Großtechnische Schließung von Stoffkreisläufen in der Bau- und Recyclingindustrie

Im Jahre 1986 wurde das Umweltleitbild der Schweiz vom Bundesamt für Umwelt (BAFU, vormals BUWAL) publiziert. Es legte die auch heute noch gültigen Eckpfeiler der Schweizerischen Abfallpolitik fest. So wurde zum Beispiel das Prinzip Vermeiden, Vermindern und Verwerten eingeführt. Dass dieses Prinzip in der Schweiz nicht konsequent durchgesetzt wurde, ist offensichtlich. Die Schweizer Bevölkerung hat heute eines der weltweit höchsten Abfallaufkommen pro Kopf. Heute ist das Schlagwort „Kreislaufwirtschaft“ aktuell. Dies ist ein weiterer Hinweis, dass das Vermeiden und das Vermindern immer noch nicht die notwendige Priorität haben. Es ist aber sicher richtig, dass wenn aus verschiedensten Gründen Abfall nicht vermieden oder vermindert wird, wenigstens die Kreislaufwirtschaft gestärkt wird.

Die Eberhard Unternehmungen betreiben seit 1993 erfolgreich und grosstechnisch Recyclinganlagen in der Flughafenregion Zürich. Mit diversen Anlagen wurden in dieser Zeit schon mehr als 12 Mio. Tonnen Material in den Baustoffkreislauf zurückgebracht.

Um das verbleibende Potential für das Recycling abschätzen zu können, wurde ingenieurmässig eine „Rangliste“ der Umweltbelastung der Schweizer Hauptabfälle erstellt. Daraus wird ersichtlich, dass der Bausektor ist für ca. 50 % der gesamten Umweltauswirkung verantwortlich ist, gefolgt von der Industrie mit ca. 30 % und den Haushalten mit 20 %.

Eine Bewertung der Umweltauswirkungsrangliste nach weiterem Reduktionspotential zeigt auf, dass bei vielen Abfallströmen keine Maßnahmen nötig sind. Gewisses Optimierungspotential bieten die chemischen Abfällen, das Bausperrgut, der Mischabbruch und der Ausbauasphalt.

Beim Elektroschrott und den Siedungsabfällen scheint eine Verminderung möglich.

Der grösste Handlungsbedarf insgesamt zeigt sich bei den Inertstoffen (Bau), dem Aushub und dem Gips. Falls z.B. lediglich 50 % des sauberen Aushubs der Schweiz verwertet – statt deponiert – wird und alle Rückbaumaterialien konsequent recycliert werden, müsste heute in der Schweiz kein Kies für die Betonproduktion mehr abgebaut werden.



Copyright: © Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben
Quelle: Recy & Depotech 2016 (November 2016)
Seiten: 8
Preis inkl. MwSt.: € 4,00
Autor: Patric Van der Haegen
R. Albert

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