Vor dem Hintergrund der Diskussion um die im Klärschlamm enthaltenen Schadstoff und der BSE-Problematik erstellte BIfA diese Studie. Primär geht es dabei um die Frage der Verfügbarkeit alternativer Behandlungs- und Entsorgungsverfahren sowie um deren ökologische und ökonomische Auswirkungen.
Rund 92 Prozent der etwa 3.000 bayerischen Kläranlagen verwerten ihren Klärschlamm landwirtschaftlich. Von der Gesamtmenge von ca. 292.000 Mg Trockensubstanz (TS) werden 47 % zu Düngezwecken eingesetzt.
Die Schadstoffbelastung des Klärschlamms wurde bereits erheblich reduziert, dennoch steht die landwirtschaftliche Verwertung wieder vermehrt in der Diskussion. Vor allem von Seiten der Politik wird gefordert, vollkommen auf die Ausbringung von Klärschlamm auf landwirtschaftlich genutzten Flächen zu verzichten. Vor diesem Hintergrund war es das Ziel der BIfA-Studie, ausgehend von der Darstellung der derzeitigen Entsorgungssituation und der Entwicklung der Schadstoffbelastung, mögliche verfahrenstechnische Alternativen zur landwirtschaftlichen Klärschlammverwertung aufzuzeigen, deren Kapazitäten und zeitlichen Verfügbarkeiten abzuschätzen und ihre ökologischen und ökonomischen Auswirkungen anhand von ausgewählten Szenarien zu diskutieren.
Der Anteil an Pflanzennähr- und Humusstoffen macht Klärschlamm für die Landwirtschaft interessant. Die zur Ausbringung benötigte Fläche macht aber nur einen Bruchteil der landwirtschaftlich genutzten Fläche Bayerns aus. Bei Verzicht auf die Klärschlammdüngung ist daher eine generelle Beeinträchtigung der Bodenfruchtbarkeit nicht zu erwarten.
Demgegenüber enthält Klärschlamm eine Reihe von wertmindernden Stoffen, im wesentlichen Schwermetalle, organische Schadstoffe und Krankheitserreger. Die Grenzwerte der AbfKlärV werden für die überwachten Schadstoffe i.a. nur zu einem geringen Anteil ausgeschöpft. Weitere Schadstoffe sind aber bekannt oder werden vermutet.
Neben der landwirtschaftlichen Verwertung bestehen zwar weitere biologische Verwertungsvarianten wie Kompostierung oder Vererdung. Aber auch hierbei entstehen Produkte, die direkt in die Umwelt eingebracht werden. Wird die landwirtschaftliche Verwertung hinterfragt, dann müssen auch diese Wege geprüft werden.
Zur alternativen Entsorgung bieten sich thermische Verfahren zur Inertisierung des Klärschlamms an. Der hierbei erzielbare energetische Nutzen ist aber im Vergleich zum Gesamtprimärenergiebedarf in Bayern sehr gering. Andere stoffliche Verwertungsmöglichkeiten bieten Zement-, Ziegel-, und Asphaltindustrie sowie die Möglichkeit der Deponieabdichtung.
Derzeit werden in Bayern die Mono- und Mitverbrennungskapazitäten in Höhe von 158.800 Mg TS genutzt. Für die Verbrennung aller Klärschlämme müssten zusätzlich noch Kapazitäten von 133.200 Mg geschaffen werden. Damit ist ein kurzfristiger Ausstieg aus der landwirtschaftlichen Klärschlammverwertung nicht möglich.
Eine Nährstoffrückgewinnung aus Klärschlamm vor der thermischen Behandlung ist aus ökologischer Sicht wünschenswert. Entsprechende Verfahren stehen zur Verfügung, sind aber in der Praxis der Abwasserbehandlung noch wenig verbreitet.
Die derzeitige Klärschlammentsorgung verursacht Kosten in Höhe von 100 bis 150 Millionen Euro pro Jahr. Bei Verzicht auf die landwirtschaftliche Klärschlammverwertung würden erhebliche zusätzliche Kosten für die Vorbehandlung an den Kläranlagen und die anschließende thermische Behandlung entstehen, wodurch sich die Abwassergebühren erhöhen würden.
Copyright: | © bifa Umweltinstitut GmbH | |
Quelle: | ||
Seiten: | 37 | |
Preis inkl. MwSt.: | € 18,50 | |
Autor: | Dipl.-Ing. (FH) Kerstin Baumann Dr. Dieter Tronecker Dr. Siegfried Kreibe Dr. Klaus Hoppenheidt Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Rommel | |
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