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Das Konzept der planetaren Grenzen ist ein entscheidendes Instrument, um die Klimakrise zu bewältigen und die Zukunft der Menschheit auf der Erde zu sichern. Erstmals wird die Geschichte der planetaren Grenzen im Fachjournal Nature Reviews Earths & Environment vollständig beschrieben: Die Autorinnen und Autoren beleuchten die Ursprünge des Konzepts und beschreiben seinen wachsenden Einfluss auf unterschiedliche Disziplinen sowie auf Gesellschaft und Politik.
Der Artikel schildert,
wie sich die Wissenschaft der planetaren Grenzen in 15 Jahren zu einem
entscheidenden Treiber der globalen Nachhaltigkeitsagenda entwickelt und
angesichts der wachsenden Risiken für das Erdsystem weltweit an Bedeutung
gewonnen hat.
„Die Stabilität und Widerstandsfähigkeit des Planeten genau zu erfassen und
gegenzusteuern ist dringend notwendig, um das Gleichgewicht der Erde
wiederherzustellen und innerhalb sicherer Grenzen zu bleiben“, sagt Johan
Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und
Leitautor des Artikels. Zusammen mit einem internationalen Team von 28
Forschenden schlug er 2009 das Konzept der planetaren Grenzen vor. „Dank der
wissenschaftlichen Erkenntnisse zu den planetaren Grenzen wissen wir heute,
dass es ohne Rückkehr in den sicheren Handlungsraum der Biosphäre –
Biodiversität, Wasser, Land, Ozean, Nährstoffe, Aerosole - keine Lösung für die
Klimakrise und keine Möglichkeit gibt, die 1,5°C-Grenze einzuhalten. Wir müssen
alle Grenzen gemeinsam betrachten, um die Gesundheit der Erde zu schützen.“
„Unsere Beziehung zum Planeten besser zu verstehen, stärkt unsere Fähigkeit,
nachhaltig zu handeln. Das Konzept der planetaren Grenzen zeigt uns einfach und
klar verständlich, wie stark wir auf die Erde einwirken und wie viel wir ihr
nehmen. Für die Entwicklung nachhaltiger Gesellschaften sind die planetaren
Grenzen deshalb von wesentlicher Bedeutung“, sagt Katherine Richardson von der
Universität Kopenhagen, Autorin des Artikels, die an allen drei wissenschaftlichen
Veröffentlichungen zum Konzept der planetaren Grenzen mitgeschrieben hat.
Die Forschenden zeichnen die Entwicklung der planetaren Grenzen nach und
beschreiben, wie die Belege für Kipppunkte, für das Anthropozän und das Holozän
zum Vorschlag dieses ganzheitlichen Modells führten. Heute bietet es eine
wissenschaftliche Grundlage und Orientierung für eine globale
Nachhaltigkeitsagenda, die darauf abzielt, lebenserhaltende Bedingungen auf der
Erde zu sichern, mit dem Holozän als Referenzpunkt. Das Konzept der planetaren
Grenzen legt neun globale biophysikalische Grenzen – wie Klimawandel und
Integrität der Biosphäre – fest, die für die Regulierung des Erdsystems von
wesentlicher Bedeutung sind. Bei der dritten Aktualisierung der planetaren Grenzen
im Jahr 2023 wurden erstmals alle Grenzen quantifiziert, und festgestellt, dass
sechs von neun bereits überschritten wurden.
Ein Fahrplan für die Zukunft
In ihrem Artikel erläutern die Forschenden den entscheidenden Einfluss der
planetaren Grenzen auf die Governance des Erdsystems und ihre zentrale Rolle
dabei, Erdsystemwissenschaft und Nachhaltigkeitsforschung enger miteinander zu
verbinden. Sie zeigen, wie die planetaren Grenzen den Weg für innovative
Konzepte wie planetare Gesundheit und Donut-Ökonomie geebnet haben und
schlussfolgern, dass sich die Wissenschaft zu planetaren Grenzen in der
globalen Nachhaltigkeitsforschung durchgesetzt hat. In Wirtschaft, Finanzwesen,
Politik und Zivilgesellschaft im Anthropozän wird das Konzept zunehmend als Rahmen
für eine nachhaltige Entwicklung genutzt. Beispiele für diese Anwendung sind
Länderstudien wie für Neuseeland, in Städten wie Amsterdam, in
Unternehmensnetzwerken wie dem World Business Council for Sustainable
Development (WBCSD) oder im Rahmen von globaler Forschungsarbeit wie der Earth
Commission.
Die Autorinnen und Autoren betonen, dass eine kontinuierliche Entwicklung
des Konzepts der planetaren Grenzen erforderlich sei, um die globale
Nachhaltigkeitsagenda voranzubringen. Mit Blick auf die Zukunft brauche es eine
höher aufgelöste Erdsystembeobachtung, regelmäßigere wissenschaftliche
Aktualisierungen und innovative Ansätze, um die Fragen der Gleichberechtigung
und Gerechtigkeit im Kontext der globalen Nachhaltigkeit anzugehen. Angesichts
steigender planetarer Risiken biete das Konzept den Fahrplan für eine sichere,
lebensfähige Zukunft auf der Erde. Innerhalb der planetaren Grenzen kann die
Gesellschaft Resilienz und Gerechtigkeit über Generationen hinweg fördern und
ein nachhaltiges Erbe sicherstellen, so die Forschenden.
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