Editorial: Zwischen den Ohren

Es ist eine „never ending story“ und keine mit gutem Ausgang. Beim Schreiben dieses Editorials kommt erneut eine Meldung über den Ticker, die wieder ein Desaster beschreibt, das im fernen brasilianischen Paraná geschehen ist: „Unfall mit explosiver Ladung: Lkw-Crash löst Inferno aus“ titelt n-tv. Ein mit Ethanol beladener Lkw krachte mit überhöhter Geschwindigkeit in die Leitplanke, ging in Flammen auf und riss sechs enschen in den Tod – alles aufgenommen per Überwachungskamera.

(15.09.2016) Aber auch in Europa werden unsere Autobahnen tagtäglich zum Schlachtfeld, auf dem Lkw auf der einen Seite, meist Pkw auf der anderen, sich ein ungleiches Duell liefern. Ob am Gotthard, am Viernheimer Kreuz, auf der A6 bei Sinsheim oder sonst wo. Immer wieder stellt sich die Frage nach dem Warum und nach der Vermeidung. Im Vorfeld der IAA Nutzfahrzeuge, der wir in diesem Heft wieder breiten Raum geben, scheint die Frage drängender denn je. Gibt es eine Technik, die helfen könnte, solche Unfälle zu vermeiden oder wenigstens abzuschwächen? Flugzeugpiloten antworten auf die Schuldfrage gerne: „Der Fehler lag mal wieder zwischen den Ohren“. Ob das für die Mehrzahl der Flugzeugabstürze gilt, mögen andere beurteilen. Für die Mehrzahl der Verkehrsunfälle gilt es zweifelsfrei. Es sind weder eine versagende Technik noch Wartungsmängel noch schlechte Straßen oder gar schlechtes Wetter. Es ist und bleibt der Mensch, der übermüdet, unkonzentriert, manchmal fahrlässig und eigentlich immer unter Zeitdruck die Gesetze der Physik missachtet und zu schnell in die Kurve fährt, seine Ladung schlecht gegen die Trägheitskräfte sichert oder auf den Vordermann zu dicht auffährt.
Die Lkw-Industrie versucht schon seit Jahren, mittels Fahrer-Assistenz-Systemen das Unfallrisiko zu senken. Jeder Lkw-Hersteller schwört auf seine Technik und kompatibel ist da nichts. Zwar ist der Einbau eines Brems-Assistenten bei Neufahrzeugen EU-weit Pflicht, allerdings erst seit Anfang November 2015. Und eine Nachrüstpflicht gibt es nicht. Es wird also noch Generationen von Brummis geben, bis sichdiese Technik auf unseren Straßen durchsetzt. Aber: Lügen wir uns nichts in die Tasche...

Autor: Martin Boeckh, Leitender Redakteur



Copyright: © Deutscher Fachverlag (DFV)
Quelle: Nr. 08/09 - September 2016 (September 2016)
Seiten: 1
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