Der Trend zum "Ein-Tonnen-System"

Um das Ergebnis vorweg zu nehmen: „Eins“ kann künftig auch „drei“ – wie derzeit in München – oder „sieben“ (!) – wie in Berlin – sein.

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Viele bunte Tonnen hier, eine Tonne dort, abhängig von dem anschließenden „technischen Schicksal“ des Tonneninhalts, so wird m.E. die mittelfristige logistische Zukunft der Entsorgungswirtschaft aussehen. Das „Ein-Tonnen-System“ aber wird aus ökologischen und ökonomischen Gründen deutlich zunehmen; auch, weil wir die „Weltmeister der Wertstoffsammlung“ – unsere Abfallkunden, die Bürgerinnen und Bürger – in der Abfalltrennung in Küche und Keller sowie finanziell entlasten und dennoch die Hausabfälle nahezu gänzlich hochwertig verwerten können.

Debatte über den Sinn der Getrennthaltung. Mit beinahe zwei Milliarden Euro pro Jahr bezifferte Prof. Dr. E. U. von Weizsäcker, ehemaliger Direktor des Wuppertaler Instituts für Klima, Umwelt und Energie die Kosten der in Deutschland gängigen Hausmülltrennung - bezogen nur auf die getrennte Sammlung von Verpackungen, insbesondere für die Wiederaufbereitung der Kunststofffraktion. Doch deren ""ökologischer Rucksack"" sei äußerst klein: Mit dem Kunststoffrecycling werde kaum Energie oder Primärrohstoff eingespart, nur 1% des von Deutschland importierten Rohöls werde zu Verpackungen verarbeitet, nur ein sehr kleiner Teil davon stofflich wieder zu Öl oder Sekundärressource recycelt.

Den Menschen sei „reiner Wein“ einzuschenken. Weizsäcker fordert eine stärkere Unterordnung der Abfallpolitik unter die Klimapolitik und die energetische Nutzung nachwachsender Rohstoffe, statt der übertriebenen, ökonomisch und ökologisch unverantwortbaren Mülltrennung. ""Weg mit dem Sack"" titelte kürzlich die Frankfurter Allgemeine Zeitung und berichtete – ohne nähere Details – von einem erfolgreichen Großversuch, mittels vollautomatischer Sortierung Verpackungen aus Restmüll auszusortieren. Damit sei klar: Häusliche Abfalltrennung ist überflüssig. Auch der Rat der Umweltsachverständigen hat in seinem Gutachten 2002 den ökologischen Sinn der weitreichenden Getrenntsammlung bezweifelt, hält aber aus „pädagogischen“ Gründen an ihr fest: Die Bürgerinnen und Bürger könnten nicht nachvollziehen, dass nunmehr gemischt gesammelt werden soll, was ihnen Jahrzehnte von Kindesbeinen an zu trennen gelehrt wurde.

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Copyright: © HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst - Fakultät Ressourcenmanagement
Quelle: 64. Informationsgespräch (April 2004)
Seiten: 17
Preis inkl. MwSt.: € 0,00
Autor: Dipl.-Wirtschaftsing., Mag.rer.publ. Helmut Paschlau

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