Erfahrungen bei der Realisierung internationaler Wasserprojekte

Stellt der in Deutschland geschaffene hohe technische Standard für Ingenieurbüros, Anlagenbau- und Ausrüsterfirmen in außereuropäischen Projekten einen gewissen Startvorteil dar? Über die bei zwei ausgeführten Wasserprojekten gesammelten Erfahrungen bei Planung und Realisierung wird berichtet und die Herausforderungen des internationalen Geschäfts beleuchtet.

Wasserwerk Gaba III in Uganda
Der ostafrikanische Staat Uganda liegt in Äquatornähe am Viktoriasee, dem zweitgrößten Süßwassersee der Welt. Ausbleibende Regenfälle, intensive Wasserkraftnutzung am Seeauslauf und steigender Wasserbedarf der Bevölkerung und der Landwirtschaft führten zu sinkendem Wasserspiegel bei gleichzeitig zunehmendem Algenwachstum wegen fehlender Abwasserreinigung. Die Trinkwasserversorgung der Hauptstadt Kampala mit 1,3 Mio. Einwohnern erfolgt aus dem Viktoriasee. Die begrenzte Kapazität und nicht ausreichende Funktion der beiden bestehenden Wasserwerke GABA I (seit 1930 mehrfach umgebaut, 45.000 m3/Tag) und GABA II (seit 1992, 70.000 m3/Tag) am Ufer des Viktoriasees führten zu einer prekären Situation. Uganda erhielt für den Bau des dritten Wasserwerks GABA III (80.000 m3/Tag) eine erhebliche Finanzierung seitens der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW).
 
Wasserversorgung in Aiteke- Bi, Kasachstan
Das Gebiet östlich des abflusslosen Aralsees in Kasachstan gehört zu den wasserarmen Regionen der Welt. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge pro Jahr liegt bei nur 100 bis 200 mm, Tendenz weiter fallend. Die zurückgehenden Niederschlagsmengen treffen auf einen wachsenden Bedarf an Wasser. Seit Jahrzehnten wird aus den Zuflüssen des Aralsees Wasser in großen Mengen für riesige Reis- und Baumwollfelder in Kasachstan, Usbekistan und Turkmenistan abgezweigt. Das führte dazu, dass der Aralsee als ehemals viertgrößter Süßwassersee der Erde innerhalb von vier Jahrzehnten auf ein Drittel seiner ursprünglichen Fläche schrumpfte. Hafenstädte fielen trocken, der Fischfang wurde nahezu vollständig eingestellt. Große Salzmengen des ehemaligen Seegrundes wurden auf die Felder geweht, der Ertrag sank. Die Trinkwasserversorgung der Region ist katastrophal. Die Wasseraufbereitung aus dem Syrdariafluss funktioniert nicht, Pumpenanlagen und das Wasserverteilnetz sind desolat und teilweise außer Betrieb. Das Rohwasser des Syrdaria ist durch Pestizide verunreinigt. Die Rohrleitungen sind wegen der vielen Lecks verkeimt, die Wasserverluste sind erheblich. Deshalb wird das Netz nur wenige Stunden pro Tag betrieben. Dies hatte in den letzten Jahren teils erhebliche Beeinträchtigungen des Gesundheitszustandes der Bevölkerung zur Folge (hohe Turberkuloserate).



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasser und Abfall 04/2012 (April 2012)
Seiten: 5
Preis inkl. MwSt.: € 10,90
Autor: Dr.-Ing. Tankred Börner

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