Das Für und Wider der landwirtschaftlichen Klärschlammnutzung

Der Landwirt ist von alters her derjenige, der die Lebensgrundlage garantierte. Er war und ist nicht nur angesehen ob seines Besitzes, sondern für viele unter uns verbindet sich sein Beruf und sein Arbeitsethos mit einem wichtigen Beitrag zur Sicherung unseres Alltags. Und der von ihm genutzte, bearbeitet und meist auch bewahrte Boden ist im übertragenen Sinne in ähnlicher Weise auf Dauerhaftigkeit und Langfristigkeit ausgerichtet. Der Boden hat von allen Umweltkompartimenten die längsten Anpassungs- und Erholungszeiten.

  Die Landwirtschaft ist mit ihrer produzierenden, Werte schaffenden und bewahrenden Funktion einer der wichtigsten und zumindest in der Vergangenheit hoch angesehenen Sektoren unserer Gesellschaft. Sie steht damit zumindest auf den ersten Blick in einem gewissen Widerspruch zu dem Entsorgungssektor, für den der Begriff Klärschlamm steht, dem Entsorgungssektor in seiner heutigen Struktur mit seiner Schnelllebigkeit nach dem Motto Ex und Hopp. Hier ist also von vornherein Antagonismus zu vermuten oder zu erwarten.
Die landwirtschaftliche Klärschlammnutzung hat sich in unseren Regionen historisch im Zusammenhang auch mit der landwirtschaftlichen Nutzung des Abwassers zur Bewässerung entwickelt. Sie ist zumindest damit im Zusammenhang zu sehen. Am Anfang der systematischeren Sammlung von Abwasser wurde in bestimmten Regionen auch die Möglichkeit der teilweisen Nutzung dieser Wasserströme zur Bewässerung mit berücksichtigt. Und in zahlreichen ariden Gebieten ist dies heute noch der Fall. Dabei ging es oft nicht nur um das Wasser als solches sondern in voller Kenntnis um die Inhaltsstoffe des Abwassers auch um die Nutzung einiger dieser Komponenten. – Klärschlammnutzung ist also nicht erst eine Herausforderung an unsere Zeit mit den signifikant angewachsenen Schlammmengen, sondern hat sich seit Beginn der Siedlungsver- und -entsorgung als Option gestellt.
Dabei ist zu beachten, dass der deutsche Begriff des Klärschlammes selbst Assoziationen oder Vorstellungen weckt, die ganz und gar nicht mit den oben beschriebenen Wertevorstellungen des Landwirtes übereinzustimmen scheinen. Dies gilt nicht notwendigerweise für alle anderen Sprachen und damit wohl auch nicht für alle anderen Kulturkreise. So ist es sicherlich interessant, sich einmal die verschiedenen Begriffe und die damit verbundenen Vorstellungen anzusehen, die verschiedene Zeitalter und unterschiedliche Kulturkreise für die Rückstände aus der Abwasserreinigung entwickelten. Dabei werden stark auseinandergehende Assoziationen, die man mit diesen Rückständen verbindet, deutlich.



Copyright: © TK Verlag - Fachverlag für Kreislaufwirtschaft
Quelle: Verantwortungsbewusste Klärschlammverwertung (2001) (Juni 2001)
Seiten: 16
Preis inkl. MwSt.: € 0,00
Autor: Hermann H. Hahn

Artikel weiterleiten Artikel kostenfrei anzeigen Artikel kommentieren


Diese Fachartikel könnten Sie auch interessieren:

Doppelstrategie bei der Entsorgung
© Rhombos Verlag (9/2008)
Die rheinland-pfälzische Landesregierung setzt neben der landwirtschaftlichen Verwertung von Klärschlamm auch auf neue thermische Verfahren

Risiko bodenbezogene Klärschlammverwertung
© Rhombos Verlag (9/2008)
Aktuellen Untersuchungen zufolge können sich durch die Düngung vor allem organische Schadstoffe im Boden anreichern

Düngemittel aus Klärschlammasche
© Rhombos Verlag (9/2008)
Die Ergebnisse aus dem EU-Projekt SUSAN legen die großtechnische Umsetzung eines neuen thermochemischen Verfahrens für die Phosphor-Rückgewinnung nahe

Internationales Klärschlamm-Symposium
© Rhombos Verlag (9/2008)
Experten diskutierten Wege zu einer verantwortungsvollen Klärschlammentsorgung

Zukunft der Klärschlammentsorgung
© Rhombos Verlag (9/2008)
Aus Gründen des vorsorgenden Bodenschutzes sollte Klärschlamm mittelfristig nur noch thermisch verwertet werden

Name:

Passwort:

 Angemeldet bleiben

Passwort vergessen?