshalb Projekte zur Lösung dieser drängenden Probleme vor. Die Vorteile liegen auf der Hand: Sie sind dezentral einsetzbar, pfl egeleicht, wartungsarm und leicht zu bedienen.

Sauberes Wasser durch Sonnenkraft Sauberes Trinkwasser ist „herstellbar“, sofern es nicht vergiftet ist: Verkeimtes Wasser wird in durchsichtige PET- oder Glasfl aschen gefüllt, verschlossen und in die pralle Sonne gelegt. Die Sonne hat die Kraft, mittels der UV-Strahlen die Krankheitskeime abzutöten. Die Strahlung hilft den Sauerstoffspezien Energie zu gewinnen, in die Membranproteine einzudringen, die Zellen zu beschädigen und somit in wenigen Stunden unschädlich zu machen. Martin Wesian, ein junger österreichischer Erfi nder, hat einen Verschluss für handelsübliche, genormte PET-Flaschen entwickelt, der den Reinigungszustand des Wassers anzeigt. Das Produkt heißt Wadi™ (für Water Disinfection) und ist in seiner ganzen Konstruktion nachhaltig: Das verwendete Material ist langlebig, das Anzeigelämpchen wird mit einer Solarzelle betrieben, die PET-Flaschen werden wieder verwendet. Die Lebensdauer des Verschlusses beträgt etwa fünf Jahre und der verwendete Kunststoff ist wiederverwertbar. www.waterdisinfection.org Luftiges Nass mit Nebelkollektoren In Eritrea im nordöstlichen Afrika gibt es mehrere Monate Nebel im Jahr – ideale Voraussetzungen für den Einsatz von Nebelkollektoren. Das Prinzip ist denkbar einfach: Die über dem Festland erwärmte Luft steigt an den Berghängen zum Hochland nach oben. Dabei saugt sie die tropisch feuchte Luft über dem Roten Meer an. Durch Abkühlung und Kondensation in höheren Lagen entsteht dichter Nebel, der nicht abregnet und sich auf der Hochebene wieder aufl öst. Der Ostwind vom Roten Meer bläst den Nebel durch die Netze, die senkrecht zum Wind stehen. Dieser Nebel wird in den feinen Kunststoffnetzen der Kollektoren „ausgesiebt“. Die Wassertropfen des Nebels laufen an den Netzen herab und werden in Rinnen am unteren Rand der Netze aufgefangen. Über Rohrleitungen gelangt das Wasser in ein Reservoir. Von dort fl ießt es zu den Verteilerstellen. Auf diese Weise können die Kollektoren bis zu 50 Prozent der Feuchtigkeit aus dem Nebel entnehmen. Die Wasserausbeute eines Nebelfängers liegt täglich bei mindestens 170 Litern. Proben ergaben, dass das Nebelwasser in chemischer und physikalischer Hinsicht als Trinkwasser geeignet ist. So liefern 20 von der WasserStiftung zur Verfügung gestellte Nebelfänger täglich 3.400 Liter sauberes Wasser für die Schulen der Orte Nefasit und Arborobue sowie zusätzlich 120 Familien.
www.wasserstiftung.de
Regenauffangbecken für Kleinbauern Von Malte Nordmann In Bolivien fördert die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) ein Projekt, bei dem Regen in sogenannten Atajados gesammelt wird. Die Einwohner wappnen sich mit diesen Regenauffangbecken gegen eine Zeit verkürzter Regenperioden und Extremwetterereignisse. Das Speichervolumen eines Atajados beträgt bei durchschnittlichen Maßen von 25x20x2 Meter ca. 1.000 Kubikmeter. Mit dem gespeicherten Wasser können Niederschlagsschwankungen während der Regenzeit ausgeglichen werden. Dies ermöglicht den Bauern die Reduktion von Ernteverlusten und eine Intensivierung des kleinbäuerlichen Ackerbaus. Der Atajado ist auf die Bedürfnisse je einer Familie ausgelegt und wird auf Basis eines integrierten Projektansatzes an die jeweiligen lokalen Voraussetzungen angepasst. Neben den sozialen Hilfen ist das Projekt ökologisch ausgerichtet: So wird für den Erosionsschutz ein drei bis fünf Hektar großes Wassereinzugsgebiet bepfl anzt und die Landwirtschaft der Kleinbauern nachhaltig angelegt. Das Projekt wird von CES Consulting Engineers Salzgitter und GOPA implementiert. Es geht auch ohne Wasser: Mit Trockentoiletten Von Markus Pohlhausen Weltweit sterben jährlich 6.000 Kinder an Durchfallerkrankungen wegen mangelnden Zugangs zu sauberem Wasser und Sanitäranlagen. Trockentoiletten sind die optimale Lösung: Sie schonen die Umwelt, sparen Wasser und verhindern gleichzeitig Krankheiten. Humusbzw. Komposttoiletten fi nden meist dort Verwendung, wo kein Abwassersystem zur Verfügung steht, könnten aber auch in entwickelten und warmen Regionen einen wichtigen Beitrag zum Gewässerschutz, zur Rohstofferzeugung und Energiegewinnung leisten. Trockentoiletten entschärfen die Entsorgungsproblematik und sparen jeweils ca. 10.000 Liter Wasser pro Person und Jahr ein. Das Funktionsprinzip ist einfach: Die Ausscheidungen werden in einem löchrigen Behälter gesammelt und durch einen Luftzug weiter getrocknet. Die für den Sog nötige aufsteigende Hitze wird durch einen schwarzen Schornstein und eine dunkle Metallplatte an der Rückseite, die zur Sonne hin ausgerichtet werden, erzeugt. Eine Geruchsbildung im Toilettenhaus wird so vermieden. Die in den Wechselbehältern getrockneten Rückstände können aus dem System entnommen, aufbereitet und als Dünger verwendet werden. Wartungsarmes Wasserfi ltersystem Von Sascha Reckert Skyhydrant ist ein Wasserfi ltersystem, das die Bewohner vor Ort selber warten können. Dafür wurde eigens eine Bedienungsanleitung für Analphabeten kreiert. Das System braucht keinen Riesencontainer und funktioniert ohne Strom – nur mit Gravitation. Diese einfache, aber wirkungsvolle Technologie macht sich nun ein Hilfsprojekt für die Flutopfer in Pakistan zunutze: Das Aktionsbündnis „Deutschland Hilft“ kombiniert den Skyhydranten mit einfachen, aber effektiven Techniken wie Sandfi ltern (zur Schwebepartikelentfernung) und der Desinfektion mit speziell aufbereitetem Salzwasser. Schon mit etwa 3.000 Euro können 1.000 Menschen jahrelang mit aufbereitetem Wasser versorgt werden, kurzfristig auch über 2.000 Menschen nur mit Trinkwasser. www.aktion-deutschland-hilft.de www.naturetec-institute.eu. Schnell zu sauberem Wasser: Unkomplizierte Anwendungen wie der Wasserfi lter Skyhydrant werden gerade jetzt in Krisenregionen wie Pakistan dringend benötigt.
www.aktion-deutschland-hilft.de
www.naturetec-institute.eu.



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