Kippen im Piano - Abrollkipper der 20-Tonnen-Klasse
Größer, stärker, weiter: Entsorger müssen immer mehr Material immer weiter transportieren - und das schnell und effizient. Die finnische Multilift GmbH, weltweit führender Hersteller von Behälterwechselsystemen, reagiert darauf: Sie hat ein besonders kraftvolles und flexibles Wechselsystem für den Entsorgungsmarkt entwickelt.
17.09.2006 Die lange Schlange von Lkw auf europäischen Autobahnen ist Beweis genug: Der Transport von Gütern nimmt ständig zu. Das gilt für Europa und boomende Schwellenländer gleichermaßen. Weltweit wächst der Markt für den Güterumschlag schneller als die Weltwirtschaft. 2005 lag der Umsatz mit dem Transport von Gütern bereits bei vier Milliarden Euro.

Abfälle waren schon immer ein großer Teil davon. Über 30.000 Fahrzeuge schickt die Branche Tag für Tag auf bundesdeutsche Straßen. Rund 10.000 davon werden allein für Sammlung und Transport zur Sortierung, Aufbereitung, Behandlung und Deponierung von rund 40 Mio. Tonnen Hausmüll pro Jahr benötigt.

Aber gerade Abfälle und Sekundärrohstoffe werden derzeit in grundlegend neue Richtungen gelenkt. Mit dem Elektro- und Elektronikgerätegesetz sind die Hersteller verantwortlich für die Rücknahme und Verwertung alter Fernseher, Computer, Handys oder Neonröhren.
Die Logistik für jährlich rund 1,1 Mio. Tonnen Elektro- und Elektronik-Schrott musste neu organisiert werden. Dazu gehört die Aufstellung von über 7500 Containern bei bundesweit rund 1500 kommunalen Sammelstellen, die Abholung der vollen Behälter, die Lieferung an Aufbereitungs- und Verwerterbetriebe und die Entsorgung der schadstoffhaltigen Reste.

Eine Herausforderung für die Abfalllogistik ist auch die Umsetzung der Technischen Anleitung Siedlungsabfall (TASi) seit Juni 2005. Viele Jahrzehnte wurde der eingesammelte Haus- und Sperrmüll auf dem kürzesten Weg auf die meist gemeindeeigene Deponie gekippt.

Seit Inkrafttreten der TASi müssen die Abfälle thermisch oder mechanisch-biologisch vorbehandelt werden. Und die Anlagen dafür sind weit dünner gesät als Deponien. Es müssen also Umladestationen eingerichtet werden, der Entsorger braucht großvolumigere Fahrzeuge und muss weitere Strecken zurücklegen.

Nicht zuletzt steckt die Entsorgungsbranche in einer Phase der Neuorientierung - weg von der bloßen Abfallbeseitigung hin zur Versorgung mit Sekundärrohstoffen. Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) schätzt, dass 2005 in Deutschland durch den Einsatz von Sekundärrohstoffen - insbesondere von Stahl- und Aluminiumschrott - eine Wertschöpfung in Höhe von 3,7 Mrd. Euro entstand. Durch den weltweit steigenden Bedarf sind Sekundärrohstoffe eine wichtige Alternative zu Neumaterialien, betont das IW.
"Der Trend in der Entsorgung geht hin zu größeren Ladungen, weiteren Strecken und einem flexiblen Management unterschiedlicher Stoffe", bringt es Harald Stitterich, Produktmanager bei Multilift in Langenhagen, auf den Punkt. Das Unternehmen Multilift mit Hauptsitz im südfinnischen Raisio hat sich auf die veränderten Bedingungen eingestellt und ein neues Wechselsystem mit der Bezeichnung XR21S entwickelt, das erstmals auf der IAA Mitte September präsentiert wird. Das Hakengerät mit seiner Kapazität von 21 Tonnen kann besonders schwere Container und Lasten mühelos aufnehmen und transportieren. "Logistik ist und bleibt in der Entsorgung ein bedeutender Kostenfaktor", weiß Stitterich. Für größere Kosteneffizienz des neuen Multilifters sorgt eine variable elektronische Steuerung. "Sie macht das Handling der Container deutlich schneller und einfacher als bisher," erläutert Marketingexperte Seppo Heino.
Aufnahme und Absetzen der Behälter steuert der Fahrer von der Kabine aus mit einer einzigen Bewegung des Joysticks - im programmierbaren "Turbogang" arbeitet die Hydraulik des Fahrzeugs um ein Vielfaches schneller als bei Vorgängersystemen. Eine seitliche hydraulische Verriegelung sorgt selbst bei sehr schweren oder ungleichmäßig gefüllten Behältern für sicheren Transport auch über weite Strecken.

Außerdem wird das Handling der Stahlcontainer leiser: Das Hakengerät wurde so konstruiert, dass der vordere Kipprahmen vor dem Abladen wenige Zentimeter angehoben wird. Der Behälter kreischt nicht mehr über den Stahlrahmen, sondern rollt geräuscharm über Zusatzrollen ab. Durch seine vorgefertigten Löcher am Grundrahmen kann das Gerät nicht zuletzt nahezu ohne Schweißarbeiten, nur über Schrauben, auf dem Abrollkipper befestigt werden. Auch dieser Aspekt spart Zeit bei Konstruktion und Aufbau. "Ein Punkt, der immer wichtiger wird", betont Stitterich. Denn angesichts neuer Logistikstrukturen und wachsendem Wettbewerbsdruck nutzen Entsorger jede Möglichkeit zur Senkung der Kosten.
Unternehmen, Behörden + Verbände: Mulitlift GmbH, Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW)
Autorenhinweis: Christa Friedl
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