Wassersensible und klimagerechte Stadt- und Regionalentwicklung im Ruhrgebiet

Der Emscher-Umbau übernimmt als Europas größtes Infrastrukturprojekt die Rolle eines Impulsgebers für eine wassersensible Stadt- und Regionalentwicklung. Für die nachhaltige Transformation der Emscher- Region werden wasserwirtschaftliche Themen mit städtebaulichen, ökologischen und gesellschaftlichen Handlungsfeldern verknüpft. Dabei kommen im Rahmen eines transformativen Governance-Ansatzes verschiedene Planungs- und Dialogformate zum Einsatz.

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Bild des Ruhrgebietes durch offene Schmutzwasserläufe im Zuge intensiver Industrialisierungsprozesse der Montanindustrie geprägt. Die Emscher übernahm dabei weitgehend die Funktion der kanalisierten Ableitung industriellen und privaten Abwassers – mit zahlreichen ökologischen und sozialen Konsequenzen für die Bewohner der Region. Die mit dem Kohleabbau einhergehenden Bergsenkungen verhinderten eine unterirdische Entsorgung von Brauchwasser. Der schrittweise Bedeutungsniedergang des Bergbaus und das umfassende Struktur- und Erneuerungsprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen – die Internationale Bauausstellung (IBA) EmscherPark – eröffneten im Jahr 1991 die Möglichkeit einer ganzheitlichen Revitalisierung des gesamten Flusssystems und gaben den Impuls für Europas größtes Infrastrukturprojekt, den Emscher-Umbau.

Der Emscher-Umbau ist der Impulsgeber für die nachhaltige Entwicklung der Region

Im Rahmen dieses Generationenprojekts wurden innerhalb von drei Jahrzehnten die Emscher und ihre Nebenläufe auf ihrer Gesamtlänge von 329 km zu naturnahen Gewässern umgebaut. Das oberste Ziel war zu trennen, was nicht zusammen gehört: in der naturnah umgestalteten Emscher fließt im offenen Gewässer sauberes Fluss- und Regenwasser, während Abwasser unterirdisch durch Kanäle zu den Kläranlagen transportiert wird (Bild 1).Der Abwasserkanal Emscher (AKE), welcher das Schmutzwasser aus den Zuflusskanälen aufnimmt, ist 51 km lang und besteht aus Stahlbeton-Rohren mit Innendurchmessern zwischen 1,60 und 2,80 m. Ein Gefälle von 1,5 ‰ ist notwendig, damit das Abwasser mit einer Geschwindigkeit von vier Kilometern in der Stunde fließt. Würde der Kanal mit diesem Gefälle in einer Linie verlaufen, würde er Dinslaken in 80 m Tiefe erreichen. Dies wäre zu tief, um das Abwasser anschließend in die Kläranlage Emscher-Mündung im Städte-Dreieck Oberhausen, Duisburg und Dinslaken zu heben. Daher gleichen drei Pumpwerke das Gefälle aus und sorgen dafür, dass das Abwasser in acht bis 40 m Tiefe fließt.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasser und Abfall 11 (November 2021)
Seiten: 6
Preis inkl. MwSt.: € 10,90
Autor: Dr. Stephan Treuke
Anja Carina Kroos

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