Mikroplastik – aus der Waschmaschine in die Umwelt

Erstaunliche Ergebnisse zu den Auswirkungen von unserem Waschverhalten.

Mikroplastik ist ein allgegenwärtiges Thema. Die kleinen Plastikpartikel finden sich heute sowohl in Ozeanen, Flüssen und Seen als auch in der terrestrischen Umwelt. Dort bedrohen sie die Biodiversität und die im Ökosystem heimischen Organismen – darunter auch wir Menschen. Wir nehmen diese sowohl durch die Luft als auch durch unsere Nahrung zu uns. Die exakten gesundheitlichen Folgen sind zwar bisher unbekannt, jedoch vermuten erst kürzlich erschienene Studien, dass die Anreicherung von Plastik in den Lungen Entzündungen hervorrufen kann. Mehr zu den Auswirkungen von Mikroplastik auf die Gesundheit finden Sie hier.
Laut dem National Ocean Service (NOAA) zählen zu Mikroplastik, Plastikteilchen kleiner als 5 mm. Dies finden sich etwa zu Peeling-Zwecken in Kosmetikprodukten wie Waschlotionen und Zahnpasta als auch in Beschichtungen von Düngemitteln (siehe fertilizerseurope). Jedoch gelangt auch durch große Plastikgegenstände Mikroplastik in die Umwelt, da diese mit der Zeit verfallen.
Die Plastikindustrie boomte in den letzten Jahrzehnten und der Umgang mit den dadurch produzierten Abfall ist immer noch umstritten.
Doch nicht nur durch achtloses Wegwerfen (Littering) von Kunststoffartikeln gelangen Kleinstplastikpartikel in die Umwelt, sondern auch durch Abwasser (bspw. Bekleidungsfasern).


Laut Untersuchungen von Wissenschaftlern der University of California, Santa Barbara (UCSB), ist die Menge an Mikroplastik in der terrestrischen Umwelt mittlerweile sogar höher als derer in Gewässern. 176.+500 Tonnen werden jährlich in die Umwelt eingebracht (zu Lesen hier).
Einer der Hauptgründe dafür sei die Behandlung von Abwässern. Durch Kläranlagen herausgefilterte Fasern werden im nächsten Schritt vermischt mit Klärschlamm und dann auf landwirtschaftlichen Nutzflächen ausgebracht. Alternativ findet man sie vergraben auf Mülldeponien (mehr dazu beim BBC).
Die Kunststofffasern lösen sich beim Waschen aus Polyester- und Nylonhaltiger Kleidung. Somit haben wir auch durch unseren Kleidungskonsum und – Umgang eine nicht zu unterschätzende Verantwortung für die Anreicherung von Mikroplastik in der Natur.
Wie hoch dieser Beitrag genau ist, untersuchte eine Studie der UCSB. Die beteiligten Forscher wollten herausfinden, woher die in der Umwelt allgegenwärtigen synthetischen Mikrofasern stammen. Dafür untersuchten sie die Produktion und Verwendung von Kunststoffkleidung in den letzten 65 Jahren auf der ganzen Welt.
Etwa 14% des globalen Plastiks wird genutzt, um Kunststofffasern herzustellen, wobei die Mehrheit in der Kleidungsindustrie genutzt werden. In den letzten Jahrzehnten stieg der Absatz und somit die Produktion von Klamotten an, während die Benutzungsdauer auf durchschnittlich 5 Jahre sank. Deswegen spricht man heutzutage auch von „Fast Fashion“. Die Menge der sich in Gebrauch befindlichen Kleidung stieg seit 1950 von 100.000 Tonnen auf 196 Millionen Tonnen im Jahr 2016 an. Allein China besitzt 76 Millionen davon, womit es 40% der global genutzten synthetischen Kleidung ausmacht. Die höchsten Pro-Kopf-Werte findet man jedoch in Nord Amerika, wo jeder durchschnittlich 62 kg an synthetischen Klamotten nutzt. Der globale Durchschnitt ist von 8 kg auf 26 kg gestiegen. Doch sogar höher ist der Anstieg an Mikrofasern, die in die Umwelt gelangen. Das liegt auch an der ökonomischen und technologischen Entwicklung, welche zu vermehrtem Gebrauch von Waschmaschinen und häufigeren Waschgängen führte. Insgesamt sind global 5,6 Millionen Tonnen Mikrofasern dadurch in die Umwelt gelangt. Die Hälfte der Emissionen geht jedoch nur auf das letzte Jahrzehnt zurück.
Mit den geschätzten Werten berechnete man, dass wohl 0,34 kg Kunstfaserpartikel sich pro Tonne gewaschener synthetischer Stoffe lösen. Die USA und Westeuropa nehmen im Jahr 2016 den dritten und vierten Platz im Ranking der, durch das Waschen gelöster Kunststofffasern, ein (siehe Grafik).
Dabei gelangt jedoch hier die Mehrheit in Kläranlagen (WWTP – Waste Water Treatment Plants) und von dort größtenteils als Klärschlamm (Biosolids) auf die Äcker. Über den Abwasserpfad gelangt also eine große Mehrheit der Plastikpartikeln letztendlich in der terrestrischen Umwelt und später dann auf unseren Tellern.


WAS KĂ–NNEN WIR TUN?
Dass synthetische Kleidungsstücke Plastikpartikel verlieren, ist eins der wohl unbekanntesten globalen Umweltprobleme. Die tägliche Menge in den Ozean gelangenden Mikroplastiks entspräche für die Stadt Berlin etwa 50.000 Plastiktüten. Die gemeinnützige Organisation „STOP! Microwaste“ gibt deshalb Tipps für „grüneres“ Waschen. Neben dem Tipp auf das Material neuer Klamotten zu achten und dabei möglichst kunststoffhaltige Stoffe zu vermeiden, bzw. diese falls doch nötig öfter auszulüften, statt zu waschen, hilft es auch folgende Regeln zu beachten:


1. Reibung vermeiden/vermindern!
Niedrige Schleuderzahl nutzen und keine harten Gegenstände (z.B. Schuhe) und Stoffe (Jeans) mitwaschen.
2. KĂĽrzere und kälter Waschen (Vermeidung des Faserabbruchs)
3. (Wenig) Ph-neutrales Waschmittel ohne Bleichmittel (möglichst ohne abrasive Materialien) benutzen!


Seit kurzem gibt es zudem in handelsüblichen Drogeriemärkten Waschsäcke zu kaufen, welche Kunststofffasern aus dem Waschgang herausfiltern sollen. Nach mehreren Waschgängen können diese per Hand von den Nutzern entfernt und im Kunststoffmüll entsorgt werden. Dadurch gelangen sowohl weniger Mikroplastik, als auch im Kunststoff enthaltene Giftstoffe, ins Wasser, welche später durch den Wasserkreislauf ins Ökosystem und letztendlich dadurch auf unseren Tellern landen.
Selbstverständlich liegt die Verantwortung für dieses Thema nicht zu 100 Prozent bei den Bürgern. Zusätzlich können weiterentwickelte Klärschlammbehandlungs-Technologien helfen, zukünftig Mikrofasern herauszufiltern bevor diese auf dem Feld landen. Diese können nämlich sowohl die physischen Bodenfunktionen, die Aktivität von Mikroorganismen einschränken und die Pflanzengesundheit beeinträchtigen. Da sich die Umsetzung dieser Technologien jedoch aktuell noch kompliziert gestaltet und Zeit bedarf, sind die Waschsäcke eine gute Möglichkeit direkt gegen die Kunststofffaserverschmutzung vorzugehen.
Wir führten Selbstversuche mit dem Waschsack durch, jedoch konnten wir nach einigen Waschgängen noch keine signifikanten Mengen an Plastikfasern entdecken. Wenn Sie Erfahrungen mit dem Waschsack oder anderen Maßnahmen zur Verhinderung von Mikroplastikfaser-Emissionen haben, freuen wir uns über Ihre Nachrichten! (gerne an meschnark@ia-gmbh.de)



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