Fachagentur will Forschung zu Biogas verstärkt fördern

Mess- und Prozesstechnik sowie Mikrobiologie stehen im Mittelpunkt

Gülzow. Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) fordert Unternehmen und Forschungseinrichtungen auf, sich aktiv in die Weiterentwicklung von Verfahren und Techniken zur Prozessoptimierung einzubringen. Wie die FNR mitteilt, müssten Forschung und Entwicklung vor allem verstärkt werden in den Bereichen "Prozessregelung bei der Biogaserzeugung" und "Optimierung der mikrobiologischen Vorgänge in landwirtschaftlichen Biogasanlagen". Handlungsbedarf, so das Ergebnis eines Fachgesprächs der FNR Ende September, herrscht nach Meinung von Experten sowohl in der Mess- und Regelungstechnik als auch beim Verständnis und der Optimierung mikrobiologischer Vorgänge in der Biogasanlage.

Um Biogasanlagen zu überwachen und zu regeln, so die FNR, benötige man eine gut entwickelte Regel- und Messtechnik. Allerdings wird eine entsprechende Technik in Biogasanlagen nur selten eingesetzt, berichtet die Fachagentur. So würden bei herkömmlichen Anlagen oftmals nur die Temperatur ohne weiterführende Kontrolle und Steuerung erfasst. Ein Grund dafür seien vermeintlich hohe Kosten und erhebliche Informationsdefizite. Nach Ansicht der Fachleute werden zusätzlich Messinstrumente benötigt, die unter anderem den Wasserstoff-Gehalt, die Konzentration von Ammonium-Ionen und den Anteil flüchtiger Fettsäuren ermitteln können. Augenmerk soll auch auf Messort und -zeitpunkt gelegt werden. Um die Prozessstabilität der Anlage festzustellen, sei es beispielsweise nützlicher, eine Messung in der Flüssigphase anstatt in der Gasphase durchzuführen. Weniger fehlerbehaftet wäre die Analyse der Gasmenge und deren Qualität, wenn direkt hinter dem Fermenter statt vor dem Blockheizkraftwerk (HKW) kontrolliert wird. Weitgehend unbekannt sind zudem die technischen Auswirkungen von hohen Nawaro-Anteilen im Substrat, da die eingesetzten Messinstrumente in der Regel auf Anlagen mit hohem Gülleanteil ausgelegt sind.

Als zu wenig praxisorientiert gilt die mikrobiologische Forschung. Weil mit vorhandenen Sonden lediglich die gängigen Mikroorganismen aufspürbar sind, müssen neue Nachweismethoden entwickelt werden, um bislang unbekannte Organismen zu erfassen. Mit Hilfe der entsprechenden Messtechnik beziehungsweise Analyseverfahren könnten dann die aktiven Populationen identifiziert und quantifiziert werden. Weiterführende Untersuchungen lassen zudem Aufschluss über Art und Zeitpunkt des Wirkens der Mikroorganismen sowie deren Interaktionen untereinander zu.

Kenntnisse über den mikrobiellen Besatz und ihre Wirkungsweise im Vergärungsprozess können nach Meinung der Experten sehr wesentlich zur Prozessoptimierung beitragen. Von unmittelbarem Nutzen für die Anwender wäre auch der Nachweis von Wirkung und Effizienz von Enzympräparaten. Die derzeit begrenzt vorliegenden Daten bedürften der Verifizierung.

Insgesamt ist über die Mikrobiologie bei der Vergärung speziell von nachwachsenden Rohstoffen zu wenig bekannt, war die einhellige Meinung der Expertenrunde. Das erfordert die Zusammenarbeit von Mikrobiologie, Verfahrenstechnik und landwirtschaftlicher Praxis. Aus diesen Gründen will die FNR Entwicklungsvorhaben bei der Biogaserzeugung in verstärktem Maße fördern, um die in Biogasanlagen ablaufenden Prozesse zu optimieren. Hierbei wolle man eine verbesserte Prozessstabilität, Betriebssicherheit und Gasausbeute erreichen und gewährleisten. Der aus dem Fachgespräch abgeleitete Handlungsbedarf steht unter www.fnr.de in der Rubrik "Projektförderung" zur Verfügung. (TG)

Kontakt: Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR), Hofplatz 1, D-18276 Gülzow, Tel. 03843 - 69 30-0, Fax: -69 30-102, eMail: info@fnr.de, Internet: www.fnr.de.



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