Wohin damit? - HBCD-haltige Dämmplatten verunsichern die Branche

Die Änderung der deutschen Abfallverzeichnisverordnung zum 30. September 2016 hat bundesweit zu Diskussionen mit Industrie, Entsorgern und Handwerksbetrieben geführt. Durch die Änderung hat der Gesetzgeber alte, mit dem Flammschutzmittel HBCD belastete Dämmstoffplatten aus Polystyrol als gefährlichen Abfall klassifiziert. Viele Entsorger verweigern schlicht deren Annahme oder sprechen von Notstand. Zu unrecht.

Foto: M. Boeckh (11.11.2016) Es kam quasi über Nacht und mancher Entsorger oder Containerdienst ging in die Verweigerungshaltung. Bauherren, die ihre demontierten Styroporplatten los werden wollen, standen vor einem Entsorgungsproblem, das bis dahin keines war, denn meist fällt Styropor gar nicht einzeln an, sondern ist mit anderem Bauschutt vermischt oder mit Mörtelresten verunreinigt. Eine Entsorgung in der Müllverbrennungsanlage (MVA) war kein Problem. War. Nun hat sich einiges geändert, und in manchen Bundesländern sind die Entsorgungswege plötzlich nicht mehr eindeutig geregelt. Zwar bemühen sich einige Länder, per Erlass den drohenden Entsorgungsengpass abzuwenden, doch wirkt das auf viele überhastet, vorschnell und nicht frei von weiterem Konfliktstoff.
Noch auf der Sitzung der Bund/Länder- Arbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA) am 21. September hieß es, man ändere nichts an der aktuellen Situation und der Einstufung als gefährlicher Abfall – trotz eines Brandbriefes, den der BDE am 06. September an alle Umwelt- und Wirtschaftsminister der Länder geschrieben hatte und in dem er vor dem drohenden Entsorgungsnotstand warnte. Der Aufschrei aus der Branche ließt nicht lange auf sich warten, als die erste MVA die Annahme von Styropor verweigerte. Nun sahen sich die Länder in Zugzwang und mussten reagieren...

Unternehmen, Behörden + Verbände: Industrieverband Hartschaum e.V., Verband der Bayerischen Entsorgungsunternehmen e.V. (VBS), Landesamt für Umwelt (LfU), vbw Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft
Autorenhinweis: Martin Boeckh
Foto: M. Boeckh



Copyright: © Deutscher Fachverlag (DFV)
Quelle: Nr. 11/12 - November 2016 (November 2016)
Seiten: 3
Preis inkl. MwSt.: € 0,00
Autor: Martin Boeckh

Artikel weiterleiten Artikel kostenfrei anzeigen Artikel kommentieren


Diese Fachartikel könnten Sie auch interessieren:

Rückführung von Gipsabfallstoffströmen - Identifizierung und Bewertung anfallender Gipsabfälle
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (11/2022)
Recyclinggipse können einen Beitrag leisten, den zukünftig wegfallenden REAGips zumindest teilweise zu kompensieren. Das Forschungsprojekt RueGips betrachtet bestehende Gipsabfallströme, prüft das Recycling dieser Abfälle, erarbeitet und erprobt ein Sammel- und Logistikkonzept für einen ausgewählten Abfallstrom. Kernziel des Projektes ist es, Lösungsansätze aufzuzeigen, welche die Rückführung von recyclingfähigen Gipsabfällen steigern und somit die Verfügbarkeit von RC-Gipsen erhöhen. Erste Ergebnisse des Projektes zeigen, dass in Deutschland überwiegend Gipsplattenabfälle aus dem Rückbau einem Recycling durch Aufbereitungsanlagen zugeführt werden und andere Gipsabfälle nicht bzw. nur in einem geringen Maße im Kreislauf geführt werden. Weiterhin konnte bereits ermittelt werden, dass Recyclinggipse nach Herkunft und bisheriger Anwendung unterschiedliche Herausforderungen mit sich bringen.

Behandlung von Steinwolle zur stofflichen Verwertung als Sekundärzumahlstoff in der Baustoffindustrie
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (11/2022)
Durch den Einsatz von künstlichen Mineralfasern (KMF) als Dämmstoff im Bausektor fallen diese bei Rückbaumaßnahmen als Abfälle an. Die Deponierung, als vorrangiger Weg der Entsorgung in Österreich, gestaltet sich aufgrund der niedrigen Rohdichte und geringen Formbeständigkeit des Materials als herausfordernd. Das Projekt „RecyMin“ beschäftigt sich daher mit dem Recycling von KMF und verfolgt dabei die verschiedensten Lösungsansätze, von der innovativen Deponierung bis zum Einsatz in der Zementindustrie (Sattler et al. 2020).

Circularity by Design – Können temporäre Wohnformen nachhaltig gestaltet werden?
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (11/2020)
Die Umweltauswirkungen verschiedener Wirtschaftssektoren sind angesichts der drohenden Auswirkungen des Klimawandels in den Fokus gerückt. Die Baubranche gilt als ein Sektor mit besonders großen Auswirkungen: Nach Angaben der Europäischen Kommission ist der Bau und die Nutzung von Gebäuden in der EU für fast die Hälfte aller gewonnenen Materialien und des Energieverbrauchs, sowie für etwa ein Drittel des Wasserverbrauchs verantwortlich (European Commission 2014). Daher wurde der Bausektor im Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft als einer der vorrangigen Bereiche definiert (European Commission 2015). In diesem Konferenzbeitrag steht temporäres Wohnen, und damit ein Teilbereich des Bausektors im Mittelpunkt. Darunter versteht man die Bereitstellung von Unterkünften für Menschen für einen bestimmten, zeitlich begrenzten Zeitraum an einem bestimmten Ort.

Blick aufs Ganze
© Rhombos Verlag (3/2019)
Die Bewertung der Ressourceneffizienz einer Baukonstruktion wird durch ihren gesamten Lebenszyklus beeinflusst

Alles gelöst: Recycling-Verfahren für HBCD aus Polystyrol-Abfällen kurz vor der Praxis
© Deutscher Fachverlag (DFV) (11/2018)
Wärmedämmplatten mit dem Brandschutzmittel Hexabromcyclododecan (HBCD) werden nicht mehr als gefährlicher Abfall eingestuft und brauchen keine Sondergenehmigung für die Entsorgung. So die Verordnung vom 1. August 2017. Allerdings gelten für HBCD-haltige Platten ein Getrenntsammlungsgebot und ein Vermischungsverbot mit anderem Bauschutt. Der gängige Entsorgungsweg ist die thermische Verwertung in der Hausmüll-Verbrennungsanlage. Aber es gibt hierzu eine sinnvollere Alternative.

Name:

Passwort:

 Angemeldet bleiben

Passwort vergessen?