bifa-Text Nr. 37: Zur Abfallvermeidung motivieren? Eine Feldstudie mit Erfolgskontrolle

In Großwohnanlagen (GWA) werden Abfälle meist wesentlich schlechter getrennt als in weniger dicht bebauten Gebieten. Ein großer Teil der Wertstoffe landet in der Restmülltonne. Unter der Leitung des bifa Umweltinstituts haben Ingenieure, Psychologen und Managementtrainer über einen mehrjährigen Zeitraum nach den Ursachen geforscht und die Bewohner von Großwohnanlagen in Augsburg nach ihren Meinungen und ihrem Wissen befragt. Im Rahmen dieses Projektes wurden schwerpunktmäßig in einer GWA der Stadt Augsburg (Stadtteil Oberhausen) gemeinsam mit den Bewohnern systematisch Ideen entworfen und Maßnahmen ergriffen, um das Abfallvermeidungsverhalten wie auch die (Müll-)Situation vor Ort zu verbessern.

Hierzu wurde zunächst mit Hilfe von Methoden der empirischen Markt- und Sozialforschung die Situation vor Ort aus der Sicht der Betroffenen ermittelt, um auch spezifische Hinweise auf die Gründe für die ungenügende Abfallvermeidung und unbefriedigende Müllsituation in der betreffenden GWA zu erhalten. Daraufhin wurden spezielle Methoden der Organisationsentwicklung („Survey-feedback-Ansatz“) angewandt, um gemeinsam mit den Bewohnern Maßnahmen zur Intensivierung der Abfallvermeidung zu ergreifen. Der Erfolg dieser Interventionen wurde durch regelmäßige Abfallsortieranalysen, systematische Beobachtungen vor Ort, Interviews und Umfragen gemessen und kontinuierlich an die Betroffenen zurückgemeldet.
Zur Förderung der Abfallvermeidung in der GWA wurden zusammen mit den Bewohnern geeignete Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. Die Aktivitäten reichten von der Erstellung und Verteilung von Informationen (in deutscher und türkischer Sprache) bis hin zum Einhausen der Müllstationen um Fremdmüllanlieferungen zu vermeiden. Weiterhin wurde ein „Restekochbuch“ mit 40 Rezepten zusammengestellt, welches dazu beitragen soll, Essensreste (Bioabfälle) zu vermeiden. Die türkischen Bewohner der GWA wurden gezielt mit einer Vortragsreihe in türkischer Sprache in der nahe gelegenen Moschee über Abfallvermeidung informiert.
Positiv sind die Ergebnisse der Sortieranalysen, die einen Rückgang der Abfallmengen in Restmülltonne und Gelber Tonne belegen. Vor allem aber ist ein deutlicher Rückgang der Störstoffmenge – mit Ausnahme der Menge an Essensresten in der Biomülltonne – zu beobachten. Dies macht deutlich, dass die Botschaft „Müll vermeiden“ offenbar primär als „Müll trennen“ verstanden wurde. Zu einer zusätzlichen, erheblichen Reduzierung insbesondere der Mengen an Restmüll (-26 %), Wertstoffen (WS) Biotonne (-30 %) aber auch der WS Gelbe Tonne (-14 %) führte erst die gegen Ende der Arbeiten durchgeführte Absperrung der Tonnenstellplätze. Durch diese Maßnahme hatten nur noch Bewohner der GWA Zugang zu den Tonnen; die Entsorgung von Abfällen in die Container durch wohnanlagenfremde Personen wurde so unterbunden. Die Ef-fekte auf das Abfallvermeidungsverhalten der Bewohner waren nur gering. Obwohl die verwendete Methode bereits in einem anderen Projekt zur Abfalltrennung bereits mit großem Erfolg eingesetzt wurde.

Auftraggeber dieser Studie war das Bayerische Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz. Die federführende Bearbeitung und Koor-dination der Studie erfolgte durch bifa. Projektpartner waren der Sozialpädagoge und Managementtrainer Dr. Edgar Büttner. Das Büro FABION GbR wurde mit den Sortieranalysen betraut. Das Projekt wurde in besonderer Weise auch durch den Abfallwirtschafts- und Stadtreinigungsbetrieb der Stadt Augsburg, das Umweltreferat der Stadt Augsburg und die Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Augsburg unterstützt.
Ebenso in der Publikations-Reihe erschienen sind die bifa-Texte Nr. 35 „Abfalltrennung in Großwohnanlagen: Projektbericht“ und Nr. 36 mit dem Titel „Bewohner zu Mitstreitern machen – Eine Praxishilfe zur Abfalltrennung in Großwohnan-lagen“, welcher wertvolle Hinweise für Praktiker in den Kommunen bietet.


 



Copyright: © bifa Umweltinstitut GmbH
Quelle: Abfalltrennung (Oktober 2007)
Seiten: 47
Preis inkl. MwSt.: € 11,75
Autor: Dr. Siegfried Kreibe
Dr. habil. Michael Schneider
C. Schicker
Dr. Dieter Tronecker
Edgar Büttner

Artikel weiterleiten In den Warenkorb legen Artikel kommentieren


Diese Fachartikel könnten Sie auch interessieren:

bifa-Text Nr. 34: Abfallwirtschaft und Klimaschutz
© bifa Umweltinstitut GmbH (4/2007)
Beitrag der bayerischen Abfallwirtschaft zur Treibhausgas-Minderung

bifa-Text Nr. 33: Abfallaufkommen in Bayern: Prognose 2010 und 2016
© bifa Umweltinstitut GmbH (4/2007)

Kosten und Gebühren der Abfallwirtschaft in Bayern 2008
© Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (6/2008)
Gebührenvergleich aller 86 örE in Bayern; Abfallgebühren in den einzelnen Bundesländern; Strategien der Zusammenarbeit von Privatwirtschaft und Kommunen - Handlungsfelder und Beispiele

Kosten und Gebühren der Abfallwirtschaft in Bayern 2006
© Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (2/2006)
Die Abfallgebühren für einen durchschnittlichen 4-Personen-Haushalt wurden auf Basis der aktuellen Gebührensatzungen ermittelt. In Bayern wurden dabei erstmals die Abfallgebühren aller öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger aus 86 Landkreisen und kreisfreien Städten erfasst.

Kosten und Gebühren der Abfallwirtschaft in Bayern 2004
© Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (4/2004)
In einer bayernweiten Recherche wurden die aktuellen Gebühren für die kommunale Abfallentsorgung auf Basis der im Internet verfügbaren Gebührensatzungen der öffentlich- rechtlichen Entsorgungsträger ermittelt.

Name:

Passwort:

 Angemeldet bleiben

Passwort vergessen?

 
Leichtweiß-Institut
Physikalische und biologische
Aufbereitungs- und Behandlungs-
technologien, TU Braunschweig

ecovio® -
Erster Kunststoff der
BASF auf Basis nach-
wachsender Rohstoffe

Abfallausstellung
Nur wer die Geschichte kennt,
siegt im ewigen Kampf
gegen den Müll