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Der Weltklimarat (IPCC) hat heute den zweiten Teil seines 6. Sachstandsberichts vorgestellt. Im Fokus des aktuellen Berichts stehen die Folgen des Klimawandels sowie die Klimaanpassung. Der IPCC warnt: Die Klimarisiken für Ökosysteme und Menschen nehmen weltweit rapide zu.
Nur konsequenter Klimaschutz und frühzeitige Klimaanpassung können
Risiken verringern. Für Deutschland benennt die Klimawirkungs- und
Risikoanalyse des Bundes die größten Klimarisiken und dringendsten
Anpassungsbedarfe. Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt setzen
sich für eine vorsorgende Klimaanpassungspolitik ein. Dazu gilt es, die
rechtlichen Grundlagen zu verbessern und mehr finanzielle Mittel für die
Klimaanpassung bereitzustellen. Auch das Potenzial naturbasierter
Lösungen, wie die Wiedervernässung von Mooren oder die Aufforstung
nachhaltiger Wälder, soll besser genutzt werden, um die Umwelt- und
Lebensqualität in Deutschland zu verbessern.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke: "Die Unabhängigkeit von fossilen
Rohstoffimporten und Klimaschutz sind dringendere Aufgaben denn je. Nur
wenn wir beides ernsthaft voranbringen, können wir auch die notwendige
Anpassung an die Klimakrise bewältigen. Der massive Ausbau der
Erneuerbaren Energien und die nötige Anpassung von Gesellschaft,
Infrastruktur und Ökosystemen sind eine gewaltige Zukunftsaufgabe. Die
Bundesregierung wird die Klimaanpassung konsequent angehen: Unsere
vorsorgende Anpassungsstrategie wird klare Ziele vorgeben, das
Klimaanpassungsgesetz einen sicheren Rechtsrahmen schaffen. Städte und
Gemeinden unterstützen wir in ihrer Arbeit: mit Expertenberatung, mit
der Förderung von lokalen Anpassungsmanagerinnen und -managern und mit
Finanzierung für innovative Projekte und Klimaanpassung in sozialen
Einrichtungen. Mit dem Sofortprogramm Klimaanpassung erweitern und
ergänzen wir bestehende Maßnahmen. Darüber hinaus arbeiten wir an einer
dauerhaften Finanzierung der Klimaanpassung."
Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes (UBA)
Dirk Messner: "Der Weltklimarat wie auch unsere eigenen Analysen in
Deutschland zeigen, dass der Klimawandel die Lebensgrundlagen vor allem
nachfolgender Generationen verschlechtern kann. In Deutschland sind
davon alle Lebensbereiche betroffen – vor allem bei einem starken
Klimawandel. Das ist sehr beunruhigend. Wir müssen daher schnell und
konsequent Klimaschutz und Klimaanpassung vorantreiben. Der neue Bericht
des IPCC stimmt aber auch zuversichtlich: Anpassungsmaßnahmen werden
weltweit zunehmend umgesetzt und sind dann am wirkungsvollsten, wenn sie
umsichtig geplant sind und auf die regionale und lokale Situation
passen. So greifen in vielen Regionen der Welt – wie hier in
Deutschland – schon heute Anpassungsmaßnahmen, zum Beispiel: mehr
Grünflächen in Städten, oder wenn Flüsse und Bäche renaturiert werden,
um Schadensrisiken durch Hochwasser zu verringern. Wichtig ist,
Klimarisiken bei allen zukunftsweisenden Entscheidungen zu
berücksichtigen."
Der aktuelle Bericht des Weltklimarats IPCC beschreibt sehr deutlich
die Auswirkungen der Klimakrise. Bereits jetzt sind massive Folgen für
Ökosysteme und Menschen in allen Regionen der Welt sichtbar und die
weltweiten CO2 Emissionen steigen weiter. Die Auswirkungen
der Klimakrise werden Menschen und Ökosysteme auch dann vermehrt
belasten, wenn es uns gelingt, entschieden umzusteuern und die
Erderhitzung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. In Deutschland haben die
verheerenden Hochwasserkatastrophen im Juli 2021 rund 180 Menschenleben
gekostet und immense Schäden an Gebäuden und Infrastruktur angerichtet,
deren Behebung Jahre dauern wird. Starkregen und Hochwasser werden
Deutschland in Zukunft vor allem bei einem starken Klimawandel
voraussichtlich sehr viel häufiger treffen. Diese
Extremwetterereignisse, genauso wie die heißen und trockenen Sommer der
letzten Jahre waren nur die Vorboten. Häufigkeit und Intensität von
Hitzewellen werden zunehmen. Das belastet die Menschen, vor allem in den
Städten, und ist eine ernsthafte Bedrohung der Gesundheit.
Laut Weltklimarat kommen zu den dramatischen, offensichtlichen
Auswirkungen schleichende, aber nicht weniger gravierende Veränderungen.
Wie der IPCC heute hat die Klimawirkungs- und Risikoanalyse für
Deutschland im letzten Sommer gezeigt: Besonders empfindlich reagieren
Ökosysteme auf den Klimawandel, die bereits stark belastet sind, wie
beispielsweise Böden und Wälder, Meere, Flüsse und Seen. Sie sind von
Trockenheit, Starkregen und dem stetigen, schleichenden Anstieg der
Temperaturen bedroht. Neue Schädlinge und Pflanzenkrankheiten treten
auf, die Wasserqualität verschlechtert sich. Pflanzen und Tiere können
sich nur sehr langsam an ein verändertes Umfeld anpassen. Das
Artensterben wird durch eine schnellere Erderhitzung erheblich
beschleunigt. Daher ist die biologische Vielfalt einer der größten
Verlierer der Klimakrise.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke: "Verlierer dieser Entwicklung
ist aber nicht nur die Natur, sondern auch der Mensch: Denn Schäden an
Ökosystemen gefährden die wirtschaftliche Existenz zum Beispiel der
Fischerei und der Land- und Forstwirte. Und vor allem: Der Klimawandel
gefährdet auch unsere Gesundheit – und die der künftigen Generationen.“
Naturbasierte Lösungen in der Klimaanpassung wie die Renaturierung
von Gewässern oder Begrünung von Dächern, Straßen und Plätzen haben den
Zusatznutzen, dass sie auch Ökosysteme schützen und selbst zum
Klimaschutz beitragen. Für die Klimaanpassung sind naturbasierte
Lösungen daher wichtig, um eine nachhaltige und klimaresiliente
Gesellschaft zu erreichen – darauf weisen IPCC und die nationale
Klimawirkungs- und Risikoanalyse übereinstimmend hin.
Die aktuelle Umweltbewusstseinsstudie des Bundesumweltministeriums und des UBA
zeigt, dass Klimaanpassung ein dringender Wunsch der Menschen ist: Über
90 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu: "Der Klimawandel
findet bereits statt, deswegen sollten wir dringend Maßnahmen zur
Anpassung an seine Folgen ergreifen". UBA-Präsident
Dirk Messner: "Das ist ein klarer Auftrag an die Politik: Bund, Länder
und Kommunen müssen jetzt die Klimaanpassungspolitik verbessern und die
Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen beschleunigen. Die Klimawirkungs- und
Risikoanalyse des Bundes zeigt: Wir können und müssen in Deutschland
viel machen. Sie zeigt aber auch: Nur durch unverzügliches Handeln
können viele hohe Klimarisiken wirksam vermindert werden."
Kommunen sind in besonderer Weise von den Auswirkungen von Sturm,
Starkregen oder anderen Extremwetterereignissen betroffen.
Bürgermeisterinnen und Bürgermeister und Landrätinnen und Landräte
müssen in der Lage sein, bestmöglich eine Vorsorge betreiben zu können,
die zu den lokalen Gegebenheiten passt. Viele Landesregierungen fördern
auf unterschiedliche Weise die Erstellung von Starkregengefahrenkarten
auf kommunaler Ebene. Auf diese Weise erhalten Bürgermeisterinnen und
Bürgermeister und Landrätinnen und Landräte für ihre Region
zugeschnittene Informationen über mögliche Schwachstellen, an denen
Starkregenereignisse durch lokale Sturzfluten in besonderer Weise
Schäden anrichten können und sind somit in der Lage, dort dem Einzelfall
angemessene Vorsorgemaßnahmen zu ergreifen.
Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt unterstützen die Kommunen in Deutschland mit Förderung, Beratung und Kompetenzaufbau:
- Mit dem DAS-Förderprogramm unterstützt der Bund seit vielen Jahren Projekte vor Ort, die der Klimaanpassung dienen (weitere Informationen). DAS steht für die "Deutsche Anpassungsstrategie", eine Strategie, die der Bund seit 2008 vorantreibt und fortentwickelt.
- Mit der neuen Förderrunde, die Ende 2021 gestartet ist, legt das BMUV im DAS-Förderprogramm den Schwerpunkt auf den Aufbau eines systematischen Anpassungsmanagements in Kommunen. Die Förderung umfasst die Erstellung eines Nachhaltigen Anpassungskonzepts durch eigene Klimaanpassungsmanagerinnen und -manager der Kommunen sowie die Umsetzung des Konzepts und ausgewählter Maßnahmen. Darüber hinaus werden im Rahmen des Förderprogrammsinnovative Modellprojekte der Klimaanpassung gefördert.
- Soziale Einrichtungen, wie zum Beispiel Kindertagesstätten oder Alten- und Pflegeheime, unterstützen wir über ein eigenes Förderprogramm (weitere Informationen).
- Mit dem Zentrum KlimaAnpassung hat der Bund eine Einrichtung geschaffen, die allen Kommunen Expertenberatung und Kompetenzvermittlung anbietet (weitere Informationen).
- Durch den Zugang zur Wissensplattform für Klimaanpassung beim Kompetenzzentrum Klimafolgen und Anpassung (KomPass) beim Umweltbundesamt erhalten Länder und Kommunen eine verlässliche Informationsgrundlage für ihre Entscheidungen (weitere Informationen).
- Mit dem Bundespreis "Blauer Kompass" würdigen BMUV und Umweltbundesamt besonders innovative kommunale Klimaanpassungsprojekte mit Nachahmungscharakter. Projekte aus vier Kategorien können sich bewerben: Kommunen, private und kommunale Unternehmen, Bildungs- und Forschungseinrichtungen sowie Vereine, Verbände und Stiftungen. Bis 25. März 2022 können sie sich um den Blauen Kompass 2022 bewerben (weitere Informationen).
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