16. Weltnaturkonferenz fasst zentrale BeschlĂĽsse zum Schutz der Natur
Zweiwöchige Zusammenkunft der Vertragsstaaten des Übereinkommens über die biologische Vielfalt endet in Cali/Kolumbien
Die 16. Weltnaturkonferenz ist nach langen Verhandlungen
heute Morgen in Cali, Kolumbien, zu Ende gegangen. Damit hat die
internationale Staatengemeinschaft einen weiteren wichtigen Schritt fĂĽr
den Schutz, die nachhaltige Nutzung und die Wiederherstellung der Natur
getan. Nachdem 2022 in Montreal auf der 15. Weltnaturkonferenz der
Globale Biodiversitätsrahmen (Global Biodiversity Framework, GBF) zum
Schutz unserer Lebensgrundlagen beschlossen wurde, lag der Schwerpunkt
in Cali auf der Umsetzung dieses ehrgeizigen Plans. Nach teilweise
langwierigen Verhandlungen konnten zentrale BeschlĂĽsse gefasst werden.
So wurden etwa entscheidende Vereinbarungen zur engeren Verzahnung von
Natur- und Klimaschutz sowie zur Stärkung der Rolle von indigenen
Völkern und lokalen Gemeinschaften im Biodiversitätsschutz beschlossen.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke: "In Cali ist es uns gelungen,
einen enormen Schritt zum Schutz unserer Natur voranzukommen. DafĂĽr
wurde hart gearbeitet und auch gerungen. Besonders freue ich mich, dass
die Stimme der indigenen Völker und lokalen Gemeinschaften gestärkt wird
– denn sie spielen eine äußerst wichtige Rolle im globalen
Biodiversitätsschutz. Mit dem Beschluss zu Biodiversität und Klimakrise
wird Klima- und Naturschutz kĂĽnftig besser miteinander verzahnt, durch
mehr Kooperation auf Politik-, Planungs- und Umsetzungsebene. Ebenso
wird der Weg bereitet fĂĽr eine engere Kooperation von
Weltbiodiversitäts- und Weltklimarat und mehr Kohärenz zwischen Natur-
und Klimaschutzplänen. So sendet Cali auch ein klares Signal für mehr
natĂĽrlichen Klimaschutz an die kommende Weltklimakonferenz in Baku.
Die intensiven Verhandlungen der vergangenen zwei Wochen haben uns
aber auch klargemacht, dass noch viel Arbeit vor uns liegt. Um die Ziele
von Montreal umzusetzen habe ich als deutschen Beitrag die Nationale
Biodiversitätsstrategie 2030 mit nach Cali gebracht. Sie ist die
zentrale Strategie zum Schutz und zur Wiederherstellung der Natur in
Deutschland. Deutschland zeigt sich als verlässlicher Partner und hat
seine internationale Biodiversitätsfinanzierung gesteigert. Das ist
wichtig, um auch andere Länder dabei zu unterstützen, die Ziele umsetzen
zu können – gerade für die Staaten mit einer besonders großen
Artenvielfalt.
Beim Schutz der Natur und ihrer gesamten Vielfalt geht es um den
Erhalt unserer eigenen Lebensgrundlagen. Die Natur sorgt unter anderem
dafür, dass wir Menschen das haben, was wir täglich brauchen: Luft zum
Atmen, sauberes Wasser, fruchtbare Böden, Nahrung, Medizin, Baustoffe."
Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ):
"Es ist bedauerlich, dass die Weltnaturkonferenz zu Ende gegangen ist,
ohne dass eine Strategie beschlossen wurde, wie weitere Gelder fĂĽr den
Naturschutz aufgebracht werden können. Erfreulich ist dagegen, dass eine
Grundstruktur fĂĽr einen Fonds geschaffen wurde, ĂĽber den die Profite
aus der Nutzung genetischer Daten von Pflanzen und Tieren gerecht
verteilt werden sollen. Zudem ist es gelungen, einen permanenten
Ausschuss für indigene Völker und Gemeinschaften ins Leben zu rufen –
ein geradezu historischer Schritt. In Cali hat die Weltgemeinschaft
gezeigt, dass sie sich auf den Weg gemacht hat, die weitreichenden
Naturschutzziele von Montreal umzusetzen. Denn der Ernst der Lage ist
allen klar. Wir sind dabei, das Milliarden Jahren alte Gedächtnis
unserer Natur auszulöschen – unwiederbringlich. Um eine Trendumkehr zu
erreichen, ist ein Kraftakt nötig, der sowohl alle Regierungen als auch
die Privatwirtschaft einbezieht. Deshalb ist es auch ein gutes Zeichen,
dass in Cali neben vielen Staaten auch Unternehmen und Banken zahlreich
vertreten waren. Wir haben auf der Konferenz viele gute, innovative
Möglichkeiten diskutiert, wie ein Mix aus öffentlichen und privaten
Geldern zu einer besseren Finanzierung von Naturschutz fĂĽhren kann.
Unsere Aufgabe als Entwicklungsministerium ist es dabei auch immer, die
Menschen in unseren Partnerländern im Globalen Süden im Blick zu haben,
denn dort liegen die meisten besonders artenreiche Gebiete."*
Die wichtigsten BeschlĂĽsse der COP 16 im Ăśberblick
Indigene Völker und lokale GemeinschaftenIndigene
Völker und lokale Gemeinschaften (IPLCs) nehmen im Rahmen der
Weltnaturkonvention eine hervorgehobene Stellung ein. Zu den IPLCs
zählen zwischen 300 bis 500 Millionen Menschen weltweit; sie machen etwa
50 Prozent der Bevölkerung in Gebieten mit der höchsten biologischen
Vielfalt aus. Die biologische Vielfalt in Gebieten, die durch indigene
Völker und lokale Gemeinschaften gemanagt werden, ist nachweislich in
einem besseren Zustand als die in anderen Gebieten, inklusive
Schutzgebieten. In Cali wurde daher unter anderem ein Arbeitsprogramm
verabschiedet, das vorsieht, dass das traditionelle Wissen indigener
Völker und lokaler Gemeinschaften zur Bewältigung der Biodiversitäts-
und der Klimakrise kĂĽnftig besser berĂĽcksichtigt wird. Zudem wurde ein
permanenter Ausschuss für die Stärkung der Beteiligung von IPLCs
eingerichtet.
Verbindung Klima- und NaturschutzNachdem es bei der CBD
COP 15 in Montreal keine Einigung gab, konnten in Cali zum
Verhandlungsthema Biodiversität und Klima gute Beschlüsse gefasst
werden. Viele Vertragsstaaten – darunter Deutschland – haben sich aktiv
für eine bessere Integration von Biodiversitäts- und Klimaschutz auf
Politik-, Planungs- und Umsetzungsebene eingesetzt. So wird es zum
Beispiel eine weitere Zusammenarbeit zwischen dem Biodiversitätsrat IPBES
und Weltklimarat IPCC geben. Synergien zwischen der Umsetzung der
nationalen Biodiversitätsstrategien und Aktionsplänen (NBSAPs) und
nationalen Klimabeiträgen (NDCs) sollen zudem künftig besser genutzt werden. Unter der den UN-Konventionen zur Biodiversität (CBD),
zum Klimaschutz (UNFCCC) und zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD)
sollen bis zur kommenden Weltnaturkonferenz COP 17 in zwei Jahren die
Möglichkeiten eines gemeinsamen konventionsübergreifenden
Arbeitsprogramms für mehr Kooperation und Politikkohärenz geprüft
werden.
Meeresschutz
Auch im
Meeresschutz konnten entscheidende Erfolge erzielt werden. Nach acht
Jahren Verhandlungen ist ein Durchbruch bei der wissenschaftlichen
Beschreibung biologisch oder ökologisch bedeutender Meeresgebiete
gelungen. So wird es kĂĽnftig ein besseres und effizienteres Verfahren
geben, um biologisch wertvolle Meeresgebiete zu identifizieren, die
unter Schutz gestellt werden sollten. Dies ist nicht nur im Rahmen der
Weltnaturkonferenz relevant, sondern kann auch fĂĽr eine zukĂĽnftige
Ausweisung von Meeresschutzgebieten unter dem neuen UN-Hochseeschutzabkommen BBNJ genutzt werden.Fortschritte bei der Umsetzung
Die
internationale Staatengemeinschaft hat sich mit dem Globalen
Biodiversitätsrahmens von Kunming-Montreal (GBF) hohe und ehrgeizige
Ziele gesetzt. COP 16 war ein wichtiger Meilenstein zur ambitionierten
Umsetzung. Um eine gute und einheitliche Berichterstattung zu
ermöglichen, wurde der bei COP 15 verabschiedete Monitoring Framework um
weitere Elemente ergänzt.
Digitale SequenzinformationenAls ein neues, innovatives Finanzierunginstrument konnten sich die Vertragsstaaten des UN-Ăśbereinkommens ĂĽber die biologische Vielfalt (CBD)
auf die Einrichtung eines Fonds, den sogenannten "Cali – Fonds für den
fairen und gerechten Vorteilsausgleich bei der Nutzung von digitalen
Sequenzinformationen einigen". DafĂĽr wurde nun ein globaler Fonds auf
den Weg gebracht, um gemäß den Zielen der Konvention sicherzustellen,
dass Länder, insbesondere solche mit hoher Biodiversität, besser von der
Nutzung ihrer genetischen Ressourcen profitieren.
Digitale Sequenzinformationen (DSI) sind Träger der Erbinformationen
eines Lebewesens als Abfolge von Buchstaben dargestellt und diese
Darstellung in digitaler Form gespeichert. Diese Informationen sind
sowohl fĂĽr die Grundlagenforschung als auch fĂĽr kommerzielle Anwendungen
von Bedeutung und können wirtschaftliche Vorteile bieten.
Deutsche UnterstĂĽtzungIn
Cali konnte die Bundesregierung am Rande der Verhandlungen wichtige
politische Signale setzen. Der globale Fonds zur Umsetzung des Globalen
Biodiversitätsrahmens (GBFF) konnte mit weiteren 50 Millionen Euro aus
dem BMZ weiter gestärkt werden. Gemeinsam mit 40 Millionen Euro aus dem BMUV steigt die Unterstützung damit auf insgesamt 90 Millionen Euro.
Im Internationalen Weltnaturerbefonds Legacy Landscapes Fund (LLF) konnte das BMZ
ein eigenes Finanzierungsfenster für indigene Völker und lokale
Gemeinschaften einrichten und reagiert damit auf Forderungen nach mehr
finanzieller Unterstützung indigener Völker und lokaler Gemeinschaften.
Der LLF kombiniert öffentliche Mittel mit privaten Geldern, um
Naturlandschaften langfristig zu unterstĂĽtzen. Auch die britische
Regierung sagte in Cali 20 Millionen Pfund für den LLF zu – ein Zeichen,
dass der von Deutschland eingerichtete und auch von Frankreich und
Norwegen unterstĂĽtzte Mechanismus funktioniert.
Am Rande der voran gegangenen Weltnaturkonferenz COP 15 vor zwei
Jahren hat Deutschland gemeinsam mit Kolumbien die
NBSAP-Accelerator-Partnerschaft (National Biodiversity Strategies and
Action Plans) gegründet, um Länder dabei zu unterstützen, den Globalen
Biodiversitätsrahmen rasch und ambitioniert umzusetzen. Die
Partnerschaft zielt darauf ab, Ländern den Zugang zu technischer und
finanzieller UnterstĂĽtzung zu erleichtern, die ihren spezifischen
Bedürfnissen entspricht. Sie bietet Ländern und Organisationen die
Möglichkeit, auf einen umfassenden Service (Matchmaking Mechanismus)
zurückzugreifen, um maßgeschneiderte Lösungen für ihre finanziellen
Herausforderungen oder WissenslĂĽcken zu finden. Deutschland hat auf der
diesjährigen COP 16 den zentralen Matchmaking Mechanismus in Gang
gesetzt, indem BMUV
weitere 15 Millionen Euro zur VerfĂĽgung stellt. Flankierend zur
Partnerschaft unterstützt Deutschland mehrere Partnerländer direkt bei
der Umsetzung ihrer nationalen Biodiversitätsstrategien.
Auf die heute abgeschlossene Weltnaturkonferenz folgen in KĂĽrze zwei
weitere wichtige Vertragsstaatenkonferenzen fĂĽr den weltweiten Umwelt-
und Naturschutz: Noch dieses Jahr findet die 29. UN-Klimakonferenz sowie die 16. Vertragsstaatenkonferenz zur Bekämpfung der Wüstenbildung statt.
HintergrundDie
knapp zweiwöchige Konferenz in Cali, Kolumbien unter dem Motto "Frieden
mit der Natur" startete am 21. Oktober und hat Delegierte aus der
ganzen Welt zusammengebracht, um konkrete Schritte zur Umsetzung des
Globalen Biodiversitätsrahmens von Kunming-Montreal (GBF)
voranzubringen, der auf der 15. Weltnaturkonferenz im Dezember 2022 in
Montreal, Kanada, beschlossen wurde. Die Ergebnisse der 15.
Weltnaturkonferenz markierten als "Montreal Moment fĂĽr die Natur" einen
Meilenstein im globalen Naturschutz. Dabei soll der Globale
Biodiversitätsrahmen eine Trendwende einläuten: Von der Zerstörung hin
zur Wiederherstellung der Natur.
Um das zu erreichen, hat die Staatengemeinschaft vor zwei Jahren vier
langfristige Ziele bis 2050 und 23 Handlungsziele bis 2030 beschlossen.
Beispielsweise sollen die Lebensmittelverschwendung und die Verbreitung
invasiver Arten bis 2030 halbiert werden. Staaten sollen zudem
ermöglichen, dass Unternehmen und Finanzinstitutionen Aktivitäten
offenlegen, die sich schädlich auf die biologische Vielfalt auswirken.
Ein zentrales Ziel des Globalen Biodiversitätsrahmens ist es, mindestens
30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresfläche bis 2030 unter
effektiven Schutz zu stellen, sowie 30 Prozent der geschädigten
Naturräume wiederherzustellen. Außerdem sollen die Risiken durch
Pestizide bis 2030 halbiert und umweltschädliche Subventionen von 500
Milliarden Dollar abgebaut werden.
*Das Zitat der Ministerin wurde am 4.11. aufgrund eines
Ăśbertragungsfehlers redaktionell angepasst. (entsprechend der vorab
verschickten Stellungnahme )
Copyright: | © Bundesministerium fĂĽr Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (02.11.2024) |
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