Optische Methoden ermöglichen neuen Blaualgen-Schnelltest

Verfärbt sich im Sommer das Wasser in Badeseen und Teichen grün, dann handelt es sich dabei oft um Blaualgen. Diese können für Mensch und Tier gefährliche Gifte in sich tragen, so dass immer wieder Gewässer von den Behörden schon vorsorglich gesperrt werden müssen. Ein Physiker- und
Physikerinnenteam arbeitet an der Leibniz Universität Hannover an einem Schnelltest, um die giftigen Blaualgen schon vor Ort sicher von den harmlosen zu unterscheiden. Damit können die Kosten für Wasseruntersuchungen gesenkt und unnötige Gewässersperrungen vermieden werden.

Blaualgen, wissenschaftlich Cyanobakterien genannt, finden sich weltweit in langsam fließenden, stehenden oder rückgestauten Gewässern. Sie kommen im Steinhuder Meer genauso vor wie in Australien oder der Arktis. Blaualgen können einige der gefährlichsten natürlich vorkommenden Gifte der Welt bilden: die Cyanotoxine. Gerade im Sommer kommt es bei hoher Lichtintensität, einem Überangebot an Nährstoffen und anhaltend hohen Temperaturen oft zu einer starken Vermehrung der Blaualgen. Vermehren sich dann ausgerechnet giftbildende Blaualgen, werden Menschen und Tiere, wie zum Beispiel Hunde oder Weidevieh, gefährdet, wenn die Blaualgen absterben und das Cyanotoxin freisetzen. Dies ist auch in der Trinkwasserproduktion eine Gefahr, denn wenn eine giftige Blaualgenkolonie abstirbt oder während der Wasseraufbereitung geschädigt wird, werden binnen weniger Stunden die gefährlichen Cyanotoxine freigesetzt und führen trotz intensiver Überwachung immer wieder zu Vergiftungen.
Schon der Hautkontakt oder gar das Verschlucken von geringfügig mit Cyanotoxinen kontaminiertem Wasser führt u. a. zu Haut- und Schleimhautreizungen, Bindehautentzündungen, Ohrenschmerzen, Durchfall oder Fieber. Bei höheren Konzentrationen sind schwere Nerven- und Leberschäden und sogar der Tod möglich. Aus diesem Grund werden für die Naherholung und zur Trinkwassergewinnung genutzte Gewässer in der warmen Jahreszeit vorsorglich auf Blaualgenbefall überwacht und auch regelmäßig für Badende sowie andere Wassernutzung gesperrt bis durch zeit- und kostenintensive Laboranalysen das Ausmaß der Giftigkeit ermittelt werden kann.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasserwirtschaft - Heft 12 (Dezember 2020)
Seiten: 2
Preis inkl. MwSt.: € 10,90
Autor: Dr. Ann-Kathrin Kniggendorf
M. Sc. Christoph Wetzel
Prof. Bernhard Wilhelm Roth

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