Verfahren zur Verwertung von Dämmmaterialabfällen aus Mineralwolle in Spezialbaustoffen

Vor dem Jahr 2000 erzeugte und verbaute Mineralwollerzeugnisse sind nicht frei von Bedenken bezüglich ihrer negativen Auswirkung auf die menschliche Gesundheit – sie können gemäß TRGS 905 aufgrund ihrer Wirkung auf die menschlichen Atemwege als krebserzeugend eingestuft werden. Aus diesem Grund dürfen diese nicht zu neuen Mineralwollerzeugnissen recycelt werden und müssen einer alternativen Verwertung oder Beseitigung zugeführt werden, die eine Freisetzung der Mineralfasern in die Biosphäre ausschließt.

Eine bedeutende, entsorgungstechnisch jedoch problematische Abfallart in der Bauindustrie stellen Dämmmaterialabfälle mit künstlichen Mineralfasern (KMF) dar. In Deutschland fallen rund 200.000 – 300.000 Tonnen dieser Dämmstoffe als Abfall an. Diese fallen beim Rückbau von Wärmeisolierungen von Gebäuden oder Industrieanlagen an. Je nach Alter und Materialbeschaffenheit ist zwischen Dä̈mmmaterialabfällen zu unterscheiden, die keine gefährlichen Eigenschaften aufweisen, und solchen, die gemäß Gefahrstoffverordnung und TRGS 521 als krebserzeugend einzustufen und deshalb als gefährlicher Abfall zu entsorgen sind. Die re:cycon abfallmanagement und die K-UTEC AG haben ein Verfahren zur baustofflichen Nutzung von Dä̈mmmaterialabfällen entwickelt. Mit diesem Verfahren werden die Dämmmaterialabfälle vollständig in eine selbstständig erhärtende anorganisch-mineralische Matrix eingebunden, die sich in einem Big Bag befindet und im Stapelversatz oder auch als Dickstoff im Pumpversatz zu Einsatz kommen kann. Dieses innovative Verfahren entspricht den Zielvorgaben der Europäischen Union einer quasi abfallfreien Kreislaufwirtschaft.



Copyright: © Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben
Quelle: Recy & Depotech 2016 (November 2016)
Seiten: 6
Preis inkl. MwSt.: € 3,00
Autor: Jörg Gröper
Dittmar Lack

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